Wie soll das Bahnhofs-Areal in Zukunft aussehen?
Die "Bürger-Werkstatt" am Samstag fand reges Interesse. Es gibt Ideen für die Nutzung und städtebauliche Aufwertung.

Osterburken. (bg) Hotel und Gastronomie, Wohntürme, Büroflächen? Seit Jahren wird über die künftige Nutzung des Osterburkener Bahnhofs diskutiert – bislang ohne konkrete Ergebnisse, wenngleich es etliche Ideen gab wie zum Beispiel nach Vorbild des Leutkircher Bürgerbahnhofs. Am Samstag, dem Tag der Städtebauförderung, war die Bürgerschaft zu einem Austausch über Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten des gesamten Bahnhof-, Post- und Opfermann-Areals eingeladen.
Das wegen Corona im Herbst abgesagte Treffen mit Vertretern des Gemeinderats und der Projektleiterin der Mitte vergangenen Jahres mit einer Machbarkeitsstudie betrauten Kommunalentwicklung LBBW fand reges Interesse und brachte neue Impulse. An den sechs Stationen der Begehung gab Projektleiterin Nadia Kaspar-Snouci den Teilnehmern Informationen, ehe es anschließend in der Baulandhalle um das Sammeln von Ideen und die Erarbeitung von Handlungsmöglichkeiten für das 1,5 Hektar große Gelände rund um den Bahnhof ging. Im Vordergrund stand dabei die Suche nach umsetzbaren Konzepten für das Bahnhofsgebäude.
Begehung des Bahnhofsareals
Hintergrund
> Das in den 1860er Jahren im Zuge des Baus der Odenwaldbahn Heidelberg-Würzburg erbaute Osterburkener Empfangsgebäude ist 2014 von der Deutschen Bahn versteigert und von der Gemeinde Osterburken zum Preis von 120.000 Euro erworben worden.
> Das imposante
> Das in den 1860er Jahren im Zuge des Baus der Odenwaldbahn Heidelberg-Würzburg erbaute Osterburkener Empfangsgebäude ist 2014 von der Deutschen Bahn versteigert und von der Gemeinde Osterburken zum Preis von 120.000 Euro erworben worden.
> Das imposante Gebäude hat eine Nutzfläche von rund 1090 Quadratmetern, wobei ein Teil nach wie vor an die Deutsche Bahn vermietet ist, die das denkmalgeschützte und stadtbildprägende Bauwerk in den letzten Jahren als Eigentümerin stiefmütterlich behandelt hat.
> So verwies Bürgermeister Galm bei der Begehung darauf hin, dass die DB seit langer Zeit am Bahnknoten Osterburken, an dem täglich mehrere Tausend Reisende ein-, aus- oder umsteigen, weder Warteraum noch Toiletten vorhält. Die Stadt habe hier – auf eigene Kosten – seit Jahren Aufgaben der mittlerweile drei Bahn-ÖPNV-Betreiber (DB, Go Ahead und Abellio) übernommen.
> Wie das Bahnhofsgebäude befinden sich das benachbarte Post-Areal und das südwestlich angrenzende Opfermann-Gelände seit geraumer Zeit im Eigentum der Stadt. (bg)
Bürgermeister Jürgen Galm freute sich beim Treffen am Vormittag auf dem Bahnhofsvorplatz über das mit rund 50 Teilnehmern rege Interesse und erinnerte an bisherige Bemühungen, das Empfangsgebäude einer neuen Nutzung zuzuführen und das gesamte Areal städtebaulich aufzuwerten.
Der Zustand ist dem Bürgermeister, den Gemeinderäten, Bürgern und Reisenden seit Jahren ein Dorn im Auge, aber alle bisherigen Versuche, ein neues Nutzungskonzept zu finden und umzusetzen, blieben erfolglos. So zerschlugen sich Pläne eines Investors, der 2015 unter der Voraussetzung, dass die Rahmenbedingungen stimmen, einen Millionenbetrag in die Sanierung stecken wollte. Mittlerweile gibt es immerhin wieder ein gastronomisches Angebot im Empfangsgebäude.
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> Empfangsgebäude: Hier verwies Kaspar-Snouci auf dessen Denkmal-Charakter. Die Fassade des imposanten Bauwerks sei gut erhalten; innen sei indes auch aufgrund von Wasserschäden eine Kernsanierung unumgänglich. Neben dem Kostenfaktor gäbe es für einen Investor weitere Hürden zu meistern. Dazu zählten Nutzungsrechte der DB, die als Mieterin Flächen unter anderem für technische Einrichtungen nutzt.
> Bahnhofsvorplatz: Wenn man eine städtebauliche Aufwertung des Quartiers wolle, dann ergäbe sich auch am Bahnhofsvorplatz, dem zweiten Objekt der Betrachtungen, Handlungsbedarf, stellte Kaspar-Snouci fest. Die Fläche habe derzeit "keinerlei Aufenthaltsqualität", böte aber einiges Potenzial. Allerdings gäbe es für die Bushaltestelle momentan kein Alternativgelände. Ob eine gastronomische Nutzung des Platzes überhaupt empfehlenswert ist, wurde bei der Begehung aufgrund der Lärmbelästigung durch den Verkehr auf Bahnhofstraße und Brücke bezweifelt, was auch für den Parkplatz zwischen Bahngebäude und Unterführung gilt. Dessen ungeachtet soll auch an eine Neugestaltung dieser Fläche gedacht werden, wenngleich die DB dafür per Dienstbarkeitsvertrag ein Nutzungsrecht besitzt.
