Mannheim

Drei Radweg-Projekte unter der Lupe

Die Bündnis-Sprecher von "Fahrradstadt Mannheim" bewerten Aussagen aus dem Gemeinderat.

11.08.2021 UPDATE: 12.08.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden
Mitglieder des Bündnisses „Fahrradstadt Mannheim“ schlugen ihre Thesen frei nach Martin Luther ans Rathaus. Foto: Warlich-Zink

Von Heike Warlich-Zink

Mannheim. Mobilitätsdaten erheben und analysieren, um klein- und großräumig herauszufinden, woher Radfahrerinnen und Radfahrer kommen und wohin sie wollen – so lautet eine der zentralen Forderungen des Bündnisses "Fahrradstadt Mannheim". Das sei die Voraussetzung, nicht nur um künftige Radrouten bedarfsgerecht zu planen, sondern auch, um bestehende Verbindungen einer kritischen Prüfung unterziehen zu können. Die Aussage gehörte zu den elf Thesen, die die Bündnispartner ans Rathaus schlugen. Zur Frage, wie gut eine neu geschaffene Radroute am Ende funktioniert, gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen:

> Bismarckstraße: "Dort ist nie ein Radfahrer unterwegs", teilte Stadtrat Achim Weizel (Mannheimer Liste – Freie Wähler) im Hauptausschuss unlängst seine Beobachtungen mit. Ein Eindruck, den Gerd Hüttmann und Klaus Dieter Lambert vom Kreisverband Mannheim des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) so nicht bestätigen können: "Die Nutzung der Radfahrstreifen auf der Bismarckstraße durch Radfahrende nimmt inzwischen zu", sagt Lambert. Auch Radfahrer seien Gewohnheitsmenschen, daher brauche es immer eine Zeit, bis sie ihre Wege ändern. Das kann ADFC-Sprecher Hüttmann bestätigen: "Ich selbst bin noch etwa ein Jahr lang automatisch durch die Quadrate geradelt, wenn ich etwa zu unserem Postfach am Paradeplatz wollte", berichtet er. Obwohl der neue Radstreifen längst zur Verfügung stand. Hüttmann geht davon aus, dass sich die Frequenz in der Bismarckstraße weiter erhöht. "Es gibt sicher Radfahrende, die erst jetzt durch die großflächigen Bauarbeiten auf dem Willi-Brandt-Platz die Bismarckstraße als Alternative zur Schlossgartenstraße annehmen werden", so seine Einschätzung.

> Augustaanlage: Auch die Umgestaltung der Augustaanlage hat für die Radexperten trotz der parallel verlaufenden Fahrradstraße in die Richard-Wagner-Straße eine Berechtigung: "Die Richard-Wagner-Straße hat meiner Meinung nach vor allem eine Erschließungsfunktion für die Schwetzingerstadt und die Oststadt", erklärt Hüttmann. "Hinter dem Carl-Reiss-Platz wird es mit der Überquerung der Mühldorfer Straße unübersichtlich, und man befindet sich an der Schubertstraße in einer Art Sackgasse", beschreibt er den Status quo. Daher hält er es für angemessen, dass Hauptzufahrtsstraßen wie die Augustaanlage separate Radverkehrwege erhalten. "Die dafür benötigten Flächen sollten im Sinne der notwendigen Verkehrswende durch eine Reduzierung der Flächen für den Autoverkehr gewonnen werden", so Hüttmann. Ein Punkt, der auch beim Thesenanschlag angesprochen wurde. "Es ist generell nicht in unserem Sinn, dass Radstreifen zulasten des Fußverkehrs gehen", erklärte René Leicht, einer der Bündnis-Sprecher.

> Paul-Martin-Ufer: Eine weitere Radstrecke, die derzeit kontrovers diskutiert wird, ist der kombinierte Fußgänger- und Fahrradweg entlang der Stadtbahn-Linie 5 in Neuostheim. Auf dem sogenannten Neckardamm ist es eng und der Ton unter den Beteiligten teilweise rau. Die Verwaltung prüft, Fuß- und Radverkehr zu trennen, und die Radfahrer auf einem Weg auf halber Höhe des Damms separat zu führen. Für Baubürgermeister Ralf Eisenhauer völlig überraschend fand sich jedoch eine Mehrheit im Ausschuss für Umwelt und Technik, der das Paul-Martin-Ufer auf der gegenüberliegenden Seite der Schienen zeitnah zur Fahrradstraße ausbauen will. Beim ADFC denkt man größer: "Durch die Radschnellverbindung nach Heidelberg wird auch der Radverkehr zwischen Innenstadt und Seckenheim südlich des Neckars zunehmen. Der ADFC schlägt daher vor, durch die Umgestaltung des Cahn-Garnier-Ufers und des Josef-Braun-Ufers mit dem Paul-Martin-Ufer als Fahrradstraße sowie einer brauchbaren Radverbindung im Bereich der Haltestelle Neuostheim einen großen Wurf zu wagen", so Hüttmann. Somit könnte durchgängig eine attraktive Radverbindung zur Entlastung des Neckardamms angeboten werden. Ein Radfahrverbot auf dem Neckardamm lehnt der ADFC hingegen ab.

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