Neues oder altes Stadion?

Stadt und SV Waldhof bilden Arbeitsgruppe

Ein Gremium soll die Standortfrage für die Heimspielstätte beantworten. Präsident Bernd Beetz schließt das Carl-Benz-Stadion nicht mehr aus.

21.07.2022 UPDATE: 21.07.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden
Vor wenigen Wochen hatte sich eine Delegation des Gemeinderats vor Ort einen Eindruck über den Zustand des Carl-Benz-Stadions und seines Sanierungsbedarfs verschafft. Foto: Alfred Gerold

Von Alexander Albrecht

Mannheim. Im Carl-Benz-Stadion weiterspielen oder einen neuen Fußball-Tempel an anderer Stelle bauen? Seit Monaten diskutieren Fans des SV Waldhof, die Vereinsspitze, die Verwaltung und das politische Mannheim teils sehr emotional über diese Grundsatzfrage. Jetzt machen die entscheidenden Akteure gemeinsame Sache, wie Oberbürgermeister Peter Kurz bei der Sitzung des Hauptausschusses des Gemeinderats bekannt gab.

Zuvor hatte er sich mit den beiden Hauptverantwortlichen des Traditionsclubs – Präsident und Mäzen Bernd Beetz und Geschäftsführer Markus Kompp – auf die Bildung einer Arbeitsgruppe verständigt.

Bisher, so Kurz, sei die Standortfrage noch gar nicht mit der notwendigen Tiefe geprüft worden, um eine belastbare Aussage zu treffen. Vertreter der Stadt und des Vereins wollten mit externer Beratung planungs-, emissionsschutz- und naturschutzrechtliche Themen erörtern. Und natürlich geht es auch ums Geld, um Investitionen in das Carl-Benz-Stadion oder einen Neubau. Auf Nachfrage sagte Kurz, dass sich Kompp und Beetz beide Varianten vorstellen können. Das wäre eine Kehrtwende.

Noch Mitte Februar hatte Kompp der RNZ gesagt, dass die Familie Beetz bereit sei, für den Bau eines neuen Stadions – und nur dafür – 60 Millionen Euro zu investieren. Der Präsident hätte ihm bei dem Gespräch versichert, diese Zahl nie genannt zu haben, betonte nun Kurz. Und klar sei auch, dass vor einem finanziellen Engagement ein gemeinsames Ergebnis stehen müsse, "wovon ich ausgehe", erklärte der OB. "Insofern sind wir da auf einem guten Weg der Klärung."

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Ein Problem des Carl-Benz-Stadions ist die Lage und die Nähe zum Wohngebiet im Stadtteil Neuostheim. Manche Spiele in der Zweiten Liga, die der SVW anpeilt, werden erst um 20.30 Uhr angepfiffen. Der Lärmschutz für die Anwohner greift aber bereits um 22 Uhr. Ein Knackpunkt, der sich auch an einem alternativen Standort nicht so einfach aus der Welt schaffen ließe, sagte Kurz. In der Diskussion ist unter anderem das Gelände der ehemaligen Spiegel-Fabrik.

Eigentlich hatte sich der Ausschuss "nur" damit zu befassen, den Spielbetrieb im 30 Jahre alten Carl-Benz-Stadion in der Drittliga-Saison 2023/24 zu sichern. Dafür müssen rund acht Millionen Euro in die Hand genommen werden. Als Sofortmaßnahme für die übernächste Spielzeit hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) eine neue LED-Flutlichtanlage und eine Erweiterung der Fläche neben dem Spielfeld – damit Spieler und Kamerateams genügend Abstand zueinander haben – zwingend vorgeschrieben. Außerdem müssen das Stromnetz ersetzt und Rollstuhlfahrern geeignetere Plätze zur Verfügung gestellt werden.

CDU-Fraktionschef Claudius Kranz kritisierte, dass der SV Waldhof die Stadt über bauliche Defizite bereits vor einem Jahr informiert hatte. Die Verwaltung habe den Ball aber erst auf politischen Druck hin aufgenommen und Untersuchungen in Auftrag gegeben. "Das hätte flotter und schneller gehen können", sagte Kranz und verwies auf das Notstromaggregat, das ins Erdreich absank und von Holzpfeilern getragen wird. Der CDU-Mann erkundigte sich zudem danach, ob Bernd Beetz – wie von ihm in Aussicht gestellt – bereit sei, die Kosten für die Sofortmaßnahmen zu stemmen.

"Die Ausschreibungsregeln für die Arbeiten gelten auch bei einem privaten Engagement, daran kommen wir nicht vorbei", sagte Kurz nüchtern, ohne die Frage konkreter zu beantworten. Sport- und Baubürgermeister Ralf Eisenhauer sprang seinem SPD-Parteifreund bei und stellte klar: "Wir haben als Eigentümer des Stadions jederzeit einen ordnungsgemäßen Spielbetrieb sichergestellt." Mit Stadtrat Bernhard Boll meldete sich ein weiterer Genosse zu Wort. "Wenn im Gremium der Eindruck entsteht, die Verwaltung habe gebummelt, dann ist dem zu widersprechen."

Der Gemeinderat habe sich immer dafür eingesetzt, den Spielbetrieb in der Dritten Liga zu sichern. Man habe über Gutachten den Sanierungsaufwand erfahren wollen und auch, welche Kosten bei einem Aufstieg des SV Waldhof in die Zweite oder gar Erste Liga anfielen. Für das Unterhaus belaufen sich die Aufwendungen aus Expertensicht auf 49 Millionen Euro, für das Oberhaus sind es zwölf Millionen mehr.

Wie alle anderen Stadträte begrüßte Denis Ulas von der Li.Par.Tie-Fraktion die Arbeitsgruppe. "Wir glauben aber, dass ein Neubau allein schon wegen mangelnder Standort-Alternativen scheitern wird."

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