Jetzt analysieren Experten die Landesstraße L535
Noch im Juli soll Verkehrskommission über Maßnahmen für die Straße bei Heiligkreuzsteinach entscheiden.

Heiligkreuzsteinach. (bmi) Trauer und Mitgefühl – diese Gefühle beherrschen derzeit den Odenwald rund um das beschauliche Heiligkreuzsteinach. Der Schock im Steinachtal sitzt weiter tief nach den drei schweren Motorradunfällen auf der Landesstraße L535 mit zwei Toten und einem Schwerverletzten. Am Sonntagnachmittag kam ein 59-jähriger Biker nach einem Zusammenstoß mit einem VW Passat ums Leben. Am Donnerstagmorgen war ein 16-Jähriger leblos in der Böschung neben seinem Leichtkraftrad aufgefunden worden, am Abend hatte sich ein 44-Jähriger bei einem Sturz schwer verletzt.
Heiligkreuzsteinachs Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl bekam in der Nacht auf Montag kaum ein Auge zu. Sie hatte mehrere Stunden am Unfallort verbracht und bis Mitternacht Gespräche mit Fachleuten und den Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr geführt. "Es gibt unheimlich viel Erlebtes aufzuarbeiten", betont Pfahl. Die psychische Belastung für die Einsatzkräfte und auch die Dorfbewohner sei immens. Gleichzeitig mache sie sich viele Gedanken, wie man die Serie tragischer Unfälle auf der L535 stoppen könne.
Die Rathauschefin hat sich das Vorgehen an vergleichbaren Unfallschwerpunkten im Land angeschaut. "Von einer weiteren Reduzierung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit über eine Sperrung der Strecke bis zum Platzieren mehrerer Warnschilder ist alles dabei", fasst sie zusammen. Eine Entscheidung darüber müssen die Fachbehörden treffen, betont Pfahl. "Die Strecke sieht auf dem ersten Blick ungefährlich aus, hat es aber in sich", meint sie und drängt daher auf eine baldige Neubewertung der Strecke und mögliche Sofort-Maßnahmen.
Dafür ist die untere Verkehrsbehörde des Landratsamts Rhein-Neckar zuständig. Pressesprecherin Silke Hartmann sagt auf RNZ-Nachfrage: "Die dramatische Unfallentwicklung an dieser Strecke erfordert eine weitere Befassung unserer Verkehrskommission vor Ort." Noch im Juli soll eine Verkehrstagfahrt mit Vertretern der Polizei, der Straßenbaubehörde und der unteren Straßenverkehrsbehörde die Unfälle vertieft analysieren und entscheiden, ob weitergehende Maßnahmen zu treffen sind. "Das Thema ist uns äußerst wichtig", betont Hartmann. "Wir möchten gerne Lösungen erarbeiten, die langfristig zu weniger Unfällen führen." Bauliche Maßnahmen sind indes nicht vorgesehen und werden kein Teil der Lösung sein. Dies teilte Pressesprecherin Clara Reuß vom zuständigen Regierungspräsidium Karlsruhe auf Nachfrage mit.
Indes bestätigte eine Polizeimeldung den Hergang des tödlichen Unfalls am Sonntag, wie ihn die RNZ geschildert hatte. Ein 21-jähriger VW-Fahrer wollte von der Kreisstraße K4122 nach links auf die L 535 abbiegen. Dabei nahm er dem aus Richtung Ober-Abtsteinach 59-jährigen kommenden Suzuki-Fahrer die Vorfahrt. Dieser bremste voll, stürzte und kollidierte mit dem Auto. Der 59-Jährige erlag noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen. Der Autofahrer und seine 21-jährige Beifahrerin erlitten einen Schock. Sie wurden noch vor Ort von Notfallseelsorgern betreut.