Osterburken

Auch beim GTO-Neubau explodieren die Kosten

Die Gesamtkosten befinden sich jetzt schon bei über 30 Millionen Euro. Das größte Projekt des Landkreises soll im Sommer 2024 fertiggestellt sein.

15.03.2022 UPDATE: 16.03.2022 06:00 Uhr 4 Minuten, 22 Sekunden

Das Ganztagsgymnasium Osterburken. Archiv-Foto: Andreas Hanel

Osterburken. (joc) Der Neubau des Ganztagsgymnasiums Osterburken (GTO) ist nicht nur das größte Projekt des Neckar-Odenwald-Kreises, es ist auch recht kostenintensiv. Und nach oben scheint das letzte Wort dabei noch gar nicht gesprochen zu sein. Bei der eigens einberufenen Sondersitzung des Schul-, Kultur- und Partnerschaftsausschusses des Kreises am Montag im Saal S 1 des alten GTO wurde jedenfalls deutlich, dass man die zuletzt aufgerufenen Gesamtkosten in Höhe von 26,9 Millionen Euro nicht wird halten können. Es wird auf jeden Fall eine "3" vorne stehen. Aber auch hier gibt es noch eine große Bandbreite. Diplom-Ingenieur Andreas Scholl vom planenden Büro Muffler Architekten Tuttlingen nannte im günstigsten Fall 32,1 Millionen Euro, die aber rasch auch zu 34,1 Millionen nach oben schnellen könnten. Verantwortlich für diese Kostenexplosion sei die allgemein rasante Preisentwicklung der letzten Monate. Beim Datum für die geplante Fertigstellung gibt es allerdings keine Abweichungen: Es soll beim Sommer 2024 bleiben, wurde am Montag nochmals betont.

Nach der Eröffnung der Sitzung durch Landrat Dr. Brötel sprach GTO-Schulleiterin Regina Krudewig-Bartel ein Grußwort, in dessen Mittelpunkt natürlich der Schulneubau stand. "Und da hat sich schon einiges getan", verwies die Schulleiterin auf die vorbereitenden Arbeiten: "Die Bäume sind verschwunden, und die Erdarbeiten sind in vollem Gange." Insgesamt werde es eine größere Aktion. Daher müsse man früh lernen, im laufenden Schulbetrieb damit umzugehen. "Uns wird in den nächsten beiden Jahren hier noch einiges abverlangt werden." Abschließend wünschte Regina Krudewig-Bartel allen Beteiligten viel Geduld bei den anstehenden großen Herausforderungen. Gleichzeitig äußerte sie große Zuversicht.

Dem schloss sich der Landrat gerne an, der eingangs an das erste große Datum beim Neubau, den Spatenstich mit Kultusministerin Theresa Schopper am 29. März, erinnerte. Man setze weiterhin auf eine Fertigstellung im Sommer 2024, betonte er. "Wir wissen, dass das ein sehr ambitionierter Zeitplan ist."

Für die Darlegung der aktuellen Kostenentwicklung nach den ersten Ausschreibungsergebnissen und den momentanen Planungs- und Ausführungsstand war eine ganze Riege von Fachleuten erschienen. Der Landrat begrüßte besonders: Diplom-Ingenieurin Heidrun Muffler, Diplom-Ingenieur Andreas Scholl (beide Büro Muffler, Tuttlingen) sowie Diplom-Ingenieur Ralph Günther (Ingenieurbüro Willhaug, Mosbach, Fachplanung im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung, also Heizung, Lüftung, Sanitär).

Andreas Scholl von Muffler Architekten stellte dann dem Gremium die ersten Ausschreibungsergebnisse für den Ersatzneubau für das Hauptgebäude des Ganztagsgymnasiums Osterburken (so die offizielle Bezeichnung) vor:

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> Erdbauarbeiten: In der letzten Sitzung des Schul-, Kultur- und Partnerschaftsausschusses am 24. November wurden als erstes Gewerk überhaupt die Erdbauarbeiten (mit Verbauarbeiten, Medienverlegung und Rückbauarbeiten) europaweit ausgeschrieben. Hierbei seien, was allgemein bedauert wurde, aber nur zwei Angebote eingegangen. Die Angebotsprüfung habe dann ergeben, dass die Firma Jörg Heizmann GmbH, Osterburken, mit einem Angebotspreis von 991.861 Euro das günstigste Angebot abgegeben hatte. Der Kostenvoranschlag lag allerdings bei lediglich 701.182 Euro. Die höheren Kosten seien zum Großteil auf rückzubauende schadstoffbelastete Bauteile zurückzuführen. Der Zuschlag für die Arbeiten ist zwischenzeitlich erteilt worden. Die Firma Heizmann hat auf der Basis einer entsprechenden Teilfreigabe bereits im Februar mit der Ausführung begonnen.

> Rohbauarbeiten: Das Gewerk Rohbauarbeiten (Beton- und Mauerarbeiten) ist Anfang Dezember 2021 europaweit ausgeschrieben worden. Für die Rohbauarbeiten gingen zum Submissionstermin am 25. Januar insgesamt sieben Angebote ein. Die eingereichten Angebote bewegen sich in einem Kostenrahmen von 7,71 bis 9,99 Millionen Euro brutto. Das günstigste Angebot habe hier, so Scholl, die Firma Ed. Züblin AG, Stuttgart, abgegeben. Auch dieses Angebot lag allerdings deutlich über der Kostenberechnung von 5,75 Millionen Euro. Allein bei diesem Gewerk ergebe sich somit eine Kostensteigerung von rund 1,96 Millionen Euro. Scholl zeigte in diesem Gewerk aber noch einige Einsparmöglichkeiten auf, die sich in einer Größenordnung von 200.000 Euro bewegen.

