Sinsheim

Auszeichnung für den Kampf vor 172 Jahren

Der Verein "Weimarer Republik" hat Sinsheim in eine Liste mit 100 "Orten der Demokratiegeschichte" aufgenommen

17.11.2020 UPDATE: 18.11.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 36 Sekunden
Friedrich Hecker, einer der Akteure der Demokratiebewegung, ist vor dem Museum in Stein verewigt. Foto: C. Beck

Sinsheim. (cbe) Es ist einer der ersten 100 Orte einer deutschlandweiten Liste: Sinsheim ist vom Verein "Weimarer Republik" als "Ort der Demokratiegeschichte" ausgezeichnet worden. Die Stadt gehöre zu jenen Standorten, "an denen die lange und wechselvolle Geschichte der Demokratie in Deutschland beispielhaft ablesbar ist", heißt es in einer Mitteilung des Vereins.

Konkret geht es dabei um die Rolle der Stadt in der Revolution von 1848/49. "Das Sinsheimer Rathaus war bereits zu Beginn des Jahres 1848 ein Zentrum der demokratischen Revolution. Das Stadtmuseum gibt heute einen detaillierten Einblick in diese Zeit und ihre nationale wie internationale Bedeutung", erklärt Projektleiter Dr. Markus Lang.

Bekanntlich forderten Demokraten rund um den Apotheker Gustav Mayer die Gründung einer Republik. Mit einem Zug nach Heidelberg versuchten die Revolutionäre, den Hecker-Aufstand zu unterstützen. Die letztmalige Niederschlagung des Aufstandes Mitte 1849 zwang viele Sinsheimer Revolutionäre und verzweifelte Bürger, ihrer Heimat den Rücken zu kehren und den Neubeginn in Amerika zu wagen. Der Sinsheimer Revolutionär Franz Sigel engagierte sich ein zweites Mal in den USA.

Neben Sinsheim sind auch das Theodor-Heuss-Museum in Brackenheim, die Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg und die Mannheimer Volksversammlung, die 1848 im Schloss einberufen wurde, Teil der "exemplarischen Liste", wie der Geschäftsführer des Vereins "Weimarer Republik", Stephan Zänker, sie nennt. Die Liste soll noch erweitert werden. Welche Orte aufgenommen wurden, hat eine Arbeitsgruppe aus fünf bis zehn Personen entschieden, erklärt Zänker. Kontakt mit Vertretern der einzelnen Orte wurde nur aufgenommen, wenn Zweifel bestanden, sagt Zänker auf Nachfrage. Bei Sinsheim sei dies nicht der Fall gewesen.

Doch was soll die Auszeichnung bewirken? "Wir sind der festen Überzeugung, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist und gestärkt werden muss", erklärt Zänker. Man müsse sich bewusst machen, dass früher Leute dafür gekämpft haben und auch gestorben sind. So wie es in Sinsheim der Fall war.

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Der frühere Leiter des Stadtmuseums, Holger Friedrich, hat die Geschichte der Demokratiebewegung aufgearbeitet und zum Schwerpunkt des Museums gemacht. In dieser Zeit firmierte es unter dem Titel "Stadt- und Freiheitsmuseum". Vielfach wurden jene Ereignisse vom Hecker-Theater in Szene gesetzt. Holger Friedrich wollte sich auf Nachfrage nicht zur Auszeichnung äußern.

Seine Nachfolgerin, Museumsleiterin Dinah Rottschäfer, sagt, dass die Badische Revolution nach wie vor einen Großteil der Ausstellung ausmacht. "Es ist gut, in so einem Portal vertreten zu sein", findet sie im Hinblick auf die Auszeichnung. Der Verein "Weimarer Republik" bietet jedem der 100 Orte ein Signet an, eine Art Plakette, die an den Gebäuden angebracht werden kann. Diese auch am Stadtmuseum anzubringen, "ist auf jeden Fall eine Überlegung wert", sagt Rottschäfer.

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