Wie aus einem Bombenalarm "nur" ein Stromausfall wurde
Bagger kappte Erdkabel - Lange Staus auf der nahen Bundesstraße B3

Dossenheim. (bmi) Der Bombenalarm entpuppte sich letztlich als Stromausfall und somit als Fehlmeldung – und dennoch hat die Bergstraßengemeinde einen turbulenten Montagnachmittag erlebt. Eine Stromleitung und nicht wie zunächst befürchtet eine Phosphorbombe aus dem Zweiten Weltkrieg war es, die um kurz nach 14 Uhr bei Erdarbeiten am Raiffeisenplatz nahe des OEG-Bahnhofs beschädigt wurde.
Als Stefan Wieder um 14.10 Uhr die Alarmierung unter der Kategorie "H3-Gefahrgutunfall" erreichte, ging der Kommandant der Dossenheimer Feuerwehr noch vom Schlimmsten aus. "So eine Alarmierung hat man nicht gerade alle Tage", berichtete er auf RNZ-Nachfrage. Arbeiter seien bei Bohrarbeiten für ein Neubauprojekt auf dem Gelände des ehemaligen Möbel Kirsch auf einen harten Gegenstand getroffen, berichte Thomas Schiller von der Gemeindeverwaltung. "Sie dachten, sie hätten eine Phosphorbombe angebohrt, weil es gequalmt und nach Gas gerochen hat", so der Fachbereichsleiter.
Auch wenn bei Eintreffen der Einsatzkräfte kein Rauch mehr wahrnehmbar war, gingen die Einsatzkräfte auf Nummer sicher. Das Areal wurde weitläufig abgesperrt und der Durchgangsverkehr auf der Bundesstraße B 3 unterbrochen. Laut Polizei führte dies zu langen Rückstaus Richtung Schriesheim und Handschuhsheim. "Nach dem Abgleichen der Baupläne und den Meldungen von Stromausfällen in der Umgebung war dann aber schnell klar, dass es sich um einen Kurzschluss eines durchtrennten Kabels handelte", erklärte Wieder. Zumal es in Dossenheim auch keine Erkenntnisse über abgeworfene Kriegsbomben gebe, wie Schiller wusste.
Die ganz große Gefahrenlage hatte sich zwei Tage nach dem Großbrand im Dossenwald also zum Glück erledigt – und dennoch hatte der Vorfall weitreichende Folgen. In großen Teilen Dossenheims kam es – wie auch in Schriesheim und Edingen-Neckarhausen – zu einem Stromausfall. Zwei Stunden lang dauerte es, ehe alle Haushalte in der Bergstraßengemeinde wieder am Netz waren. Im Schienenverkehr der Linie 5 kam es laut Polizei ebenso zu Behinderungen. Und auch der im Zuge der gestern endenden "Kerwe light" aufgebaute Vergnügungspark auf dem Rathausplatz war betroffen – Karussells wie Autoscooter standen still. Ein ohnehin schon außergewöhnlicher Kerwemontag wurde noch außergewöhnlicher.
"Unsere Maschinerie ist schnell angelaufen und wir haben so schnell wie möglich informiert", erklärte Bürgermeister David Faulhaber das Vorgehen der Gemeinde zum Vorfall. Er stand am Rathausplatz besorgten Bürgern ebenso Rede und Antwort wie Gemeindemitarbeiter und Feuerwehr. Letztere konnte ihre geplante Lautsprecher-Fahrt durch den Ort abblasen – die Entwarnung kam ihnen zuvor. Dafür musste die Feuerwehr zwei Personen aus einem Aufzug beim Einkaufszentrum "Am Petrus" befreien, der im Zuge des Stromausfalls stecken geblieben war.
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"Unsere Kühltruhen halten das sechs, sieben Stunden aus", zeigte sich derweil Gerd Weismehl, Inhaber des örtlichen Edeka-Markts in der Friedrichstraße, vom Stromausfall unbeeindruckt – auch wenn er im Fall der Fälle Ware im fünfstelligen Wert hätte entsorgen müssen. Um kurz vor 16 Uhr konnte er aber dann ebenso schon wieder erste Kunden empfangen wie die beiden Eisdielen, die ihre Eisvorräte zwischenzeitlich aus der Auslage in die Kühltruhe verlagert hatten.