> Aufzugsanlagen: Auch die Aufzugsanlagen seien Anfang Dezember 2021 europaweit ausgeschrieben worden. Bei den Aufzugsanlagen sehe es im Gegensatz zu den beiden ersten Gewerken aber etwas besser aus. Die eingereichten sechs Angebote lägen zwischen 97.374 und 216.560 Euro. Inzwischen sei die Firma Kone GmbH aus Ludwigsburg zum Angebotspreis von 97.374 Euro mit der Ausführung beauftragt worden. In der Kostenberechnung waren hierfür noch 125.545 Euro veranschlagt worden.

> Nächste Gewerke: Aktuell seien 47 Prozent der Gewerke ausgeschrieben. Die nächsten Ausschreibungspakete mit den Gewerken Gerüstbau/Fassaden/Sonnenschutz und Dachabdichtung (hier liegt die Kostenberechnung bei rund 3,37 Millionen Euro) sowie der technischen Gebäudeausrüstung (Kostenberechnung: rund 4,7 Millionen Euro) sollen Anfang Mai und Anfang Juni auf den Weg gebracht werden, sodass bis Mitte Juli ein noch konkreteres Bild zur Kostenentwicklung vorliegen werde, so Scholl. "Bei knapp 60 Prozent haben wir dann schon eine gute Übersicht."

> Warmer Geldsegen: Bei all den aktuellen und noch zu erwartenden Kostensteigerungen hatte der Landrat aber auch Positives zu vermelden: Denn inzwischen habe das Land Baden-Württemberg mit Bescheid vom 20. Dezember 2021 für den Schulhausneubau zudem eine erste Teilförderung in Höhe von 2,56 Millionen Euro bewilligt.

Und zusätzlich habe der Kreis auf der Grundlage der am 17. Dezember 2020 erlassenen neuen Richtlinie für die Förderung effizienter Nichtwohngebäude (BEG NWG) auch noch einen weiteren Förderantrag beim Bund gestellt. Die dazu notwendigen Investitionen für die energetische Aufwertung der Außenhülle belaufen sich voraussichtlich auf 481.432 Euro. Auch dieser Förderantrag sei mittlerweile positiv beschieden. Demnach sei bei Erreichen des geplanten Effizienzgebäudestandards erfreulicherweise sogar ein Zuschuss von bis zu 2,90 Millionen Euro möglich. Dieser zusätzliche Betrag sei in der bisherigen Finanzierungsplanung nicht enthalten gewesen. Dadurch könne man die ersten Kostenüberschreitungen voraussichtlich noch abdecken, wurde erleichtert festgestellt.

> Gesamtkosten erhöhen sich: Insgesamt rechne man allerdings schon jetzt mit deutlich höheren Kosten, stellte Diplom-Ingenieur Scholl am Montag heraus. Dies liege vornehmlich an den allgemeinen rasanten Kostensteigerungen der letzten vier Quartale. Hier habe man gewaltige Sprünge registriert. Bis zum Sommer 2024 kalkuliere man mit einer weiteren Steigerung zwischen 4,0 und 15,3 Prozent. Scholl: "Die Baupreise galoppieren!"

Für das GTO ergeben sich daraus ebenfalls höhere Gesamtkosten. Ursprünglich hat man 26,9 Millionen berechnet. Nach der aktuellen Fortschreibung liege man schon 2,2 Millionen Euro darüber. Unter Einbeziehung der (geschätzten) Preissteigerungen gab Scholl zwei Prognosen ab. Demnach werden sich die Gesamtkosten bis 2024 in einer Größenordnung von 32 bis 34 Millionen Euro bewegen.

Kreisrat Jürgen Galm sagte im Anschluss, dass man beim Feuerwehrgerätehaus in Osterburken gerade eine ähnliche Preisentwicklung erlebe. In diesem Zusammenhang wollte Kreisrätin Sabine Schweiger vom Kreiskämmerer wissen: "Wo ist die Schmerzgrenze erreicht?" Michael Schork antwortete: "Bei diesen Zahlen ist das Ganze noch vertretbar."

Architektin Heidrun Muffler berichtete im Anschluss über den aktuellen Planungs- und Ausführungsstand der gesamten Maßnahme, wobei sie insbesondere auf die Materialauswahl, die Beleuchtung, das Fassadenkonzept und die Gebäudehülle einging.

Ort des Geschehens

"Sie sind jetzt auf dem Laufenden, wir wollen das Vorhaben stringent durchziehen", betonte Landrat Dr. Brötel am Ende der umfangreichen Ausführungen. Einstimmig folgte der Ausschuss schließlich dem Beschlussvorschlag der Kreisverwaltung. Der lautet: "Der Schul-, Kultur- und Partnerschaftsausschuss nimmt den Bericht zur Kostenentwicklung nach den ersten Ausschreibungsergebnissen sowie zum aktuellen Planungs- und Ausführungsstand für den Ersatzneubau des Hauptgebäudes des Ganztagsgymnasiums Osterburken (GTO) zur Kenntnis. Die Verwaltung wird beauftragt, dem Ausschuss auch weiterhin regelmäßig zeitnah über den Fortgang der Arbeiten zu berichten. Das gilt insbesondere für mögliche weitere Kostensteigerungen oder Bauzeitenverzögerungen."

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