Krankenhaus Sinsheim

"Wir hoffen, dass ein Großteil geschafft ist"

Das Krankenhaus kehrt langsam zur Normalität zurück, der städtische Krisenstab wird aktuell nicht mehr gebraucht.

15.06.2021 UPDATE: 16.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Zahlreiche Covid-19-Patienten wurden auf der Intensivstation des Sinsheimer Krankenhauses behandelt. Einige sind genesen, manche sind gestorben. Nun ist dort, zum ersten Mal seit Oktober 2020, kein Covid-Patient in Behandlung. Archiv-Foto: Christian Beck

Von Christian Beck

Sinsheim. Der Eisbecher im Café, etwas Herzhaftes im Restaurant oder der Bummel in der Innenstadt: Viele genießen die Möglichkeiten, die die Lockerungen mit sich gebracht haben. Nun geben zwei Umstände weiteren Anlass zur Freude: Zum ersten Mal seit Oktober 2020 befinden sich im Sinsheimer Krankenhaus keine Covid-19-Patienten auf der Intensivstation in Behandlung. Und der städtische Krisenstab hat sich nach 130 Sitzungen am Montagnachmittag zum vorerst letzten Mal getroffen. Für das Gremium gibt es momentan nichts mehr zu tun.

Im Februar 2020, noch vor dem Lockdown, habe sich der Krisenstab gebildet, berichtet Oberbürgermeister Jörg Albrecht auf Nachfrage. Vertreter der Stadtverwaltung, aber auch von Feuerwehr, Polizei und Krankenhaus trafen sich oft mehrmals pro Woche, um sich auszutauschen und Wichtiges in die Wege zu leiten. Oft sei es dabei um die Beschaffung von Material gegangen: Mehr als 70.000 Masken und rund 30.000 medizinische Handschuhe habe die Stadt eingekauft. Seit der Einführung von Schnelltests seien 57.300 davon beschafft worden. Daneben seien 23 Arztpraxen und Pflegedienste mit Hygienematerial unterstützt worden, unter anderem mit etwa 1600 Litern Handdesinfektionsmittel.

Dass die Zahlen im Krankenhaus rückläufig sind, bezeichnet der ärztliche Direktor Dr. Johannes Berentelg als erfreulich: "Wir können hoffen, dass ein Großteil geschafft ist." Die Isolierstation sei von 15 auf fünf Betten verkleinert worden. Operationen liefen seit dieser Woche wieder im Regelbetrieb ohne Einschränkungen. Sprechstunden würden wieder stark nachgefragt. "Hier werden wir ab nächster Woche auf Tests vor dem Sprechstundenbesuch verzichten und auch das Mitbringen einer Begleitperson ist wieder möglich", teilt Berentelg mit. "Wir kehren langsam zur Normalität zurück." Auch die Besuchsregelung werde "sicher in den nächsten Wochen deutlich gelockert, Schnelltests bei ambulanten Kontakten werden wegfallen". Maßnahmen würden auf das medizinisch notwendige reduziert. "Der Spagat zwischen Sicherheit für unsere Patienten und dem ,Freiheitsbedürfnis‘ ist nicht ganz einfach, aber in meinen Augen gut machbar", sagt Berentelg.

Dass die momentane Situation so erfreulich ist, liege an den steigenden Temperaturen, dem Umstand, dass "sich die Bevölkerung sehr strikt an die vorgeschriebenen Maßnahmen gehalten" hat, und den Impfungen. Nachdem beispielsweise die Bewohner von Altenheimen geimpft wurden, kamen "keine Patienten von dort mehr ins Krankenhaus", berichtet Berentelg. Vor diesem Hintergrund geht er davon aus, dass der positive Trend anhält. Die sogenannte Delta-Variante, die in Indien und nun auch in England festgestellt wurde, habe "sicherlich ein höheres Infektionspotenzial, die Impfungen sind aber auch gut gegen diese Variante wirksam".

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So mancher Leser ist skeptisch, ob es nicht doch zu einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen kommt – auch, weil manche Menschen momentan auf Abstand und weitere Schutzmaßnahmen verzichten. Klinikleiter Thorsten Großstück geht davon aus, dass sich nun manche jüngere Menschen, die viele Kontakte haben, aber bisher nur vereinzelt geimpft sind, anstecken und so die Fallzahlen wieder steigen. "Ich rechne aber damit, dass die Verläufe milder sein werden, sodass ein Krankenhausaufenthalt in den meisten Fällen vermutlich nicht notwendig ist", schätzt Großstück.

Und wie blickt Berentelg auf den kommenden Herbst und Winter? Aufgrund der fortschreitenden Impfungen sei die Ausgangslage im Vergleich zum vergangenen Jahr anders. "Ich bin davon überzeugt, dass wir mit der Covid-19-Erkrankung wie mit anderen Infektionskrankheiten weiterhin leben werden, aber sie hat dann nicht mehr den Charakter einer Pandemie."

Sollte nun auch die Maskenpflicht wegfallen? Momentan gilt diese beispielsweise noch, wenn draußen der Abstand nicht eingehalten werden kann. "Aktuell sehe ich keinen Grund mehr dafür", sagt der OB auf Nachfrage. Die Entscheidung trifft nicht die Stadt. Doch sowohl Albrecht als auch Ordnungsamtsleiter Florian Zangl sind der Meinung, dass sich hier in Kürze eine Änderung ergeben wird. Der Klinikleiter sagt zum Thema Wegfall der Maskenpflicht: "Im Freien spricht vieles dafür." In geschlossenen Räumen, und wenn Abstände nicht eingehalten werden können, sei das für ihn im Moment aber "schwer vorstellbar".

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