"Wenn es so weitergeht, wird es schwierig"
Die Betreiber der Tankstellen profitieren nicht von den explodierenden Spritpreisen. Als Reaktion darauf steigen immer mehr Kunden E10-Kraftstoff um.

Von Christoph Moll
Region Heidelberg. Timo Schmid hat vor Kurzem erstmals eine Zwei an die analoge Anzeigetafel seiner Tankstelle in Schönau gehängt – und zwar an erster Stelle des Preises. Was an Tankstellen großer Ketten digital und vollautomatisch geschieht, ist hier noch Handarbeit. Bei einer Zwei blieb es nicht: Schon bald kosteten ein Liter Diesel-, Super-E10- und Super-E5-Kraftstoff jeweils über zwei Euro. Die explodierenden Spritpreise machen auch vor der wohl kleinsten Tankstelle in der Region mit nur zwei Zapfsäulen keinen Halt. Und sie stellen diese vor die große Herausforderung, im Wettbewerb überhaupt noch mithalten zu können. Aber auch größere Tankstellen haben in diesen Tagen zu kämpfen.
"Das macht 86,35 Euro bitte" – während des Gesprächs mit der RNZ bezahlt ein Kunde von Timo Schmid nach dem Tanken. Es sind Summen, die bis dato unbekannt waren. "Seit zwei Monaten ist der Einkauf extrem teuer geworden", erzählt Schmid, der die Zapfsäulen parallel zu einem Autohaus betreibt. Als freie Tankstelle kann er sich seinen Lieferanten aussuchen, dennoch wechselt er nicht. Die Unterschiede seien zu gering. Da er nur alle zwei Wochen seine Tanks füllt, stellen ihn schwankende Preise vor ein Problem. Zuletzt habe er Diesel und Benzin teurer eingekauft, als er es aktuell verkaufen könne.

"Wenn das so weitergeht, wird es schwierig für uns", sagt er. "Dann legen wir nur noch drauf." Man müsse sich aber am Marktpreis orientieren, sonst sei man nicht konkurrenzfähig. Deshalb ändert auch Schmid mehrmals am Tag seine Preise. Das ist aber nicht neu. Der Inhaber berichtet, dass seine Kunden zuletzt trotz der hohen Preise ihre Tanks gefüllt haben. "Sie befürchten, dass es noch teurer wird", sagt er. Einige seien zudem von E5 auf das etwas günstigere E10 umgestiegen und hätten sich bei ihm erkundigt, ob ihr Wagen das verträgt. "Ich empfehle es meist nicht", so Schmid.
Die hohen Spritpreise treiben auch Mustafa Aydogdu die Sorgenfalten auf die Stirn. Er führt seit 2004 die Tankstelle in Mauer, die inzwischen "Tank Point" heißt und zur Avia-Kette gehört. Anders als Schmid kann er seine Preise nicht selbst bestimmen, diese werden automatisch vom Konzern geändert. Aydogdu konnte nur zuschauen, wie es beständig nach oben ging. "Wir haben keinen Einfluss", betont er. Ihm ist aufgefallen, dass die Preise sich zuletzt nur noch vier oder fünf Mal am Tag änderten, vor einigen Monaten sei es bis zu 30 Mal am Tag gewesen. "Wir merken, dass die Kunden weniger tanken", berichtet der Betreiber, der einen festen Betrag pro Liter erhält und deshalb auch weniger verdient. "Alle jammern über die Preise und warten, dass es wieder günstiger wird – auch ich selbst." Lediglich Firmenwagen würden noch vollgetankt. Immerhin würde nach wie vor ausreichend Kraftstoff geliefert.
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Das berichtet auch Verkaufsleiter Michael Tschimmel von der Firma Lenz, die mehrere Tankstellen in der Region betreibt, unter anderem in Waldwimmersbach. "Ein starker Partner wie Shell ist derzeit besonders wichtig", betont er. Rationierungen seien kein Thema – zumindest aktuell. Die Preise würden irgendwann auch wieder fallen, so Tschimmel und erinnert an den Rückgang zu Beginn der Pandemie. Er verspricht: "Wir werden Preise nicht künstlich hochhalten."
Dass das bald geschieht, glaubt Timo Schmid in Schönau allerdings nicht. Er rechnet eher damit, dass es noch weiter nach oben geht. "Ich hätte auch noch eine Drei", sagt er mit Blick auf seine analoge Preistafel und flüchtet sich in Humor.