Leimen

Nimmt die Stadt dem Investor dieses Grundstück wieder weg?

CMS-Invest GmbH plant "Bärentor Arcaden" auf dem Areal der Shell-Tankstelle - Stadt liebäugelt mit Ausüben des Vorkaufsrechts

09.12.2020 UPDATE: 10.12.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden
Einzelhandel und Wohnungen sollen laut CMS-Planung entstehen, wo seit Jahr und Tag in Leimen gegenüber vom Kurpfalz-Centrum eine Tankstelle sowie ein Wohn- und Geschäftshaus stehen (hinten). Grafik: KB-Architekten/Foto: Alex

Von Thomas Frenzel

Leimen. Was geschieht im Zentrum von Leimen-Mitte? Und wichtiger noch: Wer hat hier das Sagen? Diese Fragen stehen an diesem Donnerstag im Mittelpunkt der Sondersitzung, zu der sich der Gemeinderat um 18.30 Uhr in der St. Ilgener Aegidiushalle versammelt.

Die Stadtmütter und -väter sollen darüber entscheiden, ob die Stadt ihr Vorkaufsrecht ausübt bei einem millionenschweren Grundstücksgeschäft. Es geht um das ehemalige Autohaus-Wagner-Areal mit der Shell-Tankstelle plus Wohnhaus in der Rohrbacher Straße und der Käufer ist die ortsansässige CMS-Invest GmbH. Deren Geschäftsführer Sabri Cetrez kündigte gegenüber der RNZ an, selbst große Pläne mit diesem innerstädtischen Gelände zu haben und nicht sang- und klanglos hinzunehmen, sollte die Stadt ihr Vorkaufsrecht ausüben und ihm das Objekt wegnehmen.

Sabri Cetrez und seine CMS-Invest GmbH sind in Leimen alles andere als unbekannt. Der Cetrez-Familie gehört der überwiegende Teil des Kurpfalz-Centrums, das gegenüber vom umkämpften Wagner-Areal liegt. Cetrez gehört das 3800 Quadratmeter große Penny-Gelände in der Bürgermeister-Lingg-Straße, das im Süden direkt an die 3300 Quadratmeter des Wagner-Areals angrenzt. Das Hotel "Zum Bären" in der Rathausstraße gehört ihm ebenfalls. Und ebenfalls mit der CMS-Invest und in Abstimmung mit der Stadtspitze hatte er 2016 versucht, einen Hotelneubau am Rathausplatz zu verwirklichen. Mit diesem Projekt war er damals spektakulär am massiven Gegenwind eines Bürgerbegehrens gescheitert.

Große Pläne hat Cetrez auch mit dem Wagner-Areal, zu dem er Anfang Oktober den Kaufvertrag unterzeichnet hatte – für 2,5 Millionen Euro plus sämtlicher Nebenkosten wie Grunderwerbssteuer, Notarkosten und Maklerprovision. In Anlehnung an die vom Gemeinderat schon vor gut einem Jahrzehnt beschlossenen Entwicklungsziele für das Sanierungsgebiet Innenstadt will er hier großflächigen Einzelhandel plus Wohnungen bauen.

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Das Heidelberger Architektenbüro Körkel Beierlein hat bereits erste Grobentwürfe angefertigt. Diese "Bärentor Arcaden" entlang der Rohrbacher Straße und auch eine Neubebauung auf dem Penny-Areal sehen rund 6000 Quadratmeter Ladenfläche für Vollsortimenter, Discounter, Drogeriemarkt und anderes vor. In den drei bis vier Obergeschossen sollen auf rund 16.000 Quadratmetern rund 90 barrierefreie Wohnungen entstehen. Diese Eigentumswohnungen will Cetrez im CMS-Bestand behalten und nicht an Dritte verkaufen. Eine Unterkellerung mit einer ein- oder zweigeschossigen Tiefgarage ist ebenfalls vorgesehen. Die Kosten für eine solche Bebauung, die bis 2025 stehen könnte, schätzte Cetrez auf deutlich "über 20 Millionen Euro".

Seit Jahresbeginn habe das Wagner-Areal zum Verkauf gestanden, sagte der mit dem Verkauf betraute Heidelberger Makler Frieder Strohauer. Es habe verschiedene Interessenten gegeben. Alle hätten sich seines Wissens in dieser Angelegenheit auch mit der Stadtspitze kurzgeschlossen.

Das habe auch er getan, sagte Cetrez. Umso überraschter sei er gewesen, als er erfuhr, dass die Stadt ihm gegenüber das Vorkaufsrecht ausüben wolle. Das sei schon etwas seltsam, zumal die Stadt ja auch selbst als direkter Käufer hätte auftreten können. Anders als beim Hotel am Rathausplatz, wo er hätte städtischen Grund kaufen müssen, werde er diesmal "nicht klein beigeben, sondern um das Projekt kämpfen und notfalls sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen".

Dieses ist auch in den Sitzungsunterlagen festgehalten, die von der Stadt zur gemeinderätlichen Sondersitzung öffentlich gemacht wurden. Darin ist auch nachzulesen, dass dem extrem entwicklungsbedürftigen Wagner-Areal im Zuge des 2007 beschlossenen Sanierungsgebiets Innenstadt eine zentrale Rolle beigemessen wird – als Standort für einen ortsbildprägenden Einzelhandelsmagneten. Verwiesen wird zudem auf den schräg gegenüber gelegenen Bärentorplatz, den wichtigsten Verkehrsknotenpunkt der Stadt, dessen öffentliche Flächen noch umzugestalten seien. Die konkreten Details seien vom Gemeinderat allerdings erst noch zu beschließen, heißt es in der Sitzungsunterlage weiter, weshalb das Ausüben des Vorkaufrechts die einzige zielführende Möglichkeit darstelle, um vollendete Tatsachen zu verhindern.

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