Edingen-Neckarhausen

Maschendrahtzäune als Biber-Schutz

Am Rande der Fischkinderstube hat das Tier einige Bäume angefressen - Einhausung schlägt mit 1000 Euro zu Buche

18.12.2020 UPDATE: 19.12.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Die Weiden am Rand der Fischkinderstube haben es dem Biber besonders angetan. Dort sind frische Verbissspuren zu sehen. Johannes Voigt (r.), Fachagrarwirt für Baumpflege, und sein Kollege vom Bauhof, Forstwirt Jens Rösch, zäunen als Schutz etliche Bäume ein. Fotos: Pilz

Von Nicoline Pilz

Edingen-Neckarhausen. Er hat ziemlichen Appetit, der Biber, der sich nun die Fischkinderstube am Neckar für seine Mahlzeiten erkoren hat. Schuppentiere lässt der pelzige Sympathieträger aber links liegen. Er bevorzugt Äste, Rinde und Blätter von Laubbäumen. Die Weiden am Rand der Fischkinderstube haben es ihm dabei besonders angetan. "Das da sind ganz frische Verbissspuren", sagt Johannes Voigt und zeigt auf einen Teil der mehrstämmigen Weide am Neckarufer.

Der Fachagrarwirt für Baumpflege ist gemeinsam mit seinem Kollegen vom Bauhof, Forstwirt Jens Rösch, diese Woche dabei, etliche Bäume rund um das Gewässer mit stabilem verzinkten Maschendrahtzaun einen Meter hoch einzuzäunen. Eine stabile Konstruktion, gegen die auch der Biber nichts anhaben kann. Beide Bauhof-Mitarbeiter kennen sich gut mit Bäumen aus, doch der Biber ist für sie Neuland. "Schön, dass er sich seinen Lebensraum zurückerobert", sagt Rösch. "Es ist doch spannend, zu sehen, wie sehr er weiß, was er tut", kommentiert Voigt mit Blick auf die Weide. Deren Krone wird absterben, das ist angesichts der Massivität der Verbisse deutlich. Aber der Baum geht nicht ein, sondern treibt von unten her wieder aus.

Eine junge Eiche hat es schwerer erwischt. Der oder die Biber haben sie fachgerecht in der typischen Sanduhrtechnik benagt und auch gefällt. Vivien Müller, die Umweltbeauftragte der Gemeinde, erklärt, man werde die Eiche nach Rücksprache mit Ulrich Weinhold, dem Biberbeauftragten des Regierungspräsidiums Karlsruhe, an Ort und Stelle belassen, um dem Biber über die Wintermonate Nahrung zu bieten. Wie viele Bäume angefressen wurden, könne man nicht abschließend sagen, da der Biber stetig entlang des Neckarufers aktiv sei. Es könnten auch Bäume betroffen sein, die man landseitig noch nicht einsehen könne.

Um die Verkehrssicherheit für die Spaziergänger zu gewährleisten, habe man an der mehrstämmigen Weide am Neckarufer eine großflächige Abzäunung mit einem Weidenzaun errichtet. Die Weide selbst stehe in einem ausreichend großen Abstand zu den öffentlich ausgewiesenen Spazierwegen. Man sollte sich dem Baum einfach nicht nähern: "Wir möchten verhindern, dass jemand gefährdet wird, sollte es zu einem Abbrechen von Ästen kommen", sagt Müller. Die Absperrung selbst werde man noch mit zusätzlichen Schildern und Verweis auf Biber-Aktivitäten versehen. Gegebenenfalls werde die Gemeinde auch kurzfristig reagieren. Die Einhausung der Bäume, darunter fallen insbesondere diejenigen, die früher von den Abschlussklassen der Graf-von-Oberndorff-Schule gepflanzt wurden sowie einige neue, frisch gesetzte, schlägt mit rund 1000 Euro überschaubar zu Buche. Die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis unterstütze betroffene Kommunen, indem sie Material kostenlos zur Verfügung stelle. Die Verwaltung sei zurzeit dabei, abzuklären, ob es Zuschüsse für Biber-Schutzmaßnahmen gebe.

Auch interessant
Edingen-Neckarhausen: Biber verwüstet "Fischkinderstube"
Ladenburg: Der Biber zieht jetzt auch in Waldpark ein
: Dagegen ist ein Kraut gewachsen

Ein eigenes "Biber-Budget", so wie es der Nachbar Ladenburg im Haushalt stehen hat, gibt es in Edingen-Neckarhausen noch nicht. Sollte sich eine dauerhafte Ansiedlung des Bibers mit beständig notwendigen Maßnahmen ergeben, werde man die Situation neu bewerten und bei zukünftigen Haushaltsberatungen ein eigenes "Biber-Budget" diskutieren, so Müller weiter.

Um genauere Kenntnisse über das Treiben des dämmerungs- und nachtaktiven Nagetiers zu erlangen, hat die Verwaltung die Installation einer Wildtierkamera erwogen. "Wir werden das in Absprache mit Herrn Weinhold durchführen", sagt die Umweltbeauftragte. Im sozialen Netzwerk Facebook drücken Kommentatoren dem pelzigen Kerlchen alle Daumen für eine gute Zukunft.

Johannes Voigt hofft, dass ihn nicht das gleiche Schicksal ereilt, wie einen Biberkollegen in Ilvesheim, der überfahren wurde. Denn offenbar wechselt der Edingen-Neckarhäuser Biber auch die Straßenseite: Im Garten von Inge und Josef Zachler sah er sich nächtens auch schon um.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.