> Hausbahnsteig: Nächste Station war der Hausbahnsteig, wo die Projektleiterin und der Bürgermeister informierten, dass die Bahnsteig-Überdachung ebenfalls unter Denkmalschutz steht und baulich untrennbar mit dem Gebäude verbunden ist, was bei dessen Sanierung eine zusätzliche Herausforderung darstelle.
> Ehemaliges Post-Gebäude: Die Frage "Erhalt oder Abriss?" stellt sich, so die Projektleiterin, beim ehemaligen Post-Gebäude, an dem es für den Großteil der Teilnehmer eine überraschende Information gab: Denn unterhalb des Bauwerks im Bürohaus-Stil der 1960er/70er Jahre befindet sich ein atomsicherer Bunker. Dieser und die eventuell vorhandene Schadstoffe in Baumaterialien erhöhten die Abbruchkosten enorm, aber auch eine Sanierung wäre aufwendig. Vorstellbar ist für Nadia Kaspar-Snouci eine Neubebauung ebenso wie die Nutzung des Geländes als Busbahnhof.
> Opfermann-Areal: In der Bebauung auf dem südwestlich angrenzenden Opfermann-Areal, auf dem früher ein Agrarhandel angesiedelt war, befindet sich laut Nadia Kaspar-Snouci "nichts, was erhalten werden müsste". Hier würde sich eine Neubebauung anbieten.
> P+R-Parkplatz: Letzte Station war der P+R-Parkplatz am Netto-Markt. Wie die Parkplatzbelegung selbst am Samstag zeigte, besteht erheblicher Bedarf, der nach Ansicht von Bürgermeister Galm weiter wachse. Dem müsse Rechnung getragen werden. Man erhofft sich diesbezüglich Vorschläge im Zuge der Ideensammlung zur Neugestaltung des Bahnhof/Post/Opfermann-Geländes. Seitens der Stadt wurde dabei auch auf die mögliche Nutzung einer unbebauten Fläche in der Adelsheimer Straße gegenüber dem Netto verwiesen.
Workshops in der Baulandhalle

Im Anschluss an die rund eineinhalbstündige Begehung ging es in der Baulandhalle um die Erarbeitung von Ideen und Handlungsmöglichkeiten für das Gelände. An fünf Tischen, die die Teilnehmer in Gruppen reihum aufsuchten, standen die Fragen "Was sind die Stärken und Nachteile des Areals?" und "Was soll den Planern mit auf dem Weg geben werden?" im Mittelpunkt. Die Teilnehmer konnten dabei aufzeigen, was ihnen für die Entwicklung des Quartiers vorrangig wichtig ist, welche Nutzungsformen sie favorisieren oder welchen städtebaulichen Aspekten besonderes Augenmerk geschenkt werden soll.
Bereits während des Rundgangs konnten die Teilnehmer an den einzelnen Stationen Wünsche und Anregungen äußern, die dann auch in der "Bürger-Werkstatt" festgehalten wurden.
Dabei ging es natürlich auch um Visionen nach dem Vorbild des Paradebeispiels "Bürgerbahnhof Leutkirch", wobei es für diese Genossenschaftsform vermutlich aber, so Bürgermeister Galm, zu geringes Interesse in der Römerstadt geben wird.
Egal aber, ob eine Genossenschaft, die Stadt oder ein Unternehmer das Millionenprojekt "Bahnhof" angeht – es gibt eine ganze Reihe von Ideen für die künftige Nutzung: Wohnungen in den äußeren "Türmen", Hotel und Gastronomie, "Event-Location" von überörtlicher Bedeutung und/oder Bildungsstätte. Im Mittelbau sollten wieder Fahrkartenverkauf und Kiosk zu finden sein, wurde mehrfach betont; die Halle sollte den Durchgang von der Straßen- auf die Bahnseite ermöglichen.
Bezüglich Post- und Opfermann-Gelände wird zuvorderst an die Schaffung von Wohn- und Büroflächen gedacht. Ein Teilnehmer sah am Bahnknoten Osterburken angesichts der guten Erreichbarkeit der Hochschulstädte Heilbronn, Würzburg und Mosbach und der dortigen höheren Mieten gute Chancen für die Vermarktung von Studentenwohnungen auf dem Areal.
Die Ergebnisse der Ideenfindung werden nun weiter ausgewertet und in einigen Wochen der Öffentlichkeit näher vorgestellt. Zusammen mit der städtebaulichen Machbarkeitsstudie bilden die von den Bürgern und in einem Workshop des Gemeinderats gesammelten Vorschläge die Grundlage für einen Realisierungswettbewerb. Dabei müsse aber klar sein, dass es "kein Wunschkonzert geben kann", sagte Bürgermeister Galm mit Blick die Kriterien "Wirtschaftlichkeit" und "Finanzierbarkeit".