Mannheim

Umgestaltung der Augustaanlage wird teurer

Der Radweg ist nur ein Teil der Arbeiten. Die Mehrkosten betragen 1,8 Millionen Euro. Es gibt einen Disput um Fördergelder aus Berlin.

11.08.2021 UPDATE: 12.08.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 46 Sekunden
Ende August beginnt die Umgestaltung der Augustaanlage, die auch einen Radweg beinhaltet. Foto: Gerold

Von Olivia Kaiser

Mannheim. Ende August sollen die Bauarbeiten für die Umgestaltung der Augustaanlage inklusive Radweg beginnen. Um den notwendigen Platz zu schaffen, wird – ähnlich wie beim Radweg der Bismarckstraße – die Breite des Gehwegs reduziert und die Lage der Fahrspuren verändert. Bereits im Frühjahr 2019 wurde das Vorhaben vom Ausschuss für Umwelt und Technik genehmigt. Dass die geschätzten Kosten jetzt von vier auf 5,8 Millionen Euro gestiegen sind, sorgte allerdings in der Sitzung des Hauptausschusses vor den Sommerferien bei einigen Stadträten für Unmut.

Teurer wird es unter anderem, weil die Augustaanlage während des Baus zweispurig befahrbar bleiben soll, die Ampelanlagen teurer sind und die Rechtsabbiegerspur in die Seckenheimer Straße zurückgebaut werden soll. Das Land fördert das Projekt mit circa 900.000 Euro. Für Thomas Hornung (CDU) ist der Eigenanteil der Stadt zu hoch. Er stellte daher die Realisierung des Radwegs gleich ganz in Fragen und erklärte, dass Radfahrer die parallel verlaufende Fahrradstraße in der Richard-Wagner-Straße nutzen könnten. Das Geld sei besser angelegt, wenn man damit vorhandene Radwege ausbessere. "Wir könnten Schlaglöcher schließen und Bordsteine anpassen", erklärte Hornung und nannte die Augustaanlage ein "Prestigeprojekt, für das nichts zu teuer scheint."

Zudem verwies er auf die Radförderung des Bundes über zehn Millionen Euro, die für die Stadt bereitstehe. "Lassen Sie das Geld nicht verfallen", appellierte er an Oberbürgermeister Peter Kurz. Dabei handelt es sich um die "Förderung für Modellvorhaben zur Verbesserung der Sicherheit im Radverkehr an Kreuzungen", von der Ex-Bundestagsabgeordneter Nikolas Löbel (CDU) im vergangenen November erklärte, die Summe sei für Mannheim reserviert.

Dieser Darstellung widerspricht die Stadtverwaltung jedoch, denn das Geld gehe nicht automatisch an die Stadt, sie müsse sich – wie alle Kommunen, die an dem Programm teilnehmen möchten – mit konkreten Projekten bewerben. Und dabei gelten Kriterien. Der Umbau der Augustaanlage erfüllt diese aber gar nicht. So sei eine Voraussetzung für die Förderung eine "möglichst zeitnahe Umsetzung der Maßnahme, die zwar planerisch bereits fortgeschritten ist, bei der jedoch noch keine Leistungsvergabe erfolgte, erklärte Stadtsprecherin Corinna Hiss auf Nachfrage der RNZ. Das Projekt Augustaanlage sei viel zu weit fortgeschritten. Die Arbeiten, die auch die Umgestaltung eines Teilbereichs des Knotens Schubertstraße beinhalten, beginnen bereits in diesem Monat, "weshalb eine Förderung aus dem Programm nicht möglich ist." Ander Projekte sind in der Planung wiederum nicht weit genug vorangeschritten. Förderfähig sind nur Vorhaben, die bis 2023 umgesetzt sind.

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Hornung monierte, dass man seit mehr als einem halben Jahr von der Förderung wisse und bis jetzt für kein Projekt eine Finanzspritze des Bundes beantragt habe. Schützenhilfe bekommt er dabei von Kordula Kovac. Die CDU-Politikerin aus Wolfach ist für den wegen der Masken-Affäre zurückgetretenen Nikolas Löbel nachgerückt. In einer Pressemitteilung erklärte sie, dass es jetzt an der Stadt Mannheim sei, aktiv werden und die Mittel abzurufen. "Nicht nur der Klimawandel zwingt uns dazu, über Alternativen zum motorisierten Verkehr nachzudenken. Unsere Städte stehen kurz vor einem Verkehrsinfarkt. Auch gegen verstopfte Straßen hilft das Fahrrad", so Kordula Kovac. "Die Stärkung des Fahrradverkehrs in der Stadt ist ein gutes Mittel, um sich umweltschonend fortzubewegen und die Lebensqualität in den Städten langfristig zu sichern."

Da der Anteil an Fahrradfahrern am Verkehrsgeschehen steige, müsse die Sicherheit im Radverkehr so schnell wie möglich erhöht werden. Mit den Fördermitteln könnten gezielt Maßnahmen gefördert werden, die die Sicherheit des Radverkehrs und der Radfahrerinnen und Radfahrer erhöhen.

Oberbürgermeister Peter Kurz betonte im Hauptausschuss, man stehe sehr wohl im Austausch mit dem zuständigen Amt für Güterverkehr. Derzeit würden einige Vorschläge geprüft, aber man habe aus Berlin noch keine Rückmeldung erhalten. Hoffnungen macht sich die Verwaltung auf eine Förderung des Franklin-Stegs zwischen den Stadtteilen Vogelstang und Franklin. "Hier könnte die innovative Holzbauweise ein Förderungsgrund sein", erklärte Corinna Hiss. In der Prüfung ist außerdem die fünfarmige Kreuzung Schubert-, Möhl-, Seckenheimer-, Renz- und Collinistraße.

Was die Augustaanlage angeht, betonte Oberbürgermeister Peter Kurz, dass ein Radweg dort wichtiger Teil des Lückenschluss-Programms sei. Die 5,8 Millionen Euro würden zudem nicht nur für den Radweg, sondern eine generelle Umgestaltung verwendet werden: "Wir verändern den Gehweg, erneuern die Fahrbahn, die Beleuchtung und die Signalanlagen." Am Ende stimmte die Mehrheit Stadträte den Mehrausgaben zu. Gegenstimmen kamen von der CDU und der Fraktion FDP/Mfm.

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