Test mit Lüftungsgerät

Frische Luft im Klassenzimmer ohne frieren

Luftaustausch findet in einem Klassenzimmer in Malsch über ein Lüftungsgerät statt - Feldversuch in der Grundschule

17.11.2020 UPDATE: 18.11.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden
Swen Mähnert (2. v.l.) erklärt Rektorin Dorothea Kuhn-Bender (l.) und Bürgermeisterin Sibylle Würfel (r.) die Funktionsweise des Lüftungsgerätes. Foto: Helmut Pfeifer

Von Timo Teufert

Malsch. Hinten rechts im Klassenzimmer der 2b der Grundschule in Malsch – direkt am Fenster – steht seit Kurzem ein großer grauer Kasten. Man könnte ihn für einen Kühlschrank halten, wenn nicht ein großes Rohr mit rotem Pfeil in ihn hinein führen würde und ein ebenso großes Rohr mit blauen Pfeilen wieder heraus. Das Geheimnis hinter dem Kasten: Die Fränkischen Rohrwerke machen in Malsch einen Feldversuch. Sie stellen ihr Lüftungsgerät zur Verfügung, um zu sehen, wie es sich im Corona-Einsatz im Schulalltag bewährt. Es dient sonst der Belüftung von Wohnungen, Arztpraxen oder Häusern. Nun sorgt es dafür, dass Greta und ihre Klassenkameradinnen und Klassenkameraden immer frische, virenfreie Luft im Zimmer haben – ohne alle 20 Minuten lüften zu müssen.

"Es ist toll, dass wir nicht frieren müssen", sagt die Klassenlehrerin der 2b über die Lüftung in ihrem Raum. Denn der graue Kasten saugt frische Luft von außen über ein ausgeglastes Fenster an und erwärmt diese über eine Wärmerückgewinnung der verbrauchten Raumluft. Die frische Luft wird dann zusätzlich erwärmt und unterhalb der Fenster über Ausströmer in den Raum geleitet. Über ein Rohr an der Decke wird die verbrauchte Luft angesaugt und nach draußen befördert. "Es findet ein ständiger Luftaustausch statt, so haben Viren keine Chance", sagt Swen Mähnert, Gebietsverkaufsleiter Haustechnik Südwest bei den Fränkischen Rohrwerken. Er lebt in Malsch und hatte das Projekt initiiert.

Auch für die Kinder ist das Projekt interessant, sind sie doch in den Feldversuch eingebunden. Nach jeder Stunde wird der CO2-Wert in der Raumluft von einem Messgerät abgelesen und in eine Tabelle eingetragen. Anhand dieser Daten kann Mähnert sagen, dass die CO2-Konzentration im Klassenzimmer in den vergangenen zwei Wochen nur einmal über 1000 ppm gestiegen ist. "Ansonsten bewegen wir uns im guten bis sehr guten Bereich", ist Mähnert zufrieden. Anhand der Tabelle kann er aber sagen, dass die CO2-Konzentration vor allem in der fünften und sechsten Stunde ansteige.

Trotzdem reiche es, einmal am Tag zu lüften. "Das Gerät könnte noch eine höhere Leistung bringen, doch das ist hier nicht möglich, weil es im Klassenzimmer sonst zu laut wäre", so Mähnert. Und der Stromverbrauch ist laut dem Gebietsverkaufsleiter bei der Lüftung niedriger als bei einem handelsüblichen Fön. Die Gesamtkosten für eine Installation schätzt Mähnert auf rund 4500 Euro pro Klassenzimmer. Für den Versuch entstanden keine Kosten: Die Installation übernahm die Firma Air Construction aus Walldorf.

Auch interessant
Malsch: Verein gibt die Trägerschaft für Kindernest nach 25 Jahren zurück
Malsch: Damit der NS-Terror nicht vergessen wird
Region Wiesloch-Walldorf: Wie geht es weiter mit dem Reallabor für nachhaltige Mobilität?
Malsch/Mühlhausen: Fuß- und Radweg kann ab sofort genutzt werden
Malsch: Für die Umweltbeauftragte gibt es noch viel zu tun
Das Messgerät zeigt die CO2-Konzentration im Klassenraum an. Foto: Pfeifer

"Der Unterricht verläuft viel ungestörter, da sich die Schüler nicht so viel bewegen müssen, um sich aufzuwärmen", berichtet die Klassenlehrerin. Und wenn die CO2-Konzentration einen hohen Wert über 1500 ppm erreiche, reiche es, einfach die Tür des Klassenzimmers aufzumachen.

Um noch genauere Daten erheben zu können, wird der Test nun noch einmal verlängert. Dann soll ein Messgerät mit automatischer Aufzeichnung eingesetzt und ein Vergleich mit einem herkömmlich gelüfteten Klassenzimmer unternommen werden.

Im Kollegium habe es keine Bedenken gegen den Test gegeben, berichtet Rektorin Dorothea Kuhn-Bender: "Wichtig ist uns nur, dass keine Belastung durch Lärm entsteht." Auch müssten unterschwellige Geräusche, die man mit der Zeit gar nicht mehr wahrnehme, die aber trotzdem belasten, vermieden werden.

"Ich stehe der Sache offen gegenüber und konnte unsere Schule ohne Probleme zur Verfügung stellen. Denn wenn es nicht funktioniert hätte wie geplant, hätte man einfach lüften können", sagte Bürgermeisterin Sibylle Würfel. Sie sei sicher, dass es einige Schulen gebe, die um den Einbau einer solchen Lüftung nicht herumkämen. "Bei uns in der Schule ist es kein Problem, weil Querlüften in den Zimmern gut möglich ist", so Würfel. Sie begrüße auch, dass der Förderverein ein weiteres Messgerät anschaffen will, um die CO2-Konzentration in anderen Klassenräumen messen zu können, "Die Idee, ein Messgerät anzuschaffen um ein Gespür dafür zu bekommen, wie oft gelüftet werden muss, ist gut", so Würfel.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.