Sindolsheimer Likörmanufaktur "AltEnderle" meldet Insolvenz an
Insolvenzverwalter Stephan Rüdlin vermutet nach ersten Gesprächen Corona als Grund

Joachim Alt zeigt vor den gefüllten Regalen der Destillerie AltEnderle seinen 18-jährigen Whisky "Neccarus" - "Germany's Best Whisky National 2013". Archivfoto: Miriam Baar
Sindolsheim. (ahn) Viel Liebe zum Produkt, hochwertige und natürliche Rohstoffe sowie eine gute Portion Handwerkskunst – das sind die Zutaten für die Whiskys, Liköre und Edelbrände, die in dem Familienunternehmen AltEnderle in Sindolsheim hergestellt werden. Dass die Qualität bei den edlen Tropfen aus der Manufaktur stimmt, beweist nicht zuletzt die Tatsache, dass die Spirituosen schon einige Preise abgeräumt haben. Doch auch vorzügliche Qualität ist gegen die Auswirkungen der Coronakrise nicht gefeit. Denn wie nun bekannt wurde, musste die Edelbrand- und Likörmanufaktur Insolvenz anmelden.
"Kleine Kunstwerke in flüssiger Form", so bezeichnen Joachim Alt-Enderle und Michael Enderle auf ihrer Homepage ihre Produkte. Dass dies nicht nur leere Werbehülsen sind, sondern dass die flüssigen Kunstwerken von ausgesuchter Qualität sind, zeigen die vielen Preise, die die beiden Spezialisten mit ihren Produkten inzwischen gewonnen haben. So wurde bereits vor sieben Jahren ihr Whisky "Neccarus” als "Germany’s Best Whisky National 2013” ausgezeichnet – und das bei der größten Whisky-Messe in Europa, der "Inter-Whisky". Weitere internationale Auszeichnungen, etwa beim renommierten "Meiningers International Spirits Award", kamen hinzu.
Doch gerade ruht der Betrieb – gezwungenermaßen. Denn das kleine Familienunternehmen meldete Insolvenz an, wie Rechtsanwalt Stephan Rüdlin auf Anfrage der Rhein-Neckar-Zeitung bestätigte. Stephan Rüdlin von SGP Schneider Geiwitz aus Heilbronn wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Zwar habe er erst ein Gespräch mit den Inhabern geführt, doch Corona spielt wohl eine nicht unwesentliche Rolle bei der Insolvenz. "Soweit es für mich gerade nachvollziehbar ist, ist die Insolvenz auf die Coronakrise zurückzuführen."
Da das Verfahren zurzeit erst am Anfang steht, sei noch nicht absehbar, ob und wann die Edelbrand- und Likörmanufaktur gerettet werden kann.
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"Jetzt muss erst einmal die Vermögenslage ermittelt werden", erklärt Stephan Rüdlin das weitere Prozedere. Dabei habe man allerdings keinen Zeitdruck, da der Geschäftsbetrieb im Moment ruht. "Es wird wohl noch einige Wochen dauern, bis man gesicherte Aussagen treffen kann." Vor Ende Oktober seien keine Ergebnisse zu erwarten.
Außerdem kommt hinzu, dass – wie überall in der Gastronomie – "eine abwartende Haltung" herrscht". "Aber es gibt auf jeden Fall einen Markt für die Produkte", ist sich Rüdlin sicher. Die Krux dabei: Keiner kann voraussagen, wie das Coronavirus das Konsumverhalten der Kunden weiterhin beeinflussen wird.
Doch gänzlich negativ fällt die Einschätzung des vorläufigen Insolvenzverwalters dann nicht aus: "Ich hoffe und kann mir auch gut vorstellen, dass man mit den Produkten noch etwas machen kann." Allerdings auch nur, wenn "alle mit Augenmaß an die Sache herangehen und keine überzogene Vorstellungen haben."