Die Sanierung der Realschule "können wir uns momentan nicht leisten"
Sanierung der Kraichgau-Realschule erneut verschoben - Architekten gehen von Kosten in Höhe von fast 17 Millionen Euro aus

Von Christian Beck
Sinsheim. Fast 17 Millionen Euro. So viel würde die Sanierung von Teilen der Kraichgau-Realschule nach den Plänen der Architekten "Michel + Wolf" kosten. Das kann sich die Stadt momentan nicht leisten, "auch ohne Corona nicht", erklärte Baudezernent Tobias Schutz am Dienstagabend im Gemeinderat. Nun soll Mitte des kommenden Jahres noch einmal darüber beraten werden. In der Hoffnung, dass bis dahin Einsparmöglichkeiten und zusätzliche Fördertöpfe gefunden werden.
Die Enttäuschung war Elternvertretern, Lehrern und Rektor Holger Gutwald-Rondot ins Gesicht geschrieben. Denn das Gremium beschäftigt sich seit Jahren mit der Schulsanierung, nicht zum ersten Mal wurde sie verschoben. Der Handlungsbedarf sei groß. "Meine Kinder sind dort, weil die Schule gut ist, nicht das Gebäude", erzählte Elternvertreterin Jill Kappius im Nachgang der Sitzung. Rondot sagte, er habe gehofft, dass der Gemeinderat trotz der hohen Kosten sagt: "Lasst uns das machen!"
Wann die Bagger anrollen, bleibt so im Unklaren. Dabei stießen die Pläne, die der Architekt Manfred Michel vorstellte, durchaus auf Zustimmung – sowohl im Gremium als auch bei Vertretern der Realschule. Diese besteht aus mehreren Gebäudetrakten. Betroffen wären die zwei Ältesten: Der Ursprungsbau aus dem Jahr 1978 und die erste Erweiterung aus dem Jahr 1982. Eben diese ist laut Michel schlecht geplant, er schlägt deshalb vor, den Trakt abzureißen. Dafür soll das älteste Gebäude an beiden Seiten angebaut werden.
Auf diese Weise würde der Eingangsbereich der Schule völlig umgestaltet werden: Der überdachte, aber an einer Seite offene Zugangsbereich würde komplett abgeschlossen werden. Und rechts des Haupteingangs, dort ist bislang Aufenthaltsfläche im Freien, würde angebaut. Dort käme unter anderem das Treppenhaus hin, samt Aufzug. Denn bislang ist die Schule nicht behindertengerecht.
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Die Toilettenanlage, die neben dem Brandschutz Ausgangspunkt der Sanierungspläne war, soll zentralisiert werden. Vieles soll deutlich heller gestaltet werden, unter anderem auch die Aula. Hier gibt es die Idee, sie mit einer Lichtkuppel aufzuwerten. Angesichts dieser Pläne zeigte sich Alexander Hertel, Sprecher von "Aktiv für Sinsheim", beeindruckt. Hertel war selbst Lehrer an der Realschule und betonte, dass es sich bei diesen Entwürfen nicht nur um eine Sanierung, sondern um eine massive Verbesserung der Struktur handele. Und auch Rondot ist der Meinung: "Ich halte es für richtig, das so zu machen."
Doch es gibt noch viel zu klären: Eine Lüftungsanlage sei im Hinblick auf Corona sinnvoll, argumentiert der Architekt. Doch sie allein kostet 1,2 Millionen Euro. Und auch die Frage, an welchem Ort die Schüler während des Umbaus unterrichtet werden, ist noch nicht entschieden. Zahlreiche Container könnten auf einem Rasenstück neben der Sporthalle des Wilhelmi-Gymnasiums ein Ausweichquartier bilden, doch auch das kostet viel Geld. Harald Gmelin, Sprecher der Freien Wähler, fragte, ob hier die Sidlerschule in Frage kommt. Laut Oberbürgermeister Jörg Albrecht würde der Platz nicht reichen, man bräuchte trotzdem Container. Und Rondot ist kein Freund der Lösung: "Das würde unsere Schulgemeinschaft zerreißen", sagte er in der Sitzung.
Von Grünen-Rätin Anja Fürstenberger wurde auch der Gedanke eines kompletten Neubaus angesprochen. "Die Schule ist gut und brauchbar", sagte der Architekt dazu. Und Schutz ergänzte, dass diese Variante teurer wäre und eine deutlich längere Bauzeit in Anspruch nehmen würde. Doch auch die Sanierung wird mit rund zwei Jahren Bauzeit angegeben. Sollte der Gemeinderat sich im kommenden Jahr darauf verständigen, dürfte sie im Jahr 2024 fertig sein.



