So werden im Depot Musikvideos gedreht
Fünf Bands produzieren mit Regisseur Max Damm beim Eberbacher Kulturverein professionelle Musikvideos.

Von Marcus Deschner
Eberbach. Wie ein kultureller Neustart trotz Pandemie funktionieren kann, wurde dieser Tage eindrucksvoll im Depot 15/7 gezeigt. Mit kräftiger Unterstützung durch Förderungen wie "Neustart Kultur" und das EU-Programm "Leader" entwickelte der Kulturverein ein Konzept und nutzt die Möglichkeiten der Digitalisierung. So trage man dazu bei, dass kulturelles Leben wieder möglich wird, ohne dabei die Gesundheit anderer zu gefährden, so Vorsitzender Benny Safferling. Ein umfangreiches Online-Angebot bilde die Basis. Unter dem Titel "Kunst mit Abstand" habe man das Projekt zur Kulturbelebung während der Pandemie ins Leben gerufen. Es bestehe aus mehreren Teilen, die es Künstlern, Kulturschaffenden und Kunstbegeisterten ermöglichten, trotz der Einschränkungen den Kulturbetrieb wieder aufzunehmen.
Erster Schritt war die Video-Serie "Kleinlaut", die im April gestartet ist. Musikern wurde so im Netz eine Plattform geboten, die es ihnen ermöglichte, in Corona-Zeiten präsent zu sein. Die Künstler setzten dabei ihre Musikvideos in Eigenproduktion um. Anschließend veröffentliche das Depot-Team diese auf dem Youtube-Kanal des Vereins, erklärt der Vorsitzende.
Nun gibt es ein zweites, hochwertig produziertes Äquivalent: Unter dem Titel "Hochglanz" wurden mit preisgekröntem Regisseur und fünf Bands aus Baden-Württemberg Videos gedreht. Max Damm von der "Filmkombüse" aus Mannheim brachte ein professionelles Filmteam mit. Der Chef der Produktionsfirma und die Gründer des Vereins entstammen laut Safferling einer Generation Kulturschaffender, die nie den Kontakt zu ihrer Heimat Eberbach verloren haben. Aus dieser gemeinsamen Geschichte sei die Idee zur Zusammenarbeit und zur Unterstützung regionaler Kunstprojekte entstanden.
Vor gut einer Woche machte die Band "Das blühende Leben" mit Punkrock-Attitüde den Anfang, gefolgt von "Eau Rouge" mit Indie-Rock, "Harrison McClary" mit Retro-Pop und vergangenen Samstag "Everdeen" mit New-Wave-Pop. Zum Abschluss spielte David Kirchner am Montag Deutschpop.
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Jeweils zwei bewegliche Kameras und eine fest installierte zeichneten die Auftritte auf. Max Böhme sorgte für die Beleuchtung, Florian Herkert für den Ton. Nach Safferlings Angaben ist es durch gezielte Verbesserung der IT-Infrastruktur nun möglich, Gigs live aus dem Depot mithilfe ins Internet zu übertragen. Neben der Licht-, Ton- und Kameratechnik seien auch ein leistungsstarkes Lüftungssystem mit 2,6-fachem Luftwechsel stündlich und einem Fördervolumen von 2000 Kubikmetern in der Stunde sowie getrennte Arbeitsplätze für die Teams vorhanden, so dass das Depot 15/7 nun optimal ausgestattet sei, um den Pandemiebedingungen zu begegnen.
Seit September streame man Auftritte von Musikern direkt aus den Vereinsräumen online auf Twitch. Gemäß der 3-G-Regel könne auch Publikum teilnehmen. "Eine praktisch unbegrenzte Anzahl von Musikfans kann so die Live-Auftritte über den Stream verfolgen, wenn sie wegen gesundheitlicher Bedenken oder aufgrund zeitlicher oder räumlicher Widrigkeiten nicht in der Lage sind, persönlich an einer Veranstaltung teilzunehmen", sagt Safferling.
Im Depot selbst hänge die mögliche Zuhörerzahl vom aktuellen Infektionsgeschehen ab. Nach dem Ende der Pandemie sei eine Vollauslastung von 130 Personen möglich. Freilich sei man im Depot 15/7 froh über die neuen Möglichkeiten. Denn man leiste mit dem Projekt "Kunst mit Abstand" nicht nur einen Beitrag zur Wiederbelebung des Kulturbetriebs während und nach Corona, sondern mache auch vor, wie Kulturvereine die Transformation in eine digitale Zukunft bewerkstelligen könnten.