Chöre singen bei Gartenschau für Frieden
Chöre aus verschiedenen Nationen haben bei der Gartenschau ihre Stimme erhoben. Das Projekt war eine "Mammutaufgabe".

Von Angela Portner
Eppingen. Gemeinsam für den Frieden zu singen ist gleichzeitig ein starkes Zeichen gegen den Krieg. Acht Chöre und rund 180 Sängerinnen und Sänger, Instrumentalisten und Solisten aus verschiedenen Nationen haben dafür auf der Sparkassenbühne ihre Stimme erhoben. Auch Oberbürgermeister Klaus Holaschke war dabei. Nelly Holzki, die nicht nur Chorleiterin des Gesangsvereins ist, sondern auch ukrainische Wurzeln hat, hatte die Idee zu dem Projekt. Pfarrer Johannes Wendnagel aus Pfaffenhofen streute immer wieder christliche Botschaften ins Programm und erhob mit dem Lied von Udo Lindenberg "Wozu sind Kriege da" stellvertretend für die Fragen eines Kindes immer wieder auch selbst die Stimme für ein friedliches Miteinander.
Der Traum vom Frieden darf keiner bleiben. Für Holaschke haben Werte wie "Zusammenhalt und Solidarität" oberste Priorität. "Sie dürfen nicht nach unten rutschen", mahnte er in seinem Grußwort. Inzwischen seien 160 ukrainische Geflüchtete in Eppingen, fast ausnahmslos bei einheimischen Bürgern, untergekommen. Sein Dank galt den vielen ehrenamtlichen Helfern sowie der Deutsch-Russisch-Ukrainischen Gesellschaft, die sich unermüdlich für deren Wohl einsetzen. Holaschke weiß, dass die meisten am liebsten so schnell wie möglich wieder in ihre Heimat zurück möchten. Doch angesichts der "Schreckensmeldungen", die man täglich in den Medien sieht, sähe es leider nicht danach aus, als würde das bald möglich werden. Lobende Worte und Bewunderung gab es vor allem für Holzki, die dieses "besondere Konzert" organisiert hat.
"Gib mir was, irgendwas, das bleibt", sangen die Chöre "Atemlos" aus Elsenz und "Peppt!" aus Pfaffenhofen. Wer vor einem Krieg flüchtet, für den beginnt das mit einem "kleinen bisschen Sicherheit" und wer dazu auch Verständnis, Hilfe und Freundschaft erfährt, für den bleibt bei allem Schmerz die Hoffnung. Das gemeinsam gesungene "Halleluja" war mehr als der Gott preisende Freudengesang, sondern ein Flehen darum, dass er alles heil werden lasse. Der Aufruf zur Empörung mit "Was keiner wagt" und der Ruf nach "Frieden" vom Vokalensemble "Only Men" oder "Fields of Gold" vom Chor "En Vogue" aus Frauenzimmern waren allesamt eine Forderung nach einem friedlichen Miteinander.
"Keine Mutter will ihre Kinder verlieren und keine Frau ihren Mann", sang Wendnagel und fand keine Antwort auf die Frage des zehnjährigen Kindes nach dem "Warum". Blutbad auf Blutbad zu häufen, könne kein Weg sein, ein Blutbad zu verhindern. Der Pfarrer beschönigte nichts: Mit dem Gedicht "S’ ist Krieg" von Matthias Claudius erzählte er die Geschichte eines Königs, der sich über das elendige Sterben zwar die Haare rauft, aber begehrt, nicht daran schuld zu sein. Ein Kriegslied voller Hilflosigkeit und Leid, das nach mehr als 200 Jahren nichts an Aktualität verloren hat. Dabei gäbe es doch "tausend Möglichkeiten" für eine Welt ohne Krieg. Gemeinsam in den Frieden ziehen und den anderen nicht als Feind zu betrachten, ist eine davon.
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"Es war eine Mammutaufgabe", sagt Holzki rückblickend über das Projekt, das nach den Pfingstferien startete. Neben den Proben der einzelnen Chöre gab es lediglich vier gemeinsame. Der Zuspruch in der Bevölkerung sei "riesengroß" gewesen und viele "Nichtsänger" hätten sich spontan entschlossen, für das Projekt ihre Stimme zu erheben. Die Frauen aus der Ukraine halfen mit Feuereifer bei der Organisation. Als "magisch" beschrieb Holzki den Moment, als alle Chöre gemeinsam die Friedenshymne von Udo Lindenberg und "From a distance" gesungen haben. Viele Akteure, eine Botschaft: "Wir wollen Frieden und hegen keinen Hass aufeinander."
Bei den volkstümlichen Liedern zupfte Julia Krämer die Balalaika und Olga Rühl musizierte am Akkordeon. Elisabeth Zich und Alesia Welz begleiteten den Abend am Klavier und Jürgen Braun an der Gitarre. Nach kurzer Einweisung bestand Holaschke bei "Jerusalem" seine solistische Feuertaufe und das Publikum stimmte ein. Dirigentin Holzki begeisterte nicht nur die Musiker, sondern auch die Zuhörer mit ihrer leidenschaftlichen und emotionalen Chorleitung. Zum Abschluss des Konzerts flogen 1000 Friedenstauben aus Papier in die Luft und tosender, stehend vorgebrachter Applaus gab dem Abend ein kraftvolles Leuchten.