Intensivstation am Limit

Lage an Sinsheimer Klinik bleibt angespannt (Update)

Die Klinik hat wegen der vielen Covid-19-Patienten auf der Intensivstation die Notbremse gezogen. Vor Mittwoch sei nicht mit einer Entwarnung zu rechnen.

04.12.2020 UPDATE: 07.12.2020 19:34 Uhr 3 Minuten, 36 Sekunden
Vor allem die Mitarbeiter der Intensivstation arbeiten am Limit: Fünf Covid-19-Patienten wurden am Freitag dort versorgt, jeder von ihnen wird beatmet. Nur ein Bett auf der Intensivstation war noch frei. Foto: Christian Beck

Sinsheim/Kraichgau. (cbe/zg) Das Krankenhaus hatte am Freitag die Notbremse gezogen und einen Aufnahmestopp verhängt. "Dadurch, dass wir die Aufnahmen am Wochenende reduziert haben, ist es zu einer Verbesserung der Gesamtsituation gekommen", berichtet Dr. Johannes Berentelg, Ärztlicher Leiter der Klinik und Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin. Auch die Situation auf der Isolierstation habe sich durch Entlassungen über das Wochenende etwas entspannt. Stand Montag, 10 Uhr, werden dort elf Covid-19-Patienten behandelt. Ein Patient ist am Wochenende dort gestorben. Laut GRN hatte er sehr schwere Vorerkrankungen.

Auf der Intensivstation sei die Lage dagegen weiterhin angespannt. So werden am Montag, dort fünf bestätigte schwer erkrankte Covid-19-Patienten behandelt, die allesamt beatmet werden müssen. Dies entspricht dem Stand des Freitags. Im Laufe des Montags ist ein sechster Patient hinzugekommen, für den laut GRN eine Verlegung in Erwägung gezogen wird.

"Notfallbehandlungen führen wir weiterhin durch, wir haben keinen generellen Aufnahmestopp", stellt Berentelg klar und erklärt, dass Notaufnahmen immer in Absprache mit der Leitstelle geschehen. "Wir werden durch Umorganisation weiteres Personal in der zentralen Patientenaufnahme und der Intensivstation einsetzen, um diese Bereiche zu stärken. Mit den niedergelassenen Kollegen sind wir in enger Absprache, um gerade die Versorgung über die Feiertage zu gestalten." Insgesamt bezeichnet Berentelg die Situation als "angespannt aber noch beherrschbar". Die GRN-Klinik Sinsheim stehe für Notfälle – jedoch nach Absprache – weiterhin offen. Der Kreißsaal ist von den eingeschränkten Maßnahmen nicht betroffen: Entbindungen seien nach wie vor möglich, erklärt Klinikleiter Thorsten Großstück.

Begonnen hat am Montag das Screening der Betreuungs- und Seniorenzentren, bei dem Bewohner und Mitarbeiter an den drei Standorten Sinsheim, Schwetzingen und Weinheim getestet werden. Dies soll laut GRN dazu dienen, die Situation in den Heimen vor Beginn der Weihnachtsfeiertage besser einschätzen zu können. Bei einer Bewohnerin der "Kreispflege" in Sinsheim ergab ein Test laut GRN ein positives Ergebnis. Daraufhin sei ein zweiter Kontrolltest vorgenommen worden, dessen Ergebnis negativ war.

Alle Kontaktpersonen der Kategorie 1 dieser Bewohnerin seien daraufhin getestet worden; aus diesem Personenkreis sei bei einem Bewohner der Test positiv ausgefallen. Unabhängig von diesen Bewohnern seien zwei Mitarbeiter, die laut GRN Symptome aufwiesen, positiv getestet worden. Beide Personen kämen aus einem Haushalt. "Diese positiven Tests bestätigen einmal mehr die Notwendigkeit der bereits auf Hochtouren laufenden Corona-Screenings", hieß es in einer GRN-Mitteilung.

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Update: Montag, 7. Dezember 2020, 19.33 Uhr


Sinsheimer Krankenhaus verhängt Aufnahmestopp

Sinsheim. (cbe/zg) Es ist eine Maßnahme, die es in dieser Kombination laut GRN-Geschäftsführer Rüdiger Burger noch nicht gab: Das Sinsheimer Krankenhaus hat einen Aufnahmestopp verhängt. Am Samstag meldet sich die Klinik sowohl bei der Rettungsleitstelle als auch bei der Koordinierungsstelle zur Versorgung von Covid-19-Patienten ab. Denn momentan sind dort kaum Betten frei; weitere Patienten aufzunehmen, sei kaum möglich. "Wir haben unsere Belastungsgrenze erreicht", sagt Johannes Berentelg, Ärztlicher Leiter der Klinik.

Insbesondere die Intensivstation ist corona-bedingt am Limit. Sie verfügt über zwölf Betten. Stand Freitagvormittag war nur noch eines davon frei. Von den elf Personen, die dort behandelt werden, sind fünf Covid-19-Patienten. Diese werden ausnahmslos beatmet. Für Corona-Patienten sind auf der Intensivstation eigentlich vier Betten vorgesehen. "Wir sind also auf der Intensivstation jetzt schon eine Person über dem Soll", sagt Berentelg. Er weist darauf hin, dass dort auch noch weitere Personen behandelt werden. Auf der Isolierstation wurden, Stand Freitag, 9 Uhr, zwölf bestätigte Fälle behandelt sowie fünf Verdachtsfälle, die laut Klinik die gleichen Kapazitäten binden wie bestätigte Covid-19-Patienten.

Vor zwei Wochen war die Zahl der Operationen reduziert worden. So werde Personal für die Pflege auf der Intensivstation frei, erläutert Burger. Doch trotz dieser Maßnahme seien am Freitag von 225 Betten 185 belegt gewesen, überwiegend mit Notfallpatienten. Und manche der freien Betten seien nicht belegbar, so zum Beispiel im Isolierbereich. Einen bestätigten Covid-Patienten und einen Verdachtsfall könne man nicht zusammen in einem Zimmer unterbringen. Zudem sei damit zu rechnen, dass nach den Ausbrüchen in den Pflegeheimen in Eschelbronn und Eschelbach in nächster Zeit weitere Corona-Patienten im Krankenhaus aufgenommen werden müssen. Darauf Bezug nehmend, sagt Klinikleiter Thorsten Großstück: "Wir stehen an der Kapazitätsgrenze und müssen uns jetzt Luft verschaffen, um die Versorgung weiter sichern zu können."

Wer in den nächsten Tagen ins Krankenhaus muss, wird deshalb wahrscheinlich in eine andere Klinik in der Nähe gebracht. Wer in Sinsheim beim Radfahren stürze und sich dabei etwas breche, werde aber trotzdem vorrangig ins Krankenhaus vor Ort gebracht. Und auch Patienten aus den Heimen in Eschelbronn und Eschelbach kämen bei Bedarf nach Sinsheim. Komme der Patient aber aus Helmstadt, werde er wohl eher ins Mosbacher Klinikum gebracht.

Dass Patienten unter diesen Umständen längere Wege bis zum Krankenhaus zurücklegen müssen, sei durchaus möglich. Burger weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Patienten mit bestimmten Diagnosen ohnehin nicht nach Sinsheim gebracht werden, beispielsweise bei einem Herzinfarkt. Auf solche Behandlungen seien die Kliniken in Heidelberg oder Schwetzingen spezialisiert.

Wie lange der Aufnahmestopp andauert, ist unklar. "Vor Mittwoch gibt es keine Entwarnung", erklärt Burger auf Nachfrage. Er hofft, dass Ende kommender Woche das Haus wieder geöffnet werden kann. Diese Zuversicht begründet er mit der Erfahrung, dass viele Patienten einen geplanten Eingriff, beispielsweise das Einsetzen eines künstlichen Gelenks, so planen, dass sie an Weihnachten wieder zu Hause sind. Aus diesem Grund sei die Belegung im Oktober und November erfahrungsgemäß hoch, sinke aber wieder, wenn es auf die Festtage zugeht.

Was die akute Lage am Sinsheimer Krankenhaus anbelangt, hofft Burger, dass mancher Covid-19-Patient verlegt werden kann: "Wir sind in Gesprächen mit Eberbach und Schwetzingen." Und er hofft, dass auch Kliniken, die nicht im GRN-Verbund sind und bislang wenig Covid-19-Patienten aufgenommen haben, bei der Entlastung behilflich sind. Denn es gebe durchaus Kliniken, die nicht darauf erpicht seien, diese Patienten aufzunehmen. Dies hänge auch mit wirtschaftlichen Aspekten zusammen.

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