Weinheim

Gewerbeverein plant Verbrauchermesse für 30.000 Besucher

Die Veranstaltung soll im 2023 stattfinden. Es gab Statements zu Lieferengpässen und Gewerbeflächen beim "Offenen Gedankenaustausch".

24.04.2022 UPDATE: 25.04.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden
Will den Gewerbestandort Weinheim bei einer Messe am Hector-Sport-Centrum vorstellen: Vereinsvorsitzender Roland Müller (stehend). F.: Kreutzer

Von Günther Grosch

Weinheim. Es weht ein frischer Wind beim Gewerbeverein Weinheim (GVW). Dass es sich dabei um kein laues Lüftchen handelt, zeigte die jüngste Zusammenkunft der 1884 gegründeten, derzeit rund 70 Mitglieder zählenden Interessengemeinschaft im Hotel-Restaurant "Tafel-spitz". Neben aktuellen Themen wie dem Ukrainekrieg widmeten sich die Vertreter aus Handwerk, Handel, Dienstleistung und freien Berufen auch dem durchaus optimistischen Blick in die Zukunft. "Ohne die derzeitige Weltlage aus dem Blick zu verlieren oder die Augen vor den Schwierigkeiten vor Ort zu verschließen", so der GVW-Vorsitzende Roland Müller.

Vor allem im Bereich des Bauhandwerks knirscht es im Augenblick, war sich die Runde um Müller und dessen Stellvertreter, Steffen Hinkel, einig. Nicht, dass man sich über zu wenig Aufträge beklagen müsste, so Andrea Schwenk von der Firma "Schilling Bedachungen und Gerüstbau". Das Gegenteil sei der Fall: Kurzarbeit droht nicht, weil keine Aufträge da sind, sondern weil Material fehlt. Die mangelhafte Verfügbarkeit von Materialien durch die weltweite Unterbrechung der Lieferketten bremse Bauvorhaben aus und führe zu Verzögerungen: "Termine können nicht eingehalten werden, ganz zu schweigen von kaum mehr nachvollziehbaren Preissteigerungen."

In Weinheim fehle es weiter ebenso an Möglichkeiten zur Erweiterung ansässiger Unternehmen, wie man andererseits die Ansiedlungswünsche neuer Firmen nicht befriedigen könne: "Wir brauchen dringend die Ausweisung von Gewerbegelände im Großflächenbereich", hat der ehemalige Wirtschaftsförderer Manfred Müller-Jehle das "Bohren dicker Bretter" nicht aufgegeben. Er bekomme "Tränen in die Augen", wenn er sehe, wie in den Kommunen rund um die Zweiburgenstadt neue Gewerbeflächen ausgewiesen würden, während Weinheim ein weiteres Mal "Riesenchancen verschläft".

Ein Beispiel für Flächenbedarf lieferte Anke Herms von der Firma "LQS Luftqualitätssysteme". Das Start-up-Unternehmen entwickelt Raumfilter gegen Viren, Pollen und Bakterien. Ein Thema, das aktueller kaum sein könnte. Ziel des Unternehmens ist es, die weiteren Firmenstandorte in Mannheim und Heidelberg in Weinheim zu bündeln: "Dies auch, um mit Blick auf den Klimawandel nicht nur unnötige Vertriebswege einzusparen, sondern Weinheim langfristig auch 250 bis 300 Arbeitsplätze zu sichern."

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Das im Zuge des Ukrainekriegs ausgesprochene Lieferembargo brachte Markus Altendorf von der Volksbank Kurpfalz ins Gespräch. Während die Lieferung von Sportgeräten "unverdächtig" sei, fielen nicht nur zahlreiche Industrie- und Metallprodukte unter das Verbot; bei vielen Lieferanten gehe es auch um die Frage: "Müssen wir in Rubel zahlen?" Ein weiteres Beispiel nannte Getränkehändler Roland Müller. Zum einen gebe es auf dem Markt kaum noch Nägel für Euro-Paletten, zum anderen bekomme Coca Cola keine Glasflaschen mehr zum Abfüllen seiner Brause. Ebenso fehle es an Sand als Rohmaterial für Fliesen.

Dennoch gibt es für die Mitglieder des Vereins keinen Grund, den Kopf in den (ohnehin schwer zu bekommenden) Sand zu stecken. So ist man bereits jetzt voller Tatendrang daran, die vom 8. bis 11. Juni kommenden Jahres geplante Gewerbeschau "mit Inhalt und Leben zu füllen". Gegenüber ihren Vorgängerinnen soll es diesmal allerdings eine "Verbrauchermesse" werden, die rund um das Hector-Sport-Centrum den Wirtschaftsstandort Weinheim abbilde, so Müller. Angestrebt werden um die 30.000 Besucher.

Dass der Verein "lebt", beweisen Neueröffnungen von Betrieben in der Stadt sowie der Eintritt von drei Neumitgliedern: So haben in der Hauptstraße der Weinhandel mit italienischer Feinkost "Toni di Gusto" und das Kindermoden-Bekleidungsgeschäft "Gretchen Baby & Kleinkind Concept Store" eröffnet. Eröffnungstermin für die "Pallhuber Genusswelt" war Anfang April.

Und auch das Matratzen- und Bettwarengeschäft "Siebter Himmel" sowie "Fabio Perfettis Toto-Lotto, Tabakwaren- und Paketannahmestelle" haben in der Hauptstraße ihre Domizile aufgeschlagen. Für Anfang Mai in der Bahnhofstraße angekündigt ist die Eröffnung der Weinbar mit Bistro "Al dente". Womit "das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht sein soll", war sich die Runde der Interessenvertreter einig.

Dem Relaunch des vom Vorstand regelmäßig verschickten "Gewerbeverein-Newsletters" sollen der Premiere des "Stammtischs" in jeweils vierteljährlichem Abstand weitere Zusammenkünfte folgen. Mit dem 14. Juni, 18 Uhr, stehen der Termin und die Burg Windeck als Ort für den nächsten "Offenen Gedankenaustausch" bereits fest.

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