Für U23-Trainer Wagner zählen "Fleiß und Arbeit - aber mit Sinn und Verstand"
Hoffenheims neuer U23-Trainer Vincent Wagner fürchtet sich nicht vor dem Druck, das Regionalliga-Team nach oben führen zu müssen.



Von Claus Weber
Zuzenhausen. Der Auftrag ist klar formuliert: Die U 23 der TSG Hoffenheim soll in den nächsten Jahren im Profi-Fußball spielen, von der Regionalliga in die Dritte Liga aufsteigen. So hat es Gesellschafter Dietmar Hopp bei der Mitgliederversammlung im Mai gefordert. Die Tabellenplätze 13 und 16 in den beiden vergangenen Spielzeiten entsprechen nicht den Ansprüchen, die man an den Bundesliga-Nachwuchs stellt.
Mit Vincent Wagner als Nachfolger von Kai Herdling, der derzeit den Fußballlehrer-Lehrgang des DFB absolviert, wurde ein Coach verpflichtet, der Ideen von außen einbringen soll. Der 36-jährige Nordhausener hat Erfahrung als Nachwuchstrainer in Bochum und Essen, war zuletzt für zwei Spiele als Co-Trainer bei Rot-Weiss im Einsatz und half dabei mit, den Ruhrpott-Klub in die Dritte Liga zu führen.3
Vincent Wagner, würden Sie sich selbst als einen Coach bezeichnen, der junge Talente entwickeln kann?
Ja, ich glaube schon, das ist auch mein Beruf. Ich bin ausgebildeter Pädagoge, habe die letzten drei Jahre am Leibniz-Gymnasium in Essen verbracht und dort Sport und Geschichte unterrichtet. Allerdings haben wir in Hoffenheim nicht mehr die reine Talentförderung, das sind hier schon junge Erwachsene.
Auch interessant
Wie würden Sie Ihren Arbeitsstil beschreiben?
Für mich zählen natürlich Fleiß und Arbeit. Aber mit Sinn und Verstand. Wir wollen die jungen Spieler nicht kaputttrainieren – auch wenn wir hier alle Möglichkeiten der Regeneration und beste Bedingungen haben, um Fußball zu arbeiten. Ich glaube, dass ich es verstehe, Fleiß und Spaß zu verbinden.
Dann ist Disziplin nicht alles?
Zum modernen Fußball gehört schon deutlich mehr dazu. Es muss auch viel aus der Gruppe kommen. In der Schule muss man den jungen Schülern immer viel aus der Nase ziehen, hier haben wir es mit jungen Erwachsenen zu tun, die in ihrer Entwicklung viel weiter sind. Die Jungs wollen nach oben. Bei der U23 von Hoffenheim ist man ja schon sehr, sehr nah dran an den Profis. Die Spieler wollen den letzten Schritt gehen, damit sie rüber ins Stadion kommen.
Wie sind Ihre bisherigen Eindrücke?
Ende Juni haben wir das Training aufgenommen. Unser Pensum ist sehr, sehr stattlich, da haben sich manche erschrocken. Aber alle ziehen mit und geben Gas. Sie haben aber auch alle ein großes Ziel vor Augen, sie machen es ja nicht für uns, sondern für sich. Ich bin sehr zufrieden, auch mit den guten Testspielergebnissen.
Die U23 startet am Sonntag um 14 Uhr mit dem Heimspiel gegen Kassel in die Saison, steht die erste Elf schon fest?
Wir haben einen großen Kader, haben viele Jungs von der U19 übernommen und auch bei den Profis ist noch Bewegung. Deshalb gibt es eine erste Elf noch nicht, und in einer Ausbildungsmannschaft, in der immer wieder Spieler aus dem Profikader eingesetzt werden, wird es die klassische erste Elf so auch nie geben.
Dietmar Hopp hat die Latte hochgelegt, will die U23 höherklassig spielen sehen. Wie gehen Sie mit dem Druck um?
Druck hast du im Fußball immer. Es wäre doch deutlich schlimmer, wenn wir als U23 das fünfte Rad am Wagen wären, als wenn man sagt, wir haben gewisse Ambitionen.
Spüren Ihre Spieler den Druck?
Für die Jungs macht das keinen Unterschied, die haben das klare Ziel, Profi zu werden, das definiert sich auch über Leistungen in der zweiten Mannschaft.
Welchen Spielstil bevorzugen Sie, eher offensiv oder defensiv?
Ich will immer Gas geben. Am liebsten Vollgas – alles auf Sieg. Foto: Grün