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Bodypainting-Weltmeister bemalt "lebende Leinwände" (Fotogalerie)

Eine Kunst, die nicht für die Ewigkeit ist: Auf der Gartenschau bemalte Wolf Reicherter die Körper dreier Models.

13.08.2022 UPDATE: 14.08.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Nach stundenlangem Stillhalten posierten die Models beim Fotoshooting im Gerätehaus der Eppinger Feuerwehr. Foto: Angela Portner

Von Angela Portner

Eppingen. Knalliges Rot auf nackter Haut: Mit einem Schwamm grundiert Wolf Reicherter sein Kunstwerk, bevor er mit der eigentlichen Motivarbeit beginnt. Auf Einladung des Kunstfördervereins "Artificium" demonstrierte er auf der Gartenschau auf den Körpern dreier Models die Arbeit mit Pinsel und Farbe. Der gebürtige Eppinger, der inzwischen in London lebt und arbeitet, ist nicht nur bei internationalen Festivals anzutreffen, sondern zudem mehrfacher Weltmeister im Bodypainting. Models, die mit ihm gearbeitet haben, reisen ihm oft hunderte Kilometern hinterher. Eine von ihnen ist Lisa aus Graz. Die 27-Jährige sagt: "Es macht süchtig."

Es gibt kein Morgen bei dieser Kunst – sie ist vergänglich. Wasser und Seife reichen, damit der Körper wieder ein "unbemaltes Blatt" wird. Um das Werk nicht zu zerstören, bedeutet das für die Models allerdings auch, dass sie mit dem, was an ihre Haut kommt, vorsichtig sein müssen. "Andererseits gibt es wohl kaum ein schöneres Kleid, als jenes, welches wir jeden Tag tragen dürfen." Für das Österreicher Model Johanna hatte die Möglichkeit, sich in ein "lebendes Kunstwerk" verwandeln zu lassen, rückblickend noch eine viel wichtigere Bedeutung: "Ich habe einen besseren Umgang mit meinem Körper und mit mir selbst gefunden." Damit hat Reicherter ihr etwas geschenkt, für das manche Menschen jahrelang Psychotherapie brauchen: Selbstbewusstsein.

Die andere, die noch viel wichtigere Sache, ist der Spaß, den alle Beteiligten an dieser Arbeit haben. Bis zu sechs Stunden kann es dauern, bis das Werk fertig ist. Stillstehen müssen die lebenden "Leinwände" dafür nicht immer: Zwei Menschen, die Partner der gleichen Bewegung sind. "Es ist wie Tanzen", sagt Reicherter, dessen Erfolgsrezept die Beziehung zum Model ist. Damit es diesem gut geht, müsse er ständig im Kontakt bleiben und dessen Grenzen "ohne Wenn und Aber" respektieren. Im schlimmsten Fall könne das auch bedeuten, dass er seine Arbeit jederzeit unter- oder gar abbrechen muss.

Ganz wichtig beim Bodypainting ist die Auswahl der Farbe. Auch wenn es dafür inzwischen sogar in Drogerien ein großes Angebot gibt, sollte man besser nicht leichtsinnig zugreifen. Schließlich ist die Haut nicht nur das größte menschliche Organ, sondern über sie können auch viele Stoffe in den Körper gelangen. "Da ist viel Mist dabei", sagt Reicherter, der sehr teure, hochpigmentierte, dafür aber völlig ungiftige Farben verwendet, die sich leicht wieder entfernen lassen.

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Dass die Kunst nicht für die Ewigkeit ist, war für den heutigen Buchillustrator der wohl wichtigste Grund, sich mit Bodypainting zu beschäftigen. Es ist ein Abenteuer, auf das er sich immer wieder aufs Neue einlassen muss, denn: "Jeder Körper ist anders." Aus Erfahrung weiß er, dass er mit vorher entwickelten Motivkonzepten meist nicht weit kommt. Hilfreich können dagegen die Gespräche mit den Models sein, die oft "super Ideen" hätten. Im Grunde ist jedoch immer das Ansetzen des Pinsels der Beginn eines spontan entstehenden Kreativprozesses, den man "einfach laufen lassen" muss.

Die Bewunderung der Besucher war dem Künstler und seinen Models an diesem Nachmittag sicher: Viele nutzten die Gelegenheit, ihm bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen. Einige wenige trauten sich danach sogar, ihren Partner in ihr ganz eigenes Kunstwerk zu verwandeln. Pausenlos klickten Handykameras und Fotoapparate, um die fast schon magisch anmutenden Motive festzuhalten.

Für die danach folgenden Shootings war die ukrainische Bodypainting-Fotografin Irina Skripnik aus Berlin angereist. Sie fotografierte den in einen Krieger verwandelten Steve aus Hongkong vor den Skulpturen auf dem Gartenschaugelände, und am Abend gab es mit beiden Models einen inoffiziellen Fototermin im Feuerwehrgerätehaus.

Das Körperkunst-Projekt wird gefördert von der Kulturstiftung der Kreissparkasse Heilbronn. Die "Mitmach-Aktion" im Beisein des Künstlers findet bis einschließlich Sonntag, 14. August, auf der Gartenschau statt.

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