Die Sonne reicht in Heidelberg nicht aus
Deshalb investieren die Stadtwerke bundesweit in Solar- und Windkraft - OB: "Riesensprung in die Zukunft"

Von Denis Schnur
Heidelberg. Heidelberg gehört zu den sonnigsten Städten Deutschlands. Doch um die ambitionierten Pläne für den Ausbau erneuerbarer Energien umzusetzen, reicht das nicht. Denn mit dem Klimaschutzaktionsplan hat der Gemeinderat beschlossen, dass statt 18 Megawatt mindestens 43 Megawatt Solarstrom erzeugt werden sollen – und zwar schon in fünf Jahren. Da aber der Ausbau in der Stadt deutlich langsamer vorangeht – hier sind bis 2025 wohl zehn Megawatt mehr realistisch –, investieren die Stadtwerke nun in Anlagen außerhalb.
Dazu steigt das kommunale Unternehmen mit sieben Millionen Euro bei der "Trianel Wind und Solar GmbH" (TWS) ein. Diese Gesellschaft ist eine Tochter der "Trianel", einem Verbund von 58 Stadtwerken aus ganz Deutschland, dem auch der Heidelberger Versorger seit zehn Jahren angehört. Ziel der Neugründung ist es, gemeinsam große Solar- und Windkraftanlagen zu errichten. Und zwar "dort, wo es niemanden stört", wie Rudolf Irmscher, Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg, gestern beim Pressegespräch an der ehemaligen Deponie Feilheck betonte.
Anlagen mit einer Spitzenleistung von 14 Megawatt sollen so bis 2024 für Heidelberg umgesetzt werden. "Das entspricht einer Fläche von 288 Fußballfeldern", erklärte Oberbürgermeister Eckart Würzner. Bis 2030 könnten es sogar 24 Megawatt sein. "Das könnten wir auf Heidelberger Gemarkung gar nicht unterbringen." Die Dachflächen reichten dafür nicht annähernd aus, und bei Freiflächen gebe es immer den Konflikt zwischen Landwirtschaft, Grünflächen und Solaranlagen. Und Areale wie die Deponie Feilheck, wo an sonnigen Tagen wie gestern bis zu 1,1 Megawatt Strom erzeugt werden, gibt es in der Stadt sonst kaum.
Dafür jedoch in anderen Deutschlands. Und genau da will die TWS große Anlagen realisieren. Dafür verfüge die Gesellschaft bereits über "reife Projekte" in einer Größenordnung von bis zu 200 Megawatt, so Irmscher. Die Areale seien freigehalten, die Planungen fortgeschritten, die Umsetzung bis 2024 machbar. Bei den Flächen handele es sich etwa um abgelegene Areale oder ebenfalls ehemalige Deponien. "Dort gibt es Platz und ausreichend Windgeschwindigkeit", fügte Würzner hinzu, der in der Beteiligung einen "Riesensprung in die Zukunft" sieht.
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Denn die Heidelberger Stadtwerke, die zwar viertgrößter Investor bei der TWS, aber doch nur ein mittelgroßes Unternehmen sind, profitierten nicht nur von den freien Flächen, sondern auch von der Zusammenarbeit mit den anderen Versorgern: "Die Größe macht vieles deutlich leichter und günstiger", so Irmscher. Anlagen, die mehrere Megawatt Strom erzeugten, seien deutlich wirtschaftlicher als kleinere. So erziele man mit der Investition sogar eine Rendite – wenn auch keine große. Vor allem spare man ab 2024 jedoch 15.300 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Und man habe einen konkreten Fahrplan, wie man die 25 Megawatt Ausbau bis 2025 realisieren kann. "Das wird nicht leicht, aber mit unseren Partnern werden wir das schaffen", erklärte Irmscher gestern.
Und auch die Kommunalpolitik will am heutigen Donnerstag ihren Beitrag dazu leisten: Der Gemeinderat wird in seiner Sitzung (16 Uhr, Rathaus) vermutlich die städtische Solar-Verordnung beschließen, nach der kaum noch Neubauten ohne Sonnenstrom-Anlage auf dem Dach möglich sein werden. Und auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft GGH wird wohl den Auftrag bekommen, sich stärker zu engagieren. Denn dort, wo es möglich ist, will man die Heidelberger Sonne doch möglichst effizient nutzen.