"Allererste Anzeichen einer zögerlichen Entspannung"
Konjunkturumfrage: Corona-Krise bleibt beherrschendes Thema für Betriebe in der Region

Mannheim. (RNZ) Die Corona-Krise hat die Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar fest im Griff. "Schon zu Beginn des Jahres, also noch vor Corona, war die Stimmungskurve am Sinken", sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Axel Nitschke, der am Donnerstag in Mannheim die aktuelle Konjunkturumfrage der Kammer vorgestellt hat. "Dann kam Corona und sie ist abgestürzt", fügte Nitschke hinzu. Doch gebe es jetzt allererste Anzeichen einer zögerlichen Entspannung – wenn auch nicht für alle Unternehmen.
Laut IHK schätzen 40 Prozent der 542 Betriebe, die sich an der Umfrage beteiligten, ihre derzeitige Lage als schlecht ein, 20 Prozent als gut. 21 Prozent der Unternehmen mit positiven Geschäftserwartungen stehen 43 Prozent gegenüber, die davon ausgehen, dass sich ihre Situation weiter verschlechtern wird.
Doch ist die Zahl der Unternehmen, die über Umsatzrückgänge klagten, zuletzt etwas zurückgegangen. "Nach starken Umsatzrückgängen im April und Mai wecken die Entwicklungen in den vergangenen Wochen für einen Teil der Unternehmen die Hoffnung, dass sie wieder Fuß fassen", sagte Nitschke. Ein weiterer Hoffnungswert: Die Industrieunternehmen schätzen ihre Zukunft besser ein als die Lage. "Die etwas verbesserten Erwartungen deuten darauf hin, dass der Sektor den Tiefpunkt der Krise bereits überwindet", so Nitschke. "Das ist erfreulich, denn die Industrie ist Taktgeber für die Wirtschaft."
Die schwierige Situation schlägt sich auch auf die Investitions- und Personalplanung der Unternehmen nieder: Knapp jedes dritte Unternehmen will seine Investitionen zurückfahren, 11 Prozent wollen mehr investieren. Ein Viertel der Betriebe plant derzeit keine Investitionen. "Die Unsicherheiten rund um die Corona-Pandemie und deren wirtschaftliche Auswirkungen haben zur Folge, dass Investitions- und Beschäftigungspläne in der Schublade landen", so Nitschke. 8 Prozent der Unternehmen haben vor, in den nächsten 12 Monaten mehr Personal einzustellen, 32 Prozent wollen Personal abbauen.
Kurzarbeit hilft aus Sicht der Kammer zwar dabei, den Arbeitsmarkt der Region zu stabilisieren, doch liegt die Arbeitslosenquote im IHK-Bezirk mit 5,3 Prozent im Juni 1,4 Prozentpunkte höher als im Vorjahresmonat. Die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen bricht im Vorjahresvergleich um 45 Prozent ein, derzeit sind 4831 offene Stellen gemeldet.
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Trüb ist die Stimmung der exportierenden Unternehmen: "Mehr als sechs von zehn Euro verdient die regionale Industrie im Ausland", sagte Nitschke. "Eine schwächelnde Inlandsnachfrage konnte in der Vergangenheit durch das Exportgeschäft ausgeglichen werden, doch derzeit gibt es außer China kaum ein Land, das nicht wirtschaftlich massiv unter Corona leidet", sagt Nitschke. Vor allem das Geschäft mit den Ländern Europas und den USA ist sehr schwach. In Asien, mit China als wichtigstem Markt, laufen die Geschäfte wieder an und dürften sich stabilisierend auf die Exporte auswirken.
Besonders stark brechen der Umfrage zufolge Lage und Erwartungen bei den Dienstleistern der Region ein. Die sinkende Inlandsnachfrage und Corona-Verordnungen machen demnach den Betrieben, etwa Gastronomen und Hoteliers, schwer zu schaffen. Auch viele Händler litten unter den Betriebsschließungen während des Lockdowns, so Nitschke. Die Corona-Pandemie werde im Handel am häufigsten als Geschäftsrisiko genannt.