Heidelberg

Die Premieren des Theaters von Januar bis April

Zwei Alte streiten in der Tonne: Das gibt es im Frühjahr.

27.12.2021 UPDATE: 28.12.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Ab in die Tonne: In Becketts „Endspiel“ vegetieren Nagg (Andreas Seifert) und Nell (Elisabeth Auer) in solchen blechernen Behausungen vor sich hin, ihre bitterkomischen Dialoge stecken aber voller Sprengkraft. Die Premiere dieses Klassikers des absurden Theaters steigt am 18. März im Alten Saal des Heidelberger Theaters, die Regie übernimmt Hausherr Holger Schultze. Foto: Susanne Reichardt

Von Volker Oesterreich

Heidelberg. Noch bis Mitte Dezember stand es Spitz auf Knopf. Da fragte man sich im Heidelberger Theater frei nach "Hamlet": Auf der Bühne sein – oder nicht fürs Publikum da sein? Doch nun sind sie da, die Künstlerinnen und Künstler. Und mit ihnen zahlreiche neue Projekte für die nächsten vier Monate. Wegen der Corona-Pandemie wurden zu Beginn der laufenden Spielzeit nur die absehbaren Premieren bis zum Jahresende bekannt gegeben. Doch nun liegen die Pläne für die Monate Januar bis April vor. Im ersten Quartal des neuen Jahrs steht das Programm ganz im Zeichen von Gegenwartsbezügen, sie reichen von Klassiker-Aktualisierungen bis zu Uraufführungen. Hier ein Überblick.

> Musiktheater: Alban Bergs fragmentarische Zwölfton-Oper "Lulu" aus dem Jahr 1937 ist so anspruchsvoll wie wirkungsmächtig. Sie basiert auf Frank Wedekinds Dramen "Erdgeist" und "Die Büchse der Pandora". Der Heilbronner Intendant Axel Vornam inszeniert das Werk für die Heidelberger Bühne, Dietger Holm übernimmt die musikalische Leitung, Premiere ist am 29. Januar im Marguerre-Saal. Am 11. März folgt an der Zwingerstraße Michael Nymans Kammeroper "Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte" nach einer Erzählung von Oliver Sachs (Regie: Amna Shadad). Das Leben mit einer neurologischen Erkrankung wird hier mit der Kraft der Musik neu gestaltet, das Libretto von Christopher Rawlence wurde von Bertram Dippel und Florian Kaplich ins Deutsche übertragen.

> Schauspiel: Über Jahrzehnte gehörte Wolfgang Borcherts Kriegsheimkehrerstück "Draußen vor der Tür" zur Pflichtlektüre in den Schulen, entsprechend oft wurde es auch inszeniert, aber das liegt schon lange zurück. Mirjam Loibel sorgt nun für eine Wiederbegegnung mit dem kriegstraumatisierten Ex-Soldaten Beckmann, der in der zivilen Welt nicht mehr zurechtkommt. Premiere ist am 17. Februar im Zwinger 1. Für das Projekt "Villa Abendsonne" haben Luise Vogt und der Komponist Björn SC Deigner in Heidelberger Alten- und Pflegeheimen recherchiert. Das Ergebnis ihrer Arbeit soll am 18. Februar uraufgeführt werden.

Weitere Schauspiel-Novitäten sind Tschechows psychologisch subtiler "Kirschgarten", den Milan Peschel am 25. Februar auf die Bühne bringt, Becketts "Endspiel" in der Regie Holger Schultzes (18. März), die Deutsche Erstaufführung von Miroslava Svolikovas Theater-im-Theater-Stück "Der Sprecher und die Souffleuse" (25. März), die Komödie "How to Date a Feminist" von Samantha Ellis im Glasturm der Heidelberger Druckmaschinen (27. März), Kleists "Michael Kohlhaas" (22. April) und zum Stückemarkt Svenja Viola Bungartens "Maria Magda" (29. April). Der Vorverkauf für den Stückemarkt beginn am 18. Februar.

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> Tanz: Spartenleiter Iván Pérez vereint in seinem nächsten Tanz-Projekt die beiden Strawinsky-Kompositionen "Der Feuervogel" und "Sacre du Printemps" unter dem Titel "Firebird & Rite of Spring". In Zusammenarbeit mit Elias Grandy und dem Philharmonischen Orchester hinterfragt Pérez dabei die künstlerische Verfremdung und den Bruch mit den Traditionen (5. März). Am 24. März folgt die Premiere "4 x 4", die sich auf Vivaldis "Vier Jahreszeiten" in Bearbeitungen zeitgenössischer Komponisten beziehen, choreografiert und getanzt von vier Compagnien aus vier verschiedenen deutschen Städten.

> Kinder- und Jugendtheater: Die ewig aktuellen Themen von Angst und Mut werden am 6. März vom Jungen Theater in der Uraufführung von Julia Haennis "Angst oder Hase" aufgegriffen. Mit von der Partie ist die "Schisshasen-Gang". Ein Stück für alle ab 12 Jahren im Zwinger 1.

> Konzerte: Zeitgenössische Musik der Schwedin Lisa Streich stehen im Zentrum des 4. Philharmonischen Konzerts am 23., 24. und 27. Februar, bei dem Streich auch den Heidelberger Künstlerinnenpreis erhalten wird. Nach Skandinavien und Russland führt auch das 5. Philharmonische Konzert am 23. und 24. März 2022 mit Werken von Sibelius und Dvorak. Das 6. Philharmonische Konzert am 13. und 18. April 2022 verweist mit Musik von Franz Schubert über Bernd Alois Zimmer bis hin zu Jennifer Higdon wiederum auf die Gegenwart. Kammerkonzerte, Bachchor-Konzerte, Lunchkonzert sowie Konzerte für junges Publikum runden das Programm ab.

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