Neues Stadion

Waldhof-Bosse wollen "Vorzeigeprojekt" für Mannheim schaffen

Präsident Bernd Beetz und Geschäftsführer Markus Kompp äußern sich im RNZ-Interview zum anvisierten Bau eines neuen Stadions.

08.06.2022 UPDATE: 09.06.2022 06:00 Uhr 5 Minuten, 42 Sekunden
Das Carl-Benz-Stadion ist nicht mehr "darstellbar". Luftbild: Kay Sommer
Interview
Interview
Bernd Beetz (o.) und Markus Kompp
Präsident und Geschäftsführer des SV Waldhof

Von Daniel Hund

Mannheim. Der SV Waldhof wünscht sich ein neues Stadion. Mittlerweile scheint das immer realistischer zu werden. Die RNZ hat mit Präsident Bernd Beetz und Geschäftsführer Markus Kompp gesprochen.

Bernd Beetz, Markus Kompp, kürzlich wurde im Fachausschuss des Mannheimer Gemeinderats getagt. Es ging um die Stadionfrage des SV Waldhof. Wie werten Sie die Gespräche?

Bernd Beetz: Das war vom Gemeinderat ein überzeugendes Votum. Wir haben aufgetragen bekommen, das Carl-Benz-Stadion sofort für diese Saison sicher betriebsfähig zu machen. Mir ist noch aufgefallen, dass es ein klares politisches Votum des Gemeinderates für die gesellschaftliche Bedeutung des Waldhofs, seine Integrationskraft und als Aushängeschild für die Stadt gab. Wohlgemerkt fraktionsübergreifend. Das hat mich beeindruckt. Klar ist, dass die Stadtverwaltung da erstmal eher zögerlich und vertröstend ist.

Markus Kompp: Es freut uns, dass das Thema im Mannheimer Gemeinderat so konstruktiv diskutiert wurde und die Wichtigkeit angekommen ist. Jetzt gilt es allerdings auch keine weitere Zeit mehr zu verlieren, und die nächsten Schritte gemeinsam mit der Stadt zu besprechen und auch anzugehen. Wir dürfen uns am Ende nicht aus dem Profifußball zurück in den Amateurfußball diskutieren.

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Was würde mit den unmittelbaren Sanierungsplänen und Sofortmaßnahmen für die übernächste Saison im Falle eines Verbleibs in der 3. Liga geschehen?

Markus Kompp: Wir wollen den Vorschlag der Freien Wähler ML und der CDU aufnehmen und haben der Stadt nach der Sitzung unmittelbar mitgeteilt, dass wir bereit sind das Management der Sanierung zu übernehmen. Das würde dann auch sicher günstiger und schneller. Wir könnten das in direkter Bedarfsabsprache mit DFB, DFL und TÜV vornehmen, mit denen wir permanent in Kontakt stehen. Wir freuen uns, dass nun endlich gehandelt werden soll. Der Betrag aus dem Gutachten über acht Millionen ist insbesondere auch unabhängig einer möglichen Entscheidung für einen Neubau zwingend für die Stadiontauglichkeit und Betriebssicherheit ligaunabhängig notwendig.

Bernd Beetz: Es gibt diesen Betrag von acht Millionen, der notwendig ist, um das Stadion für die nächste Saison betriebssicher zu machen. Das hat der Gemeinderat klar in Auftrag gegeben und herausgearbeitet. Die Kernwährung im Profifußball allerdings sind die VIP-Logen, um die es bei der unmittelbaren Sanierung ja noch überhaupt nicht geht.

Welche Gründe sprechen denn noch gegen das Carl-Benz-Stadion im Hinblick auf die 1. und 2. Bundesliga?

Markus Kompp: Das Carl-Benz-Stadion ist unabhängig von der Liga strukturell, bautechnisch und wirtschaftlich nicht darstellbar. Strukturell gibt es bereits jetzt sehr große Probleme. Bautechnisch gäbe es nur mit großem unverhältnismäßigen Aufwand suboptimale Lösungen. Wirtschaftlich ist das kein Stadion das unterstützt, sondern da müssen wir bei aller Romantik für das geliebte CBS ehrlich sein, verhindert und kostet. Ab der zweiten Liga kommt das baurechtliche Aus aufgrund der limitierten Baugenehmigung vor Ort. Wenn man das kommen sieht, sollte man das nicht aus Prinzip schönreden.

