Gastronomie erwartet keine Öffnung an den Feiertagen
Für die meisten Gastwirte rentiert sich eine mögliche Feiertagsöffnung nicht.

Von Hans-Dieter Siegfried
Region um Wiesloch. Schwere Zeiten für die Gastronomie: Mit den Beschlüssen im Kanzleramt vom Mittwoch wurde der "Lockdown" bis 20. Dezember verlängert, Gasthäuser und Restaurants bleiben somit weiter geschlossen. Die RNZ hat sich in der Region umgehört, wie mit der "Verlängerung" umgegangen wird und ob es überhaupt realistisch ist, eventuell über die kommenden Feiertage zu öffnen. Der Tenor: Das rentiert sich nicht.
Susanne Hauk, die Chefin im SG-Clubhaus in Horrenberg, sieht keine Möglichkeit, "nur für einige Tage" die Gaststube zu öffnen. "Wir setzen weiterhin auf den Abholservice und können uns auf viele Stammgäste verlassen, die uns die Treue halten. Da geht einem das Herz auf bei so viel Solidarität." Für die Feiertage seien erfreulicherweise bereits viele Bestellungen eingegangen. Angeboten wird eine bodenständige Küche und betrieben wird das Clubhaus seit nunmehr 42 Jahren – in der dritten Generation. Sehnsüchtig wartet Hauk darauf, dass die angekündigten Gelder fließen.
"Wir haben alles getan, um die Auflagen zu erfüllen und haben uns dies auch vom Ordnungsamt bestätigen lassen." Und dafür werde man jetzt "bestraft", so Hauk: Gerade die Gastronomie habe alles unternommen, um Sicherheit in den Räumlichkeiten zu vermitteln.
Auch Waltraud Eisenlohr-Greulich von der "Linde" in Rauenberg schließt aus, an den Feiertagen Gäste zu bewirten. "Wir müssten dazu umfangreiche Vorbereitungen starten, um dann mit der Ungewissheit zu leben, dass vielleicht kaum Leute kommen", meint sie. Zwar biete man derzeit einen Abholservice an, der reiche jedoch nicht aus, die finanziellen Verluste auszugleichen. "Wir können uns damit nur so einigermaßen über Wasser halten", sagt sie – und befürchtet gar, dass die Schließungsphase noch bis Februar andauern könnte. "Bedauerlich, da wir alle Vorschriften genau befolgt haben", versichert Eisenlohr-Greulich. Zwei Mitarbeiter seien derzeit in Kurzarbeit, ansonsten werden die anfallenden Arbeiten von den Familienmitgliedern erledigt. "Uns sind im Verlauf des Jahres schon viele Veranstaltungen weggebrochen, die wir üblicherweise beliefert haben."
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"Es wäre schön, aber unrealistisch." Das meint Beate Block, Gesellschafterin in der "Kraichgaustube" in Mühlhausen, zu einer Öffnung an den Feiertagen. "Für ein paar Tage rentiert sich das sicherlich nicht", sagt sie, zumal man nicht wisse, in welchem Umfang Ware bestellt werden müsste und wie die Absprache mit den Lieferanten klappe. Nach wie vor setzt man in dem Familienbetrieb, den es seit 36 Jahren gibt, auf den Abholservice. "Während der Woche läuft das eher schleppend, an den Wochenenden sind wir jedoch zufrieden."
Kritisch sieht Block die jetzt verkündeten Lockerungen über Weihnachten und Neujahr: "Die Infektionszahlen könnten dann wieder steigen." Es komme entscheidend darauf an, wie sich die Menschen in der derzeitigen Situation verhielten. Nicht, dass im Januar noch weitere Maßnahmen drohten.
Für Michael Goliath, Pächter im Mühlengasthof "Zum Weißen Rössel" in Dielheim, kam der erneute Lockdown nicht überraschend. Auch er geht davon aus, erst im Januar wieder öffnen zu können. "Vorher geht da nichts, also auch nicht über die Feiertage", betont er. Als klassisches "Dorfgasthaus" habe man viele treue Gäste, die derzeit auch den Abholservice gut nutzten. Von den üblicherweise zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seien derzeit nur vier tätig, um das Essen und die Bestellungen für das "Essen to go" vorzubereiten. Goliath ist seit elf Jahren Pächter des Lokals und berichtet über teils chaotische Zustände auf den Großmärkten: "Da muss man derzeit lange Wartezeiten in Kauf nehmen." Glücklicherweise habe er viele lokale Lieferanten.
Robert Koszela, der seit dem Vorjahr das Gasthaus "Zur Sonne" in St. Leon-Rot führt, ist sich nicht sicher, ob bereits im Januar das Geschäft wieder "normal" laufen könnte. "Wir haben glücklicherweise noch ein paar Fremdenzimmer, die wir an Außendienstmitarbeiter vermieten. Mit diesem Geld können wir einigermaßen unsere Rechnungen bezahlen." Speziell fehlen ihm in diesen Tagen die Vereine, die das Geschäft beleben.
So bleibt der Abholservice, der sich seinen Angaben nach aber eher abends rechne. "Das Mittagsangebot haben wir wieder eingestellt." Im Moment beschäftige er keine Mitarbeiter. Die anfallenden Arbeiten erledige er zusammen mit seiner Ehefrau. "Im Vorjahr haben wir nach der Übernahme noch Geld in die Renovierung gesteckt – dann kam Corona."