So erlebte die ehemalige VHS-Leitern Abschied und Neuorientierung
Barbara Coors, ehemalige Leiterin der VHS Eberbach-Neckargemünd, blickt auf das Jahr und ihre Neuorientierung zurück - "Ein aufregendes aber irgendwie auch entspannendes Jahr"

Eberbach. (bnc) Vor 26 Jahren begann Barbara Coors ihre Laufbahn bei der Volkshochschule: zunächst in Künzelsau, dann als Fachbereichsleiterin in Neckarsulm. 2009 übernahm sie die Leitung der VHS Eberbach-Neckargemünd. Ende März legte sie dieses Amt nieder, um sich noch einmal neu zu orientieren.
Frau Coors, bei Ihrer Verabschiedung als VHS-Leiterin haben Sie von Leidenschaften gesprochen, die im letzten Vierteljahrhundert zu kurz gekommen seien und denen Sie sich künftig verstärkt widmen möchten. Welche sind das?
Zunächst mal wollte ich reisen, aber das fiel ja wegen der Corona-Pandemie aus. Dann möchte ich gern selbst unterrichten bzw. mit Menschen Lernprozesse durchgehen. Und: ich schreibe gern. Ich liebe es, mit Worten umzugehen.
Am 1. Juli haben Sie eine Stelle bei der Evangelischen Landeskirche Baden angetreten. Welches sind Ihre Aufgaben dort?
Ich arbeite dort in einer ganz neu geschaffenen Stelle in der Abteilung Frauen-/Männer-/Geschlechterdialog, auf Landesebene, in allen Bezirken der Landeskirche. Das ist so eine Art Schnittstelle zwischen der Landeskirche und den für die Frauenarbeit zuständigen Ehrenamtlichen vor Ort. Diese gilt es zu vernetzen, Fortbildungen für Sie zu organisieren. Mein Büro befindet sich dabei in Eberbach. Das ist natürlich ideal für mich.
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Was begeistert Sie an Ihren neuen Aufgaben? Und was möchten Sie bewirken?
Ich habe viel mit Menschen zu tun. Den Sommer über habe ich alle 13 Kirchenbezirke besucht. Zurzeit läuft allerdings das meiste telefonisch oder per Zoom. Ich möchte Inhalte einbringen, zum Beispiel Thementage organisieren. Wichtig ist mir: wir müssen als Gesellschaft zusammenhalten und für einander sorgen. Ich mache das über die Religion, und es macht mir Spaß, daran mitzuarbeiten. Gerne würde ich auch Frauen im mittleren und jüngeren Alter für die christliche Frauenarbeit begeistern. Derzeit sind es überwiegend ältere.
Warum erfolgte gerade jetzt der Wechsel von der VHS zur Kirche?
Das hat sich so ergeben. Klar war: ich höre bei der VHS auf, nun bin ich frei, ich mache gerne Bildungsarbeit, ich kann vernetzen – werde ich irgendwo gebraucht? Dekan Ekkehard Leytz machte mich auf die neu ausgeschriebene Stelle aufmerksam. Es ist eine halbe Stelle, keine Leitungsstelle, aber ein sehr kreativer Job in einem tollen Team.
Sie sind neuerdings auch als Prädikantin in Gottesdiensten zu erleben. Mussten Sie dafür eine Ausbildung absolvieren?
Ja. Die Ausbildung für diese ehrenamtliche Tätigkeit geht von der Landeskirche aus. Sie erstreckt sich über zwei Jahre und besteht in einer Grund- und einer Aufbaustufe, die ich in Mosbach machen konnte. Zurzeit bin ich in der Aufbaustufe. Etwa einmal im Monat leite ich einen Gottesdienst
Was reizt Sie daran?
Neben Germanistik habe ich ja auch ein Studium mit Magisterabschluss in evangelischer Theologie absolviert. Theologie ist ein tolles, spannendes Fach! Und als Prädikantin darf man – außer Seelsorge – alles machen, was ein Pfarrer macht: Taufen, Trauungen, Beerdigungen, Abendmahl. Ich schreibe meine Predigten selbst. An der Ausbildung war spannend, dass da Menschen aus allen Berufen mitmachen. Und sie führt noch mal zu einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben.
Sie sind auch als Dozentin bei der Frauenakademie der VHS aktiv. Welche Themen behandeln Sie dort?
Kreatives Schreiben, die Geschichte der Frauenbewegung. Ich habe auch schon mal etwas Theologisches gemacht
Wie sieht Ihr Blick auf 2020 aus?
Gut, wenn’s zu Ende ist! Manchmal war ich total genervt. Andererseits denke ich mir: es geht mir gut, ich habe meine Arbeit, bin unter Menschen, obwohl ich aktuell viel von zu Hause aus arbeite. Anderen geht es sehr schlecht. Da möchte ich nicht jammern. Für mich persönlich war es ein aufregendes aber irgendwie auch entspannendes Jahr.
Was erhoffen Sie sich vom neuen Jahr?
Ich bin zuversichtlich, dass es eine Zeit nach Corona geben wird. Dann müssen wir genau hinschauen, was wir ganz schnell gekippt haben, und wieder dahin zurückfinden, wie es vor Corona war: bei persönlichen Kontakten etwa, beim Zulassen von Nähe. Und bei der Kultur: Keine Musik, kein Theater, keine Live-Erlebnisse – das schmerzt unendlich.