Paketzentrum Osterburken

Bürger sollen mitentscheiden

Es kam zum ersten Austausch im Gemeinderat. Die Einwohnerversammlung soll baldmöglichst stattfinden.

18.05.2022 UPDATE: 19.05.2022 06:00 Uhr 3 Minuten
So könnte das neue DHL-Paketzentrum bei Osterburken neben der B292 Richtung Autobahn aussehen. Foto: zg

Osterburken. (F) Gibt es bald einen neuen DHL-Standort in Osterburken? Mit dieser Frage befasste sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstagabend in der Baulandhalle. Der Stadt liegt eine offizielle Anfrage der Deutschen Post DHL-Group vor, die auf einer 17 Hektar großen Fläche in der Nähe der Autobahn ein Paketzentrum bauen will.

"Sie haben es sicherlich in der Presse gelesen", so Bürgermeister Jürgen Galm, nachdem er eine stattliche Anzahl interessierter Zuhörer – auch aus der Nachbargemeinde Oberkessach – begrüßt hatte. Die Deutsche Post DHL-Group sei auf die Stadt zugekommen und habe den Wunsch geäußert, auf einer Fläche in der Nähe des RIO ein Paketzentrum zu errichten. Dieses Thema sei in der Region nicht neu, denn im vergangenen Jahr war diese Ansiedlung Thema im Nachbarort Oberkessach, wo sich die Pläne der DHL nicht realisieren ließen. Nun sei das Unternehmen auf die Stadt Osterburken zugekommen, um mit der strategischen Ansiedlung eine Lücke in der Region zu schließen. Bürgermeister Galm erinnerte in diesem Zusammenhang auch daran, dass die Deutsche Post im Regionalen Industriepark bereits einen neuen Zustellstützpunkt baute.

Ein gesellschaftlicher Wandel im Paketdienst sei deutlich erkennbar, so Galm. Man rechnet bei der möglichen Ansiedlung der DHL, die rund einen Kilometer von der Autobahn entfernt vorgesehen ist, mit einem deutlich erhöhten Verkehrsaufkommen von täglich 1000 Lkw – zu Spitzenzeiten, etwa im Weihnachtsgeschäft, mit 1300 Lkw am Tag – sowie rund 350 weiteren Fahrzeugen durch die neuen Mitarbeiter und die Paketabholung. Im Vorfeld soll ein begleitendes Verkehrsgutachten erstellt werden. Der Verkehr soll direkt auf die Autobahn fahren – ohne Ortsdurchfahrten.

Die benötigte Fläche für das imposante Gebäude, das in U-Form gebaut werden soll, beträgt 15 Hektar. Neben Dachbegrünung und Fotovoltaikanlage in Kombination mit Regenspeicherung sowie Elektromobilität ist ein umfangreiches Begrünungskonzept mit Ausgleichsflächen sowie Artenschutzmaßnahmen geplant. Zur Erstellung einer Eingriffs- und Ausgleichsbilanz soll ein Ingenieur-Fachbüro herangezogen werden. Ebenso wird das Aufstellen des vorhabenbezogenen Bebauungsplans durch externe Gutachterbüros begleitet – komplett auf Kosten der DHL. Die Halle hat eine Fläche von 27.000 Quadratmetern und eine Länge von 550 und eine Breite von 273 Metern. Insgesamt sollen rund 300 Tore in das Gebäude eingebaut werden.

Die Ansiedlung schafft auch neue Arbeitsplätze. Man spricht von 400 tariflich abgesicherten Arbeitsplätzen von unterschiedlichen Qualitätsprofilen – sowohl in der Technik, im Büro als auch im gewerblichen Bereich, darunter auch viele Arbeitsplätze für Frauen. Außerdem sollen diverse Ausbildungsplätze und Möglichkeiten für ein Duales Studium geschaffen werden.

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Die Deutsche Post wird selbst investieren und das Paketzentrum betreiben. Es gibt also keine Spekulation und kein perspektivisches Bauen. Ziel soll sein, dass das Projekt nicht zu einem anonymen Unternehmen vor Ort wird, sondern dass sich auch das Stadtmarketing und der Gewerbeverein miteinbringen.

Die Fertigstellung ist für 2025 angepeilt. Die Gewerbesteuer soll sofort ab dem Jahr der Betriebsaufnahme gezahlt werden. Bis es aber so weit ist, seien noch viele Hürden zu nehmen, so Galm abschließend.

Stadtrat Thomas Zemmel (CDU) schlug vor, die Planung der Abbiegespur nochmals zu überdenken.

Für seinen Kollegen Werner Geiger (Freie Wähler) ist es wichtig, die Bevölkerung frühzeitig miteinzubeziehen. Es gebe noch viele offene Fragen, und es sei eine gemeinsame und genaue Abwägung vorzunehmen. Auf der einen Seite würden viele wichtige Arbeitsplätze geschaffen, dagegen spreche auf der anderen Seite aber das hohe Lkw-Aufkommen. Geiger schlug vor, in einer Einwohnerversammlung die Bevölkerung über das Projekt zu informieren und die offenen Punkte zu besprechen. Auch von den Städten und Gemeinden, wo sich die DHL schon angesiedelt hat, sollten Infos eingeholt werden.

Klaus Vogel (SPD) sagte, dass noch einiges vor dem Gremium liege. Die Presse habe im Vorfeld schon sehr ausführlich und objektiv über die Ansiedlung informiert. Solche Großprojekte hätten zwei Seiten: Einerseits entstünden Arbeitsplätze und Einnahmen für die Kommunen, andererseits sei mit einem hohen zusätzlichen Verkehrsaufkommen zu rechnen. Die Interessen der Nachbargemeinden sollten ebenfalls mitberücksichtigt werden. Jedoch sollte man sich diese einmalige Chance nicht entgehen lassen. Dass das Thema noch mit den Bürgermeistern der RIO-Gemeinden zu erörtern sei, betonte auch Galm.

Gemeinderat Martin Brümmer regte an, dass die Besichtigung eines solchen Logistikzentrums zur Meinungsfindung des Gremiums beitragen könne, da noch viele Detailfragen zu klären sind.

Der Gemeinderat fasste schließlich den einstimmigen Beschluss, eine Einwohnerversammlung anzuberaumen, um das Ansiedlungsvorhaben der DHL zu erörtern. Die Verwaltung wurde beauftragt, eine solche Versammlung baldmöglichst einzuberufen. Ob ein solcher Termin noch vor der Sommerpause stattfinden kann, ist jedoch unklar.


> Sanierung: Stadtrat Nils-Christoph Baumann regte an, die Tartanbahn sowie die Weitsprunganlage auf der Sportanlage des SV Osterburken zu sanieren, da dort erhebliche Schäden bestehen.

> Hohe Geschwindigkeit: Stadtrat Klaus Vogel stellte eine deutliche Zunahme von Fahrzeugen fest, die von Bofsheim kommend mit hoher Geschwindigkeit auch nach dem Ortsschild in die Stadt einfahren. Er bat die Verwaltung, sich dieses Problems anzunehmen.

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