Bernd Beetz: Es ist ja eine Frage des gesamten Aufwands. Einige Dinge sind dort sehr limitiert. Wer schon mal einen Altbau saniert hat, der weiß, dass jede Position nach oben hin völlig offen ist.

Es wird auch angeführt, dass aus Gründen des Umweltschutzes kein neues Stadion gebaut werden sollte…

Markus Kompp: Das ist nicht korrekt. Eine Kreativität beim Neubau wird mehr zum Umweltschutz beitragen als der Erhalt des alten Stadions. Die Verkehrssituation und der weitere Betrieb muss ebenso berücksichtigt werden wie die Nutzbarkeit. Ein Neubau kann CO2 positiv im Unterhalt sein und mit einem guten Konzept kann auch der Neubau klimaneutraler als eine Sanierung sein.

Bernd Beetz: Wir wissen, dass die Nachhaltigkeit im Sinne der Umwelt eines neuen Stadions wesentlich höher ist als es eine Renovierung wäre.

Wie soll denn das neue Stadion finanziert werden?

Bernd Beetz: Das ist eine Aufgabe der Stadt. Ich wurde aus dem Gemeinderat angesprochen und habe das positiv beantwortet. Die Stadtverwaltung hat es aber bisher abgelehnt darüber zu sprechen. Ich bin für Gespräche mit dem Oberbürgermeister Dr. Kurz jederzeit bereit, aber keiner, der sich hier aufdrängt.

Markus Kompp: Hier muss man kreativ sein und aus anderen bereits umgesetzten Finanzierungs- und Betriebsmodellen lernen. Auch bei der Finanzierung ist eine für Stadt, Verein und Steuerzahler gute Lösung möglich. Man muss gemeinsam darüber reden und zwar zügig, denn auch dies gehört zur Gesamtbetrachtung der Lage. Es darf in dieser Diskussion nicht die Erlösseite der Stadt durch die Vermarktung des jetzigen Standorts und bei entsprechender Verwertung durch mögliche Steuereinnahmen vergessen werden. Wer Kosten als Argument für eine Entscheidung aufzeigt, muss auch die Einnahmen für eine volle Transparenz benennen.

Aber Sie würden sich beteiligen, wenn es darauf ankommen würde …

Bernd Beetz: Ich bin ein Sohn Mannheims. Ich will, dass Mannheim in einem guten Licht steht. Für jede Stadt in Deutschland ist der Profi-Fußball das Aushängeschild. Kurz um: Natürlich bin ich bereit mitzuwirken, wenn man mit mir reden will.

Die Standortfrage: Wo soll das neue Stadion hin?

Markus Kompp: Wir werden uns aus dieser Diskussion raushalten, denn das ist eine Frage der Stadtentwicklung. Aus meiner Sicht gilt es bei der Auswahl aber einige Dinge zu beachten: Der Umweltschutz in einer gesamtheitlichen Betrachtung sowie Lärmschutz für Anwohner. Das Verkehrs- und Sicherheitskonzept. Multifunktionale Nutzungsmöglichkeiten vor Ort. Wirtschaftlichkeit. Wo dies alles gegeben ist, muss die Stadt beantworten. Am jetzigen Standort treffen jedoch alle Faktoren nur unter großen Abstrichen teilweise oder eben gar nicht zu. Herr Kaliske (Anm. d. Red. Mannheims Leiter des Fachbereichs Sport- und Freizeit) forderte alle auf, einen Radius von 800 Metern ohne Anwohner im Stadtgebiet zu finden. Beim CBS ist mir das nicht gelungen.

Bernd Beetz: Ich hoffe, dass der Gemeinderat da eine gute Rolle spielen wird. Es wurde ja treffend in der Sitzung formuliert: Wer sucht, um zu finden, der findet auch. Beurteilt man es anhand von Fakten und damit auch an den Kosten, dann ist das Bösfeld wohl am besten geeignet, weil die Infrastruktur dort schon steht. Aber ich will mich hier nicht als großer Stadtentwickler aufspielen. Wir gehen jede sinnvolle Lösung mit.

