Eine ganze Stadt feiert den "Frühling"
Das Projekt "Restart" bringt vom 26. März bis 24. April Musik in alle Stadtteile. Bei freiem Eintritt. Dabei kann man ungewöhnliche Orte entdecken.

Von Anica Edinger
Heidelberg. Es wird ein Fest der Musik. Und die ganze Stadt soll feiern. Nach der Bund-Länder-Runde am vergangenen Mittwoch dürfte sicher sein: Der "Heidelberger Frühling" kann in diesem Jahr nach zwei abgesagten Festivaljahrgängen seinen 25. Geburtstag nachholen. Vom 26. März bis zum 24. April wartet der "Frühling" unter dem Leitthema "Festspiel" mit 120 Veranstaltungen an 21 Spielorten auf.
Als wäre das nicht genug, haben sich die Festivalmacher für ihren Geburtstagsjahrgang noch etwas Besonderes ausgedacht, ein Festival im Festival quasi. Das Projekt heißt "Restart" (Neustart) und es hat ein Ziel: Musik zu den Menschen in die ganze Stadt tragen. Deshalb finden zusätzlich zum "normalen" Festivalprogramm weitere 68 Konzerte an 54 Orten statt, in allen 15 Stadtteilen, bei freiem Eintritt. "Restart ist das Herzstück des diesjährigen ,Frühling‘", sagt Intendant Thorsten Schmidt bei der Vorstellung des Projekts am Donnerstag im Rathaus. So kehre man zurück zu den Wurzeln des Festivals, zu dem, was die DNA des "Frühling" seit jeher ausmache: Menschen um der Musik willen zusammenführen – "und zwar nicht nur die Eliten, sondern alle", sagt Schmidt.
Dass das mit "Restart" möglich wird, das habe man vor allem den vielen Kooperationspartnern zu verdanken. In die Programmgestaltung waren die Stadtteilvereine, soziale Einrichtungen, Kirchen, Gemeinden, Quartiersmanagements und viele mehr eingebunden. Stellvertretend für sie alle sagt Rebecca Ramirez vom Quartiersmanagement Hasenleiser bei der Projektvorstellung: "Dank solcher Kooperationen schaffen wir es als Stadtteile, stadtweit zu strahlen." Es gebe so viele tolle Orte überall in der Stadt, "echte Schmuckkästchen", so Ramirez. "Es ist toll, diese nun mit Kultur zu beleben." Als Beispiel nennt sie das alte Theater auf dem Hospital-Gelände in Rohrbach, das sogenannte Wilson Theater. Seit zehn Jahre sei das Theater ungenutzt, berichtet Franziska Spohr, die vonseiten des "Frühling" das Projekt koordiniert. Dank "Restart" wird sich das nun ändern. Am Donnerstag, 21. April, treffen dort mehrere "Restart"-Künstler zusammen und vereinen ihre musikalischen Stilrichtungen. "Ein bunter Abend voller Überraschungen", heißt es im Programmflyer.
Musiziert wird aber etwa auch in der der Synagoge der Jüdischen Kultusgemeinde, in der Chapel in der Südstadt, in der Handschuhsheimer Tiefburg, in der Turnhalle der Waldparkschule auf dem Boxberg, im Seniorenzentrum Emmertsgrund, in Kirchen, Bürgerzentren, in Gemeindesälen und Jugendhäusern.
Auch interessant
So vielfältig wie die Spielorte ist auch die Kunst, die präsentiert wird. 25 Künstlerinnen und Künstler und Ensembles sind im Sommer 2021 in einem Ausschreibungsverfahren eigens für das Projekt ausgewählt worden. Voraussetzungen waren: "Es sollten junge Künstler sein, die am Anfang ihrer Karriere stehen und die Lust auf Begegnung haben", erklärt Spohr. Alle Auserwählten hätten zwar eine klassische Ausbildung, doch sie vertreten ganz unterschiedliche Stilrichtungen. Die Bandbreite reicht vom Singer-Songwriter über das Jazztrio, das Saxophon-Quartett, Vokalensemble und Cello-Duo bis zum Barockensemble. Es gibt Familien-, Mitsing- und Abendbrotkonzerte mit anschließendem gemeinsamen Essen, Marktkonzerte, Kneipenkonzerte, interaktive Formate und Workshops, aber auch ganztägige Musikfeste, etwa am 2. April ab 15 Uhr rund um den Neuenheimer Marktplatz.
Die Zuschauer kostet das alles nichts. Zu verdanken ist das den vier Hauptsponsoren des "Heidelberger Frühling": Heidelberg Cement, MLP, Octapharma und SAP. Gemeinsam mit der Musikstiftung Heidelberg hatten sie nach der Absage des "Frühling" 2021 den "Fonds Zukunftsmusik" zur Förderung von Nachwuchsprojekten ins Leben gerufen. Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender der MLP SE, sagte bei der Vorstellung von "Restart": "Ich bin glücklich, diesen Moment miterleben zu dürfen." Nach dieser langen Corona-Zeit zu sehen, wie etwas so Großes gemeinsam entsteht, das sei schlicht schön.
Auch Intendant Schmidt wurde kurzzeitig emotional. "Dass wir jetzt am 26. März neben der Eröffnung des Heidelberger Frühling auch den Start von ,Restart‘ feiern, ist etwas ganz Großartiges." Gemeinsam könne man mit und in diesem "Frühling" zeigen, "was Heidelberg für eine tolle Stadt ist". Nichts weniger will auch Kulturbürgermeister Wolfgang Erichson. "Ich bin hellauf begeistert von dem, was da passieren wird", bekundete er im Rathaus. "Restart" stehe letztlich auch für all das, was die Vision der Heidelberger Kulturpolitik sei: "Allen die Möglichkeit geben, am kulturellen Leben teilzunehmen." Barrieren einreißen, Grenzen überwinden: Auch das will "Restart", will der Heidelberger Frühling seit seiner Entstehung 1997. Schmidt: "Und genau das wollen wir zu unserem 25. Geburtstag mit der gesamten Stadtgesellschaft feiern."
Info: Das ganze Programm von "Restart" ist im Internet verfügbar unter www.heidelberger-fruehling.de/restart.



