Auch an den Berufsschulen trotzt man der Corona-Krise
Abschlüsse an der Friedrich-Hecker-, Max-Weber- und Albert Schweitzer-Schule sind und waren nie gefährdet

Sinsheim. (bju) "Wir funktionieren auch in dieser Pandemie-Zeit und ermöglichen weiterhin jeder Schülerin und jedem Schüler einen erfolgreichen Abschluss an unseren Schulen", sagt Schulleiter Thomas Brunner von der Friedrich-Hecker-Schule (FHS) als einleitenden Satz im Gespräch. Diesen können Valerie Sieber-Schmitt, Schulleiterin an der Max-Weber-Schule (MWS), und ihr Kollege Oliver Frank, der die Albert-Schweitzer-Schule (ASS) leitet, unterstreichen. "Und, die Abschlüsse haben trotz Fernlernunterricht oder möglicher Quarantäne die gleiche Qualität", ist sich Sieber-Schmitt sicher.
Über viel Positives berichtet das Schulleiter-Trio an diesem Vormittag, an dem man aber auch heraushören kann, dass ohne das große Engagement der Lehrer und ohne die Eigeninitiative, Flexibilität und die Ideen der einzelnen Schulen längst nicht alles so glatt laufen würde. Nicht nur deswegen konnten rund 1000 Schülerinnen und Schüler im Sommer hier ihren Abschluss absolvieren.
Viel Lob gibt es von den Chefs für ihre Lehrkräfte, die sich, neben dem normalen Unterricht, in den vergangenen Monaten mit Fortbildungen für den Digitalunterricht fit gemacht hätten. "Es geht nur gemeinsam", sind sie überzeugt und nehmen mit dem Satz auch die Schüler mit ins Boot. Auch der Rhein-Neckar-Kreis hat seinen Beitrag zu den Maßnahmen geleistet.
"Neben Desinfektionsspendern gibt es auch eine Reinigungskraft, die den ganzen Tag für die Türgriffe und Treppengeländer verantwortlich ist", erzählt Frank. "Die Gesundheit von Lehrkräften und Schülern auf unserem Schulgelände und in den Gebäuden hat Priorität. Deswegen tun wir gemeinsam alles Mögliche, um Jeden und Alle zu schützen. Der regelmäßige Appell zur Einhaltung der Hygieneregeln ist aber immer wieder notwendig."
Wie um- und weitsichtig die Schulen mit der Pandemie umgehen, zeigte beispielhaft die FHS, als sie Anfang November die Beschulung der Auszubildenden in den Prüfungsklassen bewusst als digitale Fernlernangebote durchführte. "Wenn innerhalb von 14 Tagen vor der Abschlussprüfung ein positiver Corona-Fall aufgetreten wäre, hätte die komplette Klasse in verordnete Quarantäne gemusst. Somit wäre auch den nicht infizierten Schülerinnen und Schülern die Teilnahme an der Abschlussprüfung verwehrt worden", berichtet Brunner. Der nächstmögliche Prüfungstermin wäre dann erst im Mai 2021 gewesen. "Tatsächlich sind zwei in dieser Zeit positiv getestet worden."
Auch interessant

Nur wenige Schülerinnen oder Schüler seien von der Maskenpflicht befreit. Probleme gibt es immer wieder mal bei Gruppenbildungen ohne Abstand oder Masken auf dem Bereich außerhalb des Schulgeländes, für die man aber keine rechtliche Handhabe besitzen würde. Dennoch spricht man mit den Schülern darüber.
"Das Berufsschulzentrum ist ein eigener Mikrokosmos mit fast 3000 Schülern und Lehrern", sagt Sieber-Schmitt. Somit seien auch die gleichen Probleme wie außerhalb der Bildungsstätte präsent. "Wenn aktuell Politiker von Schulen sprechen, haben alle Grundschulen oder Gymnasien vor Augen. Nicht aber die Berufsschulen", sagt Brunner. Die Corona-Krise träfe die Auszubildenden jedoch gleich zweifach: in der Schule und im Arbeitsleben.
"Einige haben auch Familie oder andere Verpflichtungen. Sie sind auf einen zeitnahen Abschluss für ihre berufliche Zukunft angewiesen und können nicht ein weiteres Jahr warten. Darin liegt auch unsere Verantwortung, der wir nachkommen", sagt Sieber-Schmitt. Die Schulleiter seien in vielfacher Hinsicht gefordert. Besorgte Eltern und Schüler, Lehrer, die Unterstützung brauchen, Gesundheitsamt oder Betriebe, die bei einem Krankheitsfall in einer Klasse das Risiko befürchten, dass mehrere Auszubildende wegen Quarantäne ausfallen. Kein Tag sei wie der andere und biete immer neue Herausforderungen, die man aber gemeinsam meistern würde.
Dass die Schulsozialarbeit vom Rhein-Neckar-Kreis aufgestockt worden ist, sei in Hinblick auf erhöhten Gesprächsbedarf eine gute Entscheidung gewesen. Der Fernlernunterricht habe sich an allen drei Schulen bisher bewährt, auch wenn dieser den Präsenzunterricht niemals "eins zu eins ersetzen kann." Er ist zwar weiterhin eine Art "Trainingsfeld", aber man sei gut vorbereitet und ausgerüstet. Lernplattformen wie "Moodle", Online-Videokonferenzen und Kommunikationssysteme wie "Untis" gehören allmählich zum Standard und auch bei den Tablets wurde unter anderem vom Rhein-Neckar-Kreis nachgerüstet. "Und jeder Schüler bekommt gratis das Microsoft Office 365-Paket", ergänzt die Leiterin der MWS.
Fakt sei aber auch, dass der "Hybridunterricht" an ihrer Schule aufgrund der kaufmännischen Fächerauswahl einfacher zu gestalten sei als an der FHS. "Unser Regelbetrieb findet auch im praktischen Unterricht statt, wie zum Beispiel in unserer Kfz-Werkstatt. Da können unsere Lehrer nicht online unterrichten", sagt Brunner über diese Problematik. In die Zukunft blicken möchte keiner so richtig, denn "wir fahren auf Sicht und es kann sich täglich ändern." Man setze die Hoffnung auf einen Impfstoff und einen normalen Regelbetrieb ab dem Schuljahr 2021/22.
Info: Für die Bildungswege und möglichen Abschlüsse an der Max-Weber-Schule, der Albert-Schweitzer-Schule und der Friedrich-Hecker-Schule bieten die Schulen auf ihren Internetseiten umfangreiche Informationen an. Telefonische Beratung oder Gespräche per Online-Video sind ebenfalls möglich.