Stadt und Kulturschaffende wollen Sommer-Open-Air
Theater und Musik auf Schlossparkwiese? Freiflächen sollen als Bühne dienen.

Von Olivia Kaiser
Mannheim. Die Neckarwiese, der Lanzgarten, die Friesenheimer Insel, die Promenade am Museumsschiff – in Mannheim gibt es viele Freiflächen, die sich für eine Open-Air-Bühne eigenen würden. Genau das wollen Nachtbürgermeister Robert Gaa, das Bündnis der Kulturschaffenden und die Stadtverwaltung im Sommer realisieren. Natürlich nur, wenn es das Infektionsgeschehen und die Landesverordnung erlauben. Damit Musiker, Bands, Theaterensembles, DJs und Tänzer eine Auftrittsmöglichkeit haben, soll auf einer Freifläche ein Veranstaltungsort unter freiem Himmel geschaffen werden. An die 60 Plätze wurde deshalb untersucht. Das ernüchternde Ergebnis: Einer ist übrig geblieben – und zwar die Wiese hinter den Rheinterrassen im Lindenhof, die noch zum Schlosspark zählt.
Denn die Freifläche musste den Prüfungskriterien standhalten. Gibt es Möglichkeiten für Strom und Abwasser? Ist sie gut erreichbar und barrierefrei? Ein wichtiger Aspekt ist Lärm. Auch wenn die geltenden Regeln für eine Außenbeschallung greifen, so wollten die Initiatoren einen Ort ohne Anwohner in unmittelbarer Nähe. Auch ökologische Fragen wurden miteinbezogen. Bei vielen Frei- und Grünflächen besteht die Gefahr, dass Vögel, aber auch andere Tiere gestört werden. Und so fiel ein potenzieller Spielort nach dem anderen durchs Raster. "Es ist frustrierend, dass am Ende nur eine Freifläche übrig geblieben ist", erklärte Robert Gaa, als er die Mitglieder des Kulturausschusses über die Standortsuche informierte.
Manche Plätze, beispielsweise das Maimarktgelände oder der neue Messplatz, scheiden sowieso aus, da dort schon Veranstaltungen geplant sind. Außerdem solle ja gerade der urbane Raum belebt werden, so der Nachtbürgermeister. Auch der Jungbusch wurde ausgespart, da sich dort im Sommer sowieso schon die Nachtschwärmer tummeln. "Das wollen wir entzerren", so Gaa.
Die Grünfläche nahe der Rheinterrassen dagegen erfüllt sämtliche Kriterien. Sie ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen, das neue Parkhaus an der Glücksteinallee bietet genügend Parkplätze. Im Umkreis von 350 Metern gibt es keine Anwohner. Wenn der Gemeinderat grünes Licht gibt, könnten dort zwischen Juli und September Konzerte, Partys oder Theateraufführungen stattfinden. "Viele Städte diskutieren derzeit solche Open-Air-Spielstätten", berichtete Carolin Ott vom Bündnis Kulturschaffende, die mit Simon Bittner den Stadträten das Konzept vorstellte. "Es ist ein Weg, der Pandemie in den Sommermonaten zu begegnen."
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Auf der Grünfläche im Lindenhof soll eine feste Bühne errichtet werden. Die technische Ausrüstung kommt von einem Verleiher und kann von den Künstlern kostenlos benutzt werden. Schließlich handle es sich um eine Unterstützungsaktion für notleidende Kulturschaffende, da sollen ihnen keine Kosten entstehen, betonte Bittner.
Die beiden Organisatoren rechnen mit 250 Sitzplätzen, das könne aber noch aufgestockt werden – je nach Infektionsgeschehen. Auch einen Gastronomiebereich mit Ausschankwagen soll es geben. Dabei wolle man so nachhaltig wie möglich arbeiten. Dasselbe gilt für den Sanitärbereich mit chemiefreien Toiletten. Zudem gibt es ein Hygienekonzept inklusive einer Nachverfolgung. "Wir haben bereits einen Betreiberverein namens Kulturtragflächen e. V. gegründet", erklärt Carolin Ott.
Zur Terminvergabe soll ein Onlineportal eingerichtet werden. Dabei gilt das Prinzip "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Lediglich für Veranstaltungen, die eine längere Vorlaufzeit brauchen, wie beispielsweise Theaterstücke, können langfristig Termine reserviert werden. Carolin Ott und Simon Bittner rechnen mit Kosten von 3000 Euro pro Veranstaltungstag. Finanziert werden soll die Spielstätte mit städtischer Förderung, Eintrittsgeldern, Gastro-Einnahmen und Sponsoring. Man wolle sich aber auch für eine Förderung vom Bund bewerben, so Bittner.
Einige Stadträte waren skeptisch, was den Ort betraf. Einmal wegen der – wenn auch entfernten – Anwohner, aber auch wegen der sich dort treffenden Poserszene. "Die Spielstätte könnte darauf sogar einen positiven Effekt haben", widersprach Thomas Hornung (CDU). "Dann gibt es eine Art sozialer Kontrolle." Robert Gaa gab zu bedenken, dass die Zeit für eine neue Suche zu knapp ist, zumal es keine Alternativen gibt: "Ich befürchte, wenn es nicht die Schlossparkwiese wird, dann wird das dieses Jahr gar nichts."



