Heidelberg

Stückemarkt findet total digital statt

Die 38. Auflage wird am 30. April eröffnet. Dafür wurden ganz neue Formate entwickelt.

09.04.2021 UPDATE: 10.04.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden
Normalerweise ist der Heidelberger Stückemarkt ein Ort der direkten Begegnungen und persönlichen kulturellen Debatten – so wie zuletzt im Frühjahr 2019 im Foyer des Theaters. Diesmal läuft alles anders. Foto: Sebastian Bühler

Von Volker Oesterreich

Heidelberg. "Ganz viel Innovatives" verspricht Heidelbergs Intendant Holger Schultze für den 38. Stückemarkt, der ab 30. April nicht etwa über die Bühnen, sondern über unsere Computer-Bildschirme gehen soll. Zehn Tage lang bis zum 9. Mai. "Am liebsten sind wir natürlich analog unterwegs, aber das geht diesmal wegen der Pandemie nicht", sagt Schultze. Teile des Programms werden live gestreamt, andere als Aufzeichnung präsentiert. Eine Reihe von Angeboten sind auch interaktiv, so dass sich das Publikum beteiligen kann.

> Festivaleröffnung: Der Stückemarkt beginnt am 30. April mit Teresa Doplers "Das weiße Dorf", gezeigt als deutsche Erstaufführung ab 20 Uhr. Das von Ron Zimmering inszenierte Zweipersonenstück wurde 2019 mit dem Heidelberger Autor*innenpreis ausgezeichnet. Die Uraufführung fand bereits in Wien statt.

> Autor*innenpreis: Bei diesem "Herzstück" des Festivals werden sechs neue deutschsprachige Theatertexte in szenischen Lesungen vorgestellt, fünf stammen von Autorinnen, einer von einem Autor. Eine Jury bestimmt, wer den mit 10.000 Euro dotierten und von der Manfred-Lautenschläger-Stiftung gestifteten Hauptpreis erhalten wird. "Thematisch drehen sich die Beiträge um die Herkunft, die Zukunft und die Entwurzelung", erklärt der leitende Dramaturg Jürgen Popig. Ein Stück rücke die Corona-Pandemie in den Fokus: "Einfache Leute" von Anna Gschnitzer. Nominiert wurden außerdem "Gelbes Gold" von Fabienne Dür, "Peeling Oranges" von Patty Kim Hamilton, "Maria Magda" von Svenja Viola Bungarten, "Fischer Fritz" von Raphaela Bardutzky und Wilke Weermanns "Hypnos". Zu allen Lesungen werden Nachgespräche angeboten. Die Preisverleihung steigt am 9. Mai.

> Netzmarkt: Kuratiert wurde dieser neue Programmteil von der Kölner Dramaturgin Lea Goebel. Mit "Homecoming" des Künstlerkollektivs machina eX und "A Room of Our Own" von Swoosh Lieu am 4. Mai sowie "werther.live" am 9. Mai stehen innovative Erzählformen im Vordergrund. Ziel dabei ist es, die Pionierleistungen der freien Theaterszene während der Corona-Pandemie zu honorieren.

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> Hörspielpreis: Diese ganz neue Auszeichnung ist mit 5000 Euro dotiert, sie geht an einen der Wettbewerbsteilnehmer des Autor*innenpreises. Verbunden ist damit auch eine Hörspielproduktion des prämierten Stücks durch SWR2. Die Ursendung findet während des übernächsten Stückemarkts 2022 statt.

> Gastspielprogramm: Drei Video-Streams sind in dieser Programm-Sparte geplant: "Wir haben getan, was wir konnten" vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg am 1. Mai, "Erste Staffel. 20 Jahre großer Bruder" vom Staatstheater Nürnberg am 3. Mai sowie "Ich bin’s, Frank" der Münchner Kammerspiele am 7. Mai. Alle drei Produktionen verknüpfen die aktuelle gesellschaftliche Situation mit digitalen Welten. Besonders schräg dürfte die Nürnberger Inszenierung ausfallen, in ihr wird die TV-Show "Big Brother" satirisch aufspießt.

> Gastland: Mit dem preisgekrönten Stück "Have a Good Day!" für zehn Kassiererinnen, Supermarkt-Sounds und Klavier (2. Mai) und "Regenland" (8. Mai) stellt sich das bei uns nahezu unbekannte Theaterland Litauern vor. Außerdem werden drei neue Stücke aus Litauen im Rahmen des Internationalen Wettbewerbs präsentiert: "Identify" von Ieva Stundžyté, das "Immobiliendrama" von Gabrielé Labanauskaité und "Mütter und Söhne" von Matas Vildžius. (8. Mai)

> Nachspielpreis: Er geht ans Münchner Volkstheater für die Zweitaufführung von Laura Naumanns "Das hässliche Universum", gestreamt wird sie am 5. Mai. Nominiert für den Nachspielpreis waren außerdem Konstantin Küsperts "sklaven leben" in der Inszenierung des Meininger Staatstheaters und Anne Leppers "La Chemise Lacoste" aus Dortmund.

> Jugendstückepreis: Der von Bettina Schies und Klaus Korte gestiftete Preis wird von dem um eine Jugend-Jury erweiterten Preisgremium vergeben. Er geht an "Frühlings Erwachen" vom Schauspielhaus Zürich (6. Mai). Der Autor Lucien Haug hat sich bei seinem Aufklärungsstück für unsere Zeit nur vage an Frank Wedekinds modernem Klassiker orientiert.

Info: Der 38. Heidelberger Stückemarkt läuft vom 30. April bis zum 9. Mai. Ein detailliertes Programm gibt es hier.

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