Bammental

Unterricht hinter Plastikfolie

Zum Schulstart unter Corona-Bedingungen sind kreative Lösungen gefragt - Ein Beispiel aus Bammental

11.09.2020 UPDATE: 12.09.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 51 Sekunden
Schulleiter Benedikt Mancini zeigt den „deckenhohen Aerosolschutz“ in einem Raum, hinter dem Lehrer unterrichten können. Fotos: Alex

Von Christoph Moll

Bammental. Im Gymnasium der Elsenztalgemeinde wuselten bis vor Kurzem fleißige Handwerker. In einem großen Raum im Untergeschoss entstand ein "deckenhoher Aerosolschutz". Die Konstruktion aus Holzlatten und Plastikfolie ermöglicht es auch Lehrern aus der Corona-Risikogruppe, nach dem Ende der Sommerferien am Montag wieder zu unterrichten. Dann sollen nämlich alle Schüler wieder in die Schulen zurückkehren – so auch die knapp 700 Gymnasiasten in Bammental. Vor den Sommerferien waren die Klassen im wöchentlichen Wechsel zur Hälfte in der Schule und zu Hause. "Es wird ein außergewöhnlicher Schulstart und es herrscht eine angespannte Nervosität", sagt Schulleiter Benedikt Mancini. "Wir sind aber dankbar, dass wir im Regelbetrieb starten können und etwas Normalität zurückkehrt – das ist die richtige Entscheidung." Vieles wird dennoch anders sein.

Erster Schultag: Normalerweise versammeln sich alle Schüler zum Start des Schuljahres auf dem Pausenhof. Dort bekommen sie mitgeteilt, wer ihr Klassenlehrer wird und welcher Raum ihr Klassenzimmer ist. Dies erfahren sie in diesem Jahr über die Schul-App und über Aushänge. Die Schüler sollen möglichst zügig und ohne Ansammlungen in ihr Klassenzimmer gelangen, so Mancini.

Grundregeln: Anders als unter Lehrern gilt unter Schülern kein Mindestabstand, erklärt der Schulleiter. Auf dem Schulgelände und auf dem Weg zum Klassenzimmer gilt Maskenpflicht, am Platz kann die Mund-Nasen-Bedeckung aber abgenommen werden. "Die Schüler sollen möglichst im Klassenverband bleiben", betont Mancini. Kontakte zu Schülern anderer Klassen sollen vermieden werden. In der Kursstufe wird dies schwierig, da die Kurse immer anders zusammengesetzt sind. "Hier wird es aber zumindest keine jahrgangsübergreifenden Kurse geben und die Kursstufen haben getrennte Aufenthaltsräume", so der Schulleiter. Generell gilt, dass die Klassen möglichst selten den Raum wechseln müssen. "Und die Schüler sollen sich möglichst häufig die Hände waschen", so Mancini. Genügend Seife und Einmalhandtücher seien vorhanden. Am Eingang der Schule steht auch Desinfektionsmittel bereit. Übrigens: Auch im Lehrerzimmer gilt Maskenpflicht. Im Unterricht dürfen die Lehrer Mund und Nase bedecken, müssen es aber nicht.

Unterrichtszeiten: Anders als an anderen Schulen gibt es am Gymnasium Bammental keine unterschiedlichen Anfangszeiten für jede Klasse. "Wir handhaben Anfang und Ende der Schulstunden flexibel", sagt Mancini. Deshalb ist die Schulglocke abgeschaltet. Bevor die Lehrer ihre Schüler aus dem Raum lassen, sollen sie einen Blick auf den Flur werfen und schauen, ob gerade viel los ist.

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Musikunterricht: Grundsätzlich sei Singen wieder erlaubt – bei einem Mindestabstand von zwei Metern. Es wird aber wohl kein Gesangsunterricht stattfinden. Manche Musiklehrer würden bei gutem Wetter ins Freie gehen.

Sportunterricht: Nach den Ferien findet wieder Sportunterricht statt. Auch Ballspiele sind zulässig. Trainingsgeräte werden regelmäßig desinfiziert.

Pausen: Für die Klassen gibt es unterschiedliche Bereiche auf dem Hof. Bei Regen müssen alle in den Zimmern bleiben.

Mensa: Die gemeinsame Mensa mit der Elsenztalschule öffnet wieder. Auch dort sollen die Schüler nach Klassen getrennt beim Essen sitzen. Auf dem Weg zum Platz muss eine Maske getragen werden.

Gesundheitserklärung: Die Eltern müssen zum Schulbeginn unter anderem bestätigen, dass ihr Kind zuletzt nicht in einem Corona-Risikogebiet war.

Lüften: So lange es warm ist, sollen Fenster und Türen geöffnet bleiben, um für Durchlüftung zu sorgen. Im Herbst und Winter soll Stoßlüften ausreichen. "Die Gemeinde rechnet mit höheren Heizkosten", so Mancini. Der Infektionsschutz stehe aber nun an erster Stelle.

Reinigung: In den Sommerferien fand – wie jedes Jahr – eine Grundreinigung der Schule statt. Kontaktflächen wie Türgriffe werden ab Montag regelmäßig desinfiziert. Für die Computerräume wurden 100 Silikonüberzüge für Tastaturen gekauft, die vor jedem Schülerwechsel gereinigt werden.

Risikogruppen: Am Gymnasium gehören sowohl einige Lehrer als auch Schüler einer Corona-Risikogruppe an. Zwei Lehrer werden im neuen Schuljahr nicht vor Ort unterrichten. Sie betreuen Schüler von Zuhause aus. "Es gibt eine Attestpflicht", erklärt der Schulleiter. "Die Kollegen wollen unterrichten und freuen sich nicht, dass sie zu Hause bleiben können." Auch eine Handvoll Schüler wird nicht in die Schule kommen. Sie werden digital unterrichtet und kommen zu Klassenarbeiten in die fast leere Schule.

Veranstaltungen: Die "Einschulung" der Fünftklässler findet statt, aber in Etappen und ohne Musik. Elternabende wird es wohl nur virtuell geben. Die Neuntklässler wollen im zweiten Schulhalbjahr nach Berlin fahren – ebenso wie die jetzigen Zehntklässler, die im Frühjahr nicht in die Hauptstadt reisen durften. Hotelplätze sind gebucht, bei einer Stornierung fallen aber keine Kosten an.

Digitaler Unterricht: Nur wenn ganze Klassen wegen eines Corona-Falls in Quarantäne müssen, wird es wieder digitalen Unterricht geben. Die Schule hat zusätzlich 150 Tablet-Computer gekauft.

Bei Schulsekretärin Heike Kramer (rechts) müssen die Wartenden Abstand halten.
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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