Wolfgang Rihm steht im Zentrum des Streichquartettfests
Fünf Fragen an den Karlsruher Komponisten und Lichtgestalt der zeitgenössischen Musik.

Von Jesper Klein
Eppelheim. Der Komponist aus Karlsruhe gilt in der zeitgenössischen Musik als Lichtgestalt, im März feiert er seinen 70. Geburtstag: Wolfgang Rihm. Nun steht er im Zentrum des gerade in Eppelheim begonnenen Streichquartettfests des "Heidelberger Frühlings". Passend zum Festival liegt der Fokus auf dem Streichquartett, jener traditionsreichen Gattung, die auch im Schaffen des so vielseitigen wie produktiven Komponisten Rihm eine wichtige Stellung einnimmt.
Das Streichquartett gilt als Königsdisziplin der Kammermusik und viele Komponisten begegneten ihm mit Ehrfurcht. Ludwig van Beethoven zum Beispiel begann vergleichsweise spät, seine ersten Streichquartette zu komponieren. Sie schrieben Ihr erstes Quartett im Alter von 14 Jahren. Merken Sie heute noch etwas von diesem Respekt vor der Gattung, wenn Sie ein Quartett schreiben?
Oh, ja! Der Respekt wächst und wächst immer weiter. Vielleicht ist das ja der Grund dafür, dass ich so lange schon kein neues Quartett mehr begonnen habe. Aber ich hoffe, dass langsam die Respekt-Blockade nachlässt . . .
Worin liegt für Sie die Magie des Streichquartetts?
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Nach Goethes immer wieder zitiertem Spruch hört man beim Streichquartett vier vernünftige Leute, die sich unterhalten. Gilt das auch für Ihre Quartette? Ist dieses Bild für zeitgenössische Musik überhaupt noch aktuell?
Goethes Bonmot gilt eigentlich vor allem für dialektisch-durchbrochenen Satz, wie er uns bei Joseph Haydn begegnet. Schon Franz Schubert wäre da schwierig unterzubringen.
Sie sagen: "Mit dem Streichquartett muss gekämpft werden, bissig und liebevoll." Wie muss man sich einen solchen Kampf vorstellen?
Wenn ich das wirklich so gesagt habe, muss wohl eine Art "Liebeskampf" gemeint sein.
Beim Heidelberger Streichquartettfest werden 15 Ihrer Quartette zur Aufführung gebracht. Interpreten beschreiben Ihre Werke als extrem herausfordernd, modern, aber verständlich. Worauf kann sich das Publikum einstellen?
"Modern, aber verständlich" – das ist doch besser als "altmodisch, aber unverständlich", oder? Ich glaube ja: Je weniger man sich auf etwas "einstellt", umso mehr erfährt man etwas Unerwartetes.