Der Fan-Dachverband Pro Waldhof, der in vielerlei Hinsicht einen sehr guten Job macht, hat das Gelände an der Spiegelfabrik ins Spiel gebracht. Das ist ein romantischer Ansatz, quasi zurück zu den Wurzeln.

Bernd Beetz: Das sehe ich durchaus ähnlich. Auch das wäre theoretisch eine sehr charmante Lösung.

Markus Kompp: Neben dem romantischen Ansatz würde diese Lage auch eine noch bessere Nutzung durch Implementierung von Kita, Kino, Restaurant, Fitnessstudio und Geschäfte des täglichen Bedarfs, etc. für den Stadtteil ermöglichen. Hier können Synergien entstehen. Warum nicht Kita unter der Woche und an Spieltagen ein Waldhof Kids Club zur Betreuung der jungen Fans?

Wann werden die Gespräche mit der Stadt intensiviert? Und welches Ziel verfolgt der SVW hier?

Bernd Beetz: Am 22. Juni gibt es eine Begehung des Carl-Benz-Stadions durch den Gemeinderat. Was die Stadt dann vorhat, müssen sie dort erfragen.

Markus Kompp: Wir hoffen bald. Bislang waren die Termine reine Informationsveranstaltungen über Entscheidungen der Stadtverwaltung. Dass das nicht zielführend ist, hat man bei der letzten "Sanierung" 2019 mit vier Millionen Euro unter anderem für die Verdoppelung einer alten Flutlichtanlage gesehen, die nun auf den Müll wandert und sieht man auch an der aktuellen Studie. Viele der dortigen Vorschläge hatten wir bereits die letzten Jahre vorgetragen. Jetzt dauert alles länger und wird teurer. Für die Zukunft sollte man das Management der Probleme anpassen und die relevanten Entscheidungen gemeinsam oder nach Rücksprache mit uns treffen.

Wie ist das Verhältnis zwischen Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und dem SV Waldhof?

Bernd Beetz: Ich suche immer den Schulterschluss mit Herrn Dr. Kurz. Es ist schön, dass der SV Waldhof im Rathaus als seriöser Partner angekommen ist. Ich würde mir noch wünschen, dass Herr Dr. Kurz hier eine deutlichere Haltung im Sinne des Profifußballs in Mannheim bezieht.

Könnte ein neues Stadion eine optimale Lösung für alle werden?

Bernd Beetz: Natürlich. Ein aktiver Sportpark für viele. Nicht nur für den Waldhof. Wir haben die Möglichkeit in Mannheim ein Vorzeigeprojekt zu schaffen!

Markus Kompp: Es ist möglich, wenn man den Antrieb hat, kreativ zu denken, Ökologie und Ökonomie zusammen zu bringen. Für die Stadt, für die Anwohner, für die Umwelt, für den Verein und für den Steuerzahler könnte ein Neubau tatsächlich eine Win-Win-Win-Win-Win-Situation sein. Wir könnten hier für die Stadt, deren Stadtmarketing, für Anwohner durch eine multifunktionale Nutzung und Berücksichtigung von Lärmschutzvorgaben, für die Umwelt durch einen CO2 positiven Stadionbetrieb, für den Verein durch eine dauerhaft wirtschaftliche Nutzungsmöglichkeit und für den Steuerzahler durch die Umsetzung in einer Projekt- und Betreibergesellschaft eine optimale Lösung für alle Beteiligten schaffen.

Herr Beetz, angenommen es würde zu keinem neuen Stadion kommen, müsste man Angst haben, dass Sie sich komplett vom SV Waldhof zurückziehen?

Bernd Beetz: Nein. Ich bin Waldhöfer durch und durch. Solch ein Szenario wurde und wird von mir nie angedacht werden. Aber wenn es mit dem Neubau nicht klappt, müsste ich vielleicht irgendwann mal Herrn Hopp fragen, ob wir bei ihm spielen können (lacht).

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