Ankunftszentrum Heidelberg

Stadt wirbt mit Holzmodul-Bauweise für den Standort Wolfsgärten

Die Stadt stellt erste Ideen zur Neugestaltung der Wolfsgärten vor. Mit einer Modulbauweise müsste kein Boden versiegelt werden.

15.12.2020 UPDATE: 16.12.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
Eine Unterkunft wie am Züricher Vulkanplatz stellen sich Hochbauamtsleiter Harald Heußer (l.) und Baubürgermeister Jürgen Odszuck auf den Wolfsgärten vor. In den Händen halten sie Fotos des Schweizer Vorbilds. Foto: Philipp Rothe

Von Denis Schnur

Heidelberg. Ob die Wolfsgärten wirklich der neue Standort für das Ankunftszentrum für Geflüchtete werden, steht noch in den Sternen. Dennoch – beziehungsweise: gerade deswegen – macht man sich bei der Stadt bereits Gedanken darüber, wie ein Neubau auf der Gewerbefläche bei Wieblingen aussehen könnte und wie man mit den Nachteilen der Fläche möglichst gut umgehen kann. Eine mögliche Lösung: "Wir können uns ein Ankunftszentrum in Holzmodulbauweise sehr gut vorstellen", erklären Baubürgermeister Jürgen Odszuck und Hochbauamtsleiter Harald Heußer beim Vor-Ort-Termin mit der RNZ am Dienstag.

Als Vorbild könne eine Unterkunft für Geflüchtete und Studenten am Züricher Vulkanplatz dienen. "Da haben wir eine ganz ähnliche Lage", betont Odszuck, "das Grundstück liegt ebenfalls direkt an einer großen Straße." Dort hätte man es jedoch geschafft, einen vorbildlichen Schallschutz zu gewährleisten. "Die Schweiz hat sehr hohe Anforderungen und es wurden keinerlei Abstriche gemacht", fügt Heußer hinzu. "Wenn wir das hier auch machen, wird es richtig leise. Leiser als etwa in der Bergheimer Straße", so der Amtsleiter.

Zwar liegt die Planungshoheit für das Zentrum beim Land und Absprachen zu Bauweise und Ähnlichem gibt es bislang nicht, wie Odszuck zugibt. Aber als Stadt presche man hier gerne voraus, um zu zeigen, dass auch auf den Wolfsgärten ein attraktives Zentrum möglich sei. "Und das Land ist sehr aufgeschlossen gegenüber unseren Vorschlägen", betont Heußer.

Denn Holzmodule würden gleich bei mehreren Problemen helfen. So gibt es etwa bereits passende Container. Sie seien in Zürich erprobt und erfreuten sich großer Beliebtheit bei den Bewohnern. Das beschleunige Planung und Bau immens. Wenn alles genehmigt sei, ließe sich das Zentrum in sieben bis acht Monaten hochziehen, glaubt Heußer, der bereits in Frankfurt am Main viel Erfahrung mit Holzmodulen sammeln konnte. Wenn das Land zusätzlich zu einem vereinfachten Vergebungsverfahren bereit sei, sei ein Umzugstermin schon 2025 "durchaus realistisch", so Odszuck.

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In der Stadtverwaltung habe man auch schon eine Machbarkeitsstudie angefertigt und geschaut, wie man mit den in Zürich verwendeten Modulen ein Ankunftszentrum in den Wolfsgärten gestalten könnte. "Das passt mit 2000 Plätzen gut hier rein. Dann bliebe auch genug Raum für einen Fußballplatz und ansprechende Freiflächen", so Odszuck. Die Gebäude könne man drei- oder vierstöckig bauen. "Wobei wir lieber etwas höher bauen wollen und dafür großzügigere Freiflächen haben", erklärt der Bürgermeister. Die Module könne man außerdem recht frei anordnen. "Wir können weg von der typischen linearen Kasernenwohnstruktur hin zu einem Dorfcharakter", verspricht Heußer.

Zudem müsse man mit den Holzcontainern den Boden nicht versiegeln. Sie werden lediglich mit großen Stahlnägeln verankert. Sollte das Zentrum irgendwann nicht mehr benötigt werden, könne man es restlos wieder abbauen und die Container etwa zum Studentenwohnheim umfunktionieren. Heußer hat so in Frankfurt einen Kindergarten im Landschaftsschutzgebiet errichtet, der nach zehn Jahren wieder entfernt werden muss. Das sei problemlos möglich: "Wir bleiben flexibel, ohne Müll zu produzieren."

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