Eine Chance für die Ortsmitte
Gemeinderat beschließt mehrheitlich den Kauf einer Immobilie - Abriss notwendig - Erste Pläne für Neubau

Von Sebastian Lerche
Mühlhausen. Wohnraum schaffen, die Aufenthaltsqualität steigern, für mehr Verkehrssicherheit sorgen: Ideen gibt es schon viele, doch die Pläne stecken noch in den Kinderschuhen. Für die Mehrheit stand fest: Die Chance für die Ortsmitte muss man nutzen.
In der jüngsten Sitzung hat Mühlhausens Gemeinderat bei drei Nein-Stimmen und einer Enthaltung beschlossen, Grundstück und Gebäude in der Hauptstraße 81 zu kaufen. Es liegt an neuralgischer Stelle, an der Einmündung der Dielheimer in die Hauptstraße, nahe Bank und Eiscafé, auf der städtebaulich bedeutenden Achse zwischen Rathaus und katholischer Kirche – und mitten im Gebiet des Landessanierungsprogramms "Ortsmitte II".
"Ich selbst habe schon mehrmals angeklopft, mein Vorgänger auch", erinnerte Bürgermeister Jens Spanberger daran, dass die Gemeinde diesem Areal und damit diesem Haus schon immer eine hohe Bedeutung für eine mögliche Aufwertung der Ortsmitte beigemessen hat.
Zwar wurde erst der Kauf des Grundstücks beschlossen – zum markt- und ortsüblichen Quadratmeterpreis, der vom Gutachterausschuss des Gemeindeverwaltungsverbands Rauenberg festgelegt, aber nicht öffentlich gemacht wurde. Aber mit Blick auf den Zustand des 1745 errichteten und in den 1980ern zuletzt in geringem Umfang renovierten Hauses machte die Verwaltung schon klar, dass ein Abriss notwendig werden dürfte, der voraussichtlich rund 77.000 Euro kostet. Dem steht auch nichts entgegen, trotz des hohen Alters besteht kein Denkmalschutz.
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Das Städteplanungsbüro "Wick + Partner", das bereits die Umgestaltung der Mühlhausener Hauptstraße begleitet hat, wurde schon gebeten, eine mögliche Zukunft für dieses Grundstück auszuarbeiten. Bauamtsleiter Uwe Schmitt stellte zwei Varianten für die Bebauung des 251 Quadratmeter großen Grundstücks vor. Es seien "grobe Entwürfe" und der Gemeinderat müsse zunächst die eigenen Vorstellungen ausarbeiten, eventuell müsse man auch mit einem Investor sprechen und auf dessen Wünsche eingehen. Man sei hier in den Möglichkeiten "erheblich eingeschränkt", gab Schmitt zu bedenken, doch eine Idee zumindest sei vielversprechend.
Die von der Verwaltung präferierte Variante sieht ein Gebäude vor, das optisch in zwei Häuser jeweils mit Satteldach unterteilt wird. Es würde eine Brutto-Grundfläche von 580 Quadratmetern aufweisen. Der Giebel und damit die Front zeigt zur Dielheimer Straße, sodass sich der Neubau gut in die bestehende Bebauung einfügen würde, meinte Schmitt. Der südliche Gebäudeteil sollte dreigeschossig werden und sich mit dem Nachbargebäude in der Hauptstraße 79 vertragen, der nördliche Teil wiederum beschränkt sich passend zu den Häusern in der Dielheimer Straße auf zwei Geschosse. Das macht fünf Voll- und zwei Dachgeschosse.
Parkplätze für die Bewohner könnten im Erdgeschoss des nördlichen Gebäudeteils angelegt werden. An der Ecke von Haupt- und Dielheimer Straße könnte ein kleiner Vorplatz angelegt werden mit Bepflanzung und Fahrradständern, ein kleines Ladengeschäft, Café oder Restaurant könnte den Platz nutzen und sich hier entwickeln.
Variante 2, die sich nach Ansicht der Verwaltung nicht so gut einfügen würde, sieht ein größeres Gebäude vor (730 Quadratmeter Brutto-Grundfläche), das sich mit Giebel und Front zur Hauptstraße orientiert. Dreigeschossig mit Satteldach, so hoch wie das Nachbargebäude in der Hauptstraße, könnte es ebenfalls einen Vorplatz bieten und Raum für Gastronomie. Allerdings würde es im Bezug zu den Häusern der Dielheimer Straße wuchtiger und gestalterisch problematisch wirken, so Schmitt.
Das seien "erste Gedanken", meinte Bürgermeister Spanberger. Man werde sicher noch viel darüber reden, wie man die Ortsmitte voranbringen könne. Holger Meid (CDU) hatte derweil das dringende Anliegen, dass möglichst rasch auf dem Grundstück gebaut werde und es nicht etwa abgerissen werde, dann lange brachliege und zum Parken genutzt werde. Jens Spanberger konnte zusichern, dass der Abriss erst erfolgen solle, wenn der Neubau kurz darauf errichtet werden könne, einen möglichen Zeitplan konnte er aber zunächst nur nichtöffentlich besprechen.
"An prominenter Stelle, aber kein optisches Highlight", meinte Reimund Metzger (Freie Wähler). In diesem "gefühlten Ortskern" sollte zeitnah nachverdichtet werden. Er regte zudem an, die Einmündung der Dielheimer Straße durch Nutzung dieses Grundstücks aufzuweiten, momentan könne man diesen Kreuzungsbereich schlecht einsehen, "das ist eine mittlere Katastrophe".
Auch Holger Schröder (SPD) wünschte sich, dass schnell etwas passiert: Der Gemeinderat müsse auch genau hinschauen, was das Richtige für Mühlhausen sei.
Angesichts "knapper Kassen" äußerte Rebecca Opluschtil (Grüne) Zweifel, ihre Fraktion sei gespalten. Man sei sich der Chance, die Gemeindeentwicklung voranzutreiben, ebenfalls bewusst, auch wenn man nicht sicher sei, ob der vorgelegte Entwurf tragfähig sei.