"Sobald es die Lage zulässt, planen wir"
Volkshochschulleiter Dr. Malte Awolin muss das erste Programmquartal verloren geben, setzt aber Hoffnung auf die zweite Jahreshälfte

Von Barbara Nolten-Casado
Eberbach. Im März 2020 hat Dr. Malte Awolin die Leitung der Volkshochschule Eberbach-Neckargemünd übernommen und lebt seither mit seiner Familie in Eberbach. Über seinen Start im Corona-Jahr und über die Aussichten für ein Präsenzbetrieb-Volkshochschulprogramm äußert er sich im RNZ-Interview:
Herr Dr. Awolin, fühlen Sie sich inzwischen in Eberbach angekommen?
Ja, als Familie fühlen wir uns hier sehr wohl. Aber man hat Eberbach glaube ich erst richtig kennengelernt, wenn man mal einen Apfeltag oder ein "Feuer und Flamme" miterlebt hat. Die Highlights fehlen halt noch. Umso mehr erkunden wir, was wir können: den Ohrsbergturm, den Wald, die schöne Umgebung. Mit meiner kleinen Tochter bin ich oft am Neckar.
Und beruflich?
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Ich bewarb mich auf eine Stelle, die sehr vielfältig ist und neue Herausforderungen bietet. Durch die Corona-bedingten Rahmenbedingungen haben sich allerdings die Schwerpunkte verschoben. So gilt es jetzt zu schauen, welche Möglichkeiten und Ressourcen es unter den gegebenen Umständen gibt, um dann das Bestmögliche daraus zu machen.
Was ließ sich von Ihren Erwartungen und Wünschen an Ihrer neue Stelle in Eberbach bislang realisieren?
Die Digitalisierung in der VHS auf den Weg zu bringen stand ja als großes Thema in meiner Agenda. Corona hat das noch ein bisschen angeschubst. So konnten wir inzwischen schon viel auf den Weg bringen: Das technische Equipment wurde aufgestockt, die Kursleiter wurden geschult, die Teilnehmer beraten, das Team weiter qualifiziert.
Mit welchen Schwierigkeiten hatten Sie im zurückliegenden Jahr besonders zu kämpfen?
Besonders organisatorisch waren wir da vor große Herausforderungen gestellt. Allein insgesamt 120 Räume mussten in den verschiedenen Gemeinden nach strengen Corona-Standards eingerichtet werden und müssen nun entsprechend unterhalten werden.
Können Sie 2020 auch etwas Positives abgewinnen?
Eine tolle Erfahrung war für mich, den "VHS-Spirit" kennenzulernen: die VHS als Verein zu erleben, der davon lebt, dass alle mithelfen, unter den schwierigen Bedingungen das Bestmögliche aus der Situation zu machen. Das VHS-Team, die Außenstellenleiter, die Bürgermeister, die kommunalen Verwaltungen – alle haben sich sehr dafür engagiert, dass nach dem ersten Lockdown im Frühjahr in allen zwölf Trägergemeinden der Betrieb wieder aufgenommen werden konnte. Schön war es auch, beim Start des Herbstsemesters zu sehen: die Teilnehmer waren wieder da. Da habe ich bemerkt: der Bedarf ist da, die Leute freuen sich, wenn es wieder Kurse gibt, die sie besuchen können.
Wie sieht die aktuelle Situation an der VHS aus?
Seit dem 11. Januar ist der Betrieb aufgrund der neuen Corona-Verordnung geschlossen. Das bedeutet, dass keine Präsenzangebote mehr möglich sind. Begonnene Online-Kurse laufen jedoch weiter. Alle Mitarbeiter sind – zunächst fürs erste Quartal – in Kurzarbeit.
Wie finanziert sich die Volkshochschule während der Zeit des Stillstands?
Die VHS steht finanziell auf mehreren Säulen. Dazu gehören die Landesförderung, die Mitgliedsbeiträge der Trägerkommunen und als zentrales Standbein die Kursgebühren der Teilnehmer. Letztere lagen 2020 weit weg vom Normalen. Die entgangenen Einnahmen werden durch diverse Zuschüsse des Bundes und des Landes aufgefangen, die man beantragen kann.
Wie reagieren die Kunden der VHS auf die Lockdown-bedingten Unterrichtsausfälle? Befürchten Sie da einen "Schwund" zugunsten von Lernprogramm-Anbietern im Internet?
Bis jetzt habe ich keine Wanderungsbewegungen feststellen können. Die VHS bietet eine besondere Qualität als sozialer Lernort, als Weiterbildungs- und Kultureinrichtung vor Ort. Das ist eine Qualität, die zu Online-Angeboten nicht in direkter Konkurrenz steht. Aber es ist noch zu früh, um das abschließend beurteilen zu können.
Wie sehen die Pläne für die nahe Zukunft aus?
Fürs erste Quartal ist nicht damit zu rechnen, dass wir den Präsenzbetrieb wieder aufnehmen können. Auch für den Beginn neuer Online-Kurse gibt es noch kein fixes Datum. Sobald es die Lage zulässt, planen wir das Programm entsprechend. Ansonsten richten wir den Blick auf die zweite Jahreshälfte und freuen uns auf das Herbstsemester.