Uni-Rektor Eitel macht Druck für favorisierten Entwurf
Schreiben an die Mitglieder des Gemeinderates - "Geht es der Wissenschaft gut, geht es Heidelberg gut" - Er hält einige Vorschläge für indiskutabel

Der Neckarbogen mit dem Neuenheimer Feld. Foto: Eisnecker
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Moderat im Ton, aber mit Nachdruck hat sich Universitätsrektor Bernhard Eitel am Freitag als Vertreter der Wissenschaftseinrichtungen im Neuenheimer Feld mit einem Brief an alle Mitglieder des Gemeinderates gewandt. Darin lobt er den bisherigen Masterplanprozess, kritisiert aber auch den jüngst im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss mit Mehrheit verabschiedeten Änderungsantrag von SPD, Grünen, GAL, Bunter Linken, Linken und "Heidelberg in Bewegung".
Die Mehrheit des Ausschusses will, dass im weiteren Masterplanprozess nicht nur mit dem Entwurf des von Stadt, Land und Universität favorisierten Büros Astoc weitergearbeitet wird, sondern auch mit dem von Kerstin Höger, die sich gegen eine Bebauung des Gewanns Hühnerstein und stattdessen für eine massive Nachverdichtung im Neuenheimer Feld ausspricht.

Bernhard Eitel, Rektor der Universität Heidelberg. Foto: Rothe
"Wir können nicht mitgehen, wenn der Standort insgesamt so hoch nachverdichtet werden soll, dass die Aufenthaltsqualität beeinträchtigt und der Charakter des Wissenschaftscampus und damit auch des öffentlichen Raumes in erheblichem Maße gefährdet wird", schreibt Eitel an die Stadträte. Das stelle den Campus als attraktiven Arbeitsplatz und Aufenthaltsort für Beschäftigte, Studierende und Besucher infrage und widerspreche der vom Gemeinderat formulierten Zielsetzung des Masterplanprozesses.
Der Entwurf des Büros Astoc sei besser, weil er sich städtebaulich als flexibler erweise und mehr Freiraum biete. Zugleich betont Eitel, dass auch für die Universität eine maßvolle Innenverdichtung des Campus Vorrang habe vor der Nutzung neuer Flächen auf dem Hühnerstein. Dieses Gewann liegt nördlich des Klausenpfades und damit schon im Handschuhsheimer Feld. Die Universität hat dort seit 1970 Baurecht, das nach der Rahmenvereinbarung zum Masterplanprozess nicht angetastet werden darf. Die Gärtner im Handschuhsheimer Feld fürchten aber starke Beeinträchtigungen.
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Besonders wehrt sich Eitel gegen das Junktim des Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschusses, dass eine Erhöhung der Geschossflächenzahl und damit die Nachverdichtung auf dem Campus abhängig gemacht wird vom Erfolg von Maßnahmen zur Reduzierung des Autoverkehrs. "Das nimmt dem Land jede Handlungsfähigkeit und steht in Widerspruch zu der in der Rahmenvereinbarung festgelegten Zielsetzung, notwendige Entwicklungsmöglichkeiten der Wissenschaftseinrichtungen zu fördern."
Indiskutabel sei auch, dass nochmals eine Straßenbahntrasse durch die Straße "Im Neuenheimer Feld" geprüft werden soll. Diese Variante sei bereits vom Verwaltungsgerichtshof gekippt worden. Stattdessen erklärt sich Eitel mit einer weