Streetfood-Tag zieht Besucher aus der ganzen Region an
Ein Hauch von Kerwestimmung: Zum perfekten Straßenfest fehlten nur ein paar Plusgrade mehr.

Von Philipp Weber
Weinheim. "Man merkt, dass die Leute Lust haben und Veranstaltungen wie dese gefehlt haben": David Ciba ist zufrieden. Er hat am Samstagabend viele Familien zu Gast an seinem Stand, an dem es Crêpes nach konventioneller und veganer Rezeptur gibt. Die Street-Food-Tour erreicht an diesem Abend ihren Höhepunkt. Beide Schlosshöfe sind gut gefüllt, Besucher belegen die Biertischgarnituren, Kinder toben in der Hüpfburg.

An einigen der rund 20 Foodtrucks bilden sich zur abendlichen Essenszeit so lange Schlangen, dass man nur auf Nachfrage erfährt, welche Reihe an welcher Essensausgabe endet. Aber die Geduld lohnt sich: Jedes Familienmitglied bekommt, worauf es Lust hat. Es gibt Gegrilltes und Gegartes nach US-amerikanischer, afrikanischer oder kulturell gemischter Art, etwa Cevapcici im Fladenbrot. Großer Beliebtheit erfreut sich nicht zuletzt der Taco-Truck. Überall duftet es nach Gebrutzeltem. Besucher schieben sich aneinander vorbei. Je später der Abend wird, desto mehr Menschen wippen zur Rock- und Pop-Musik von Sänger und Gitarrist Harry Schiller alias Harrycane mit.
Auch er freut sich über das vorläufige Ende der coronabedingten Durststrecke: "Danke dem Streetfood-Team, dass ich Teil von diesem wunderschönen Fest sein durfte. Es hat über zwei Jahre gedauert, dieses Straßenfest-Feeling wieder erleben zu dürfen", postet er am Sonntag auf seiner Facebook-Seite. Ganz unrecht hat er nicht: Bei Speis, Trank, Musik und vielen Gästen aus der Umgebung der Zweiburgenstadt – die Straßen hinauf zum Schloss sind am Samstag einigermaßen zugeparkt – kommt schon fast Kerwestimmung auf. Als es dunkler wird, verschwindet der beflaggte Turm der St. Laurentius-Kirche aus dem Blickfeld, dafür gehen die Lichter an den Ständen und Foodtrucks an.
Für das perfekte Straßenfest ist es aber noch ein wenig früh im Jahr: Die Besucher haben Winterjacken dabei, die zu späterer Stunde auch nötig sind. Am Stand des Weinguts Raffl laufen die Geschäfte zwar gut – aber 2019 war mehr los, erzählt man sich. In dem letzten Vor-Corona-Jahr gastierte die Street-Food-Tour im Mai in Weinheim. Der Durst der Besucher war damals größer. Apropos: Die Versprechungen des Veranstalters in Sachen Nachhaltigkeit halten dem Vor-Ort-Check stand. Es gibt Bier und Limonade aus Mehrwegbechern, Eistee und Cocktails werden vor den Augen der Besucher zubereitet. Essen in Pappbehältern, Strohhalme aus Plastik und bestens gefüllte Mülleimer- und tüten in beiden Schlosshöfen zeugen jedoch davon, dass die Veranstaltung noch ein gutes Stück Weg vor sich hat, wenn sie zum Öko-Wunder werden will.
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Die Preise für Speisen und Getränke sind natürlich verschieden: Insgesamt sind sie keineswegs unerschwinglich, aber Geschenke verteilt werden hier auch keine. Dennoch: Die Gäste lassen es sich gut gehen, in den letzten ein, zwei Stunden verlagert sich das Geschehen vor den Barockflügel des Schlosses, wo Getränke und Musik locken.
Harry Schiller interpretiert Brian Adams’ Klassiker "Sommer of 69" ebenso wie Udo Jürgens’ Hit "Griechischer Wein". Am Ende gilt wohl nicht nur für eine Familie: Kind ausgepowert und satt, Eltern zufrieden. Ein – hoffentlich – einigermaßen pandemiefreier Sommer kann kommen.