Heiligkreuzsteinach

Auf der L535 gilt für Motorradfahrer bald Tempo 50 (Update)

Nach Unfallserie: Tempolimit, Schilder und Kontrollen sollen die Gefahrenstrecke entschärfen - Sperrung am Wochenende?

27.08.2020 UPDATE: 27.08.2020 21:00 Uhr 2 Minuten, 49 Sekunden
Noch herrscht auf der L535 Tempo 70, doch in wenigen Tagen dürfen Biker hier nur noch 50 Kilometer pro Stunde fahren. Foto: Alex

Heiligkreuzsteinach. (luw) Die Landesstraße L535 zwischen Heiligkreuzsteinach und Abtsteinach gilt als die gefährlichste Strecke der Region, insbesondere für Motorradfahrer: Nach zwei tödlichen Unfällen allein in diesem Sommer hat das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises nun Maßnahmen auf den Weg gebracht, die die Strecke entschärfen sollen. Dazu gehören die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 Kilometer pro Stunde für Motorradfahrer und die Installation von Warnschildern. Zudem werde die Polizei in den nächsten Wochen Biker auf dem Streckenabschnitt "verstärkt" kontrollieren, wie das Landratsamt gestern mitteilte.

Doch die Behörde behält sich weitere Schritte vor: Ende des Jahres sollen die Ergebnisse der Kontrollen bewertet werden. Je nach "Unfalllage" und Zahl der gemessenen Geschwindigkeitsüberschreitungen "käme eine Sperrung des Streckenabschnitts am Wochenende für Motorradfahrende in Betracht". Das wäre das "böse Ende", das man "eigentlich nicht will", sagte die Heiligkreuzsteinacher Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl gestern im Gespräch mit der RNZ. Vielmehr hofft sie, dass die Maßnahmen greifen und bei Rasern Einsicht einkehre.

"Voraussichtlich bis zum Ende der kommenden Woche" sollen die Schilder mit dem auf Tempo 50 herabgesetzten Limit für Motorradfahrer am genannten Streckenabschnitt stehen, wie Landratsamtssprecherin Silke Hartmann auf Nachfrage sagte. Für Autofahrer herrscht hier weiter "Tempo 70". Außerdem soll in jede Fahrtrichtung je eine 1,80 mal 1,10 Meter große Hinweistafel angebracht werden, die auf die Unfallgefahr für Motorradfahrer hinweist. Die gestern bestellten Sonderanfertigungen haben laut Hartmann eine Lieferzeit von mindestens acht Wochen.

Bereits Anfang Mai hatte die RNZ auf die Häufung schwerer Unfälle auf dieser Strecke hingewiesen. Noch bevor dort im Juli innerhalb von vier Tagen drei weitere schwere Motorradunfälle mit zwei Toten geschahen, hatte sich Rathauschefin Pfahl bereits für mehr Kontrolle, Sanktionen und weitere Schritte eingesetzt. Entsprechend hofft sie durch die nun beschlossenen Maßnahmen "auf eine deutliche Reduzierung der Unfallhäufigkeit", sagte sie gestern. "In einer kleinen Gemeinde wie unserer reißen solche Ereignisse Löcher, die kann man sich kaum vorstellen." Die Familien der jüngst Verbliebenen lebten zwar nicht in Heiligkreuzsteinach, aber in nahegelegenen Kommunen.

Die Entscheidungen des Landratsamts gehen auf einen Vor-Ort-Termin infolge der jüngsten Unfallserie zurück; neben Pfahl hatten daran auch Vertreter der Polizei, der Straßenbaubehörde und der Straßenverkehrsbehörde teilgenommen. "Es gab viele Dinge, wo ich zuerst dachte, dass sie unbedingt gemacht werden müssen", blickte Pfahl zurück. Doch einige davon habe man in Rücksprache mit den Experten "abgewogen" und vorerst noch nicht umgesetzt. So wird laut Landratsamt noch geprüft, ob Leitplanken mit einem "Unterfahrschutz" ausgestattet werden: Ein durchgehendes Metallteil könnte insbesondere Motorradfahrer bei Stürzen vor den Plankenpfosten schützen. Allerdings könnte dann im Winter Schnee nicht vollständig von der Straße geräumt werden, was laut Pfahl noch "viel mehr Gefahrenpunkte" als derzeit schaffen würde.

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Aus einem ähnlichen Grund habe man sich bereits gegen zuvor angedachte "Rüttelstreifen" in der Fahrbahnmitte entschieden, die Motorradfahrer bremsen sollten: Auch diese würden bei Frost eher für mehr Gefahr sorgen, erklärte Hartmann auf Nachfrage.

Update: Donnerstag, 27. August 2020, 21.02 Uhr


Jetzt wird auf die schweren Motorrad-Unfälle reagiert

Mehr Kontrollen, nur noch Tempo 50 für Biker und die Drohung einer Streckensperrung am Wochenende

Heiligkreuzsteinach. (RNZ/mün) Nachdem die Zahl der schweren und teilweise tödlichen Motorradfahrer-Unfälle auf der Landesstraße L535 derart zugenommen hat, reagieren jetzt die Verkehrsbehörden. Und das wird vielen Bikern nicht gefallen.

Seit 2017 gab es auf der Strecke bei Heiligkreuzsteinach 21 Unfälle. 14 davon waren Unfälle mit Motorradfahrern. 12 Mal waren die Biker dabei zu schnell auf der Landstraße unterwegs, sagt die Polizei. 

Die Situation habe sich auch verschärft, nach dem die L535 eine neue Fahrbahndecke erhalten hatte - sie habe an "Attraktivität für den Freizeitverkehr" gewonnen, sagt das Landratsamt Rhein-Neckar.

So soll auf die Zunahme der Biker-Unfälle reagiert werden:

  • Mehr Motorradkontrollen der Polizei auf dem Streckenabschnitt
  • Mehr Geschwindigkeitskontrollen durch den Rhein-Neckar-Kreis
  • Große Hinweistafeln gerade für die auswärtigen Motorradfahrer wegen der Unfallgefahr
  • Die zulässige Höchstgeschwindigkeit für Motorradfahrer wird auf 50 km/h beschränkt.

Derzeit werde noch geprüft, ob Leitplanken mit Unterfahrschutz entlang der gesamten Unfallstrecke Sinn machen, teilt das Landratsamt mit.

Ende des Jahres soll dann geschaut werden, wie sich die Situation entwickelt hat. Und es soll auch geprüft werden, ob die Strecke am Wochenende für Biker komplett gesperrt wird. 

"Von daher appellieren die Straßenverkehrsbehörde und die Polizei an die Biker, die Verkehrsregeln zu beachten und insbesondere mit angepasster Geschwindigkeit zu fahren", werden Stefan Schmitt vom Polizeipräsidium Mannheim und Axel Brandenburger, stellvertretender Leiter des Straßenverkehrsamtes im Landratsamt in der Mitteilung zitiert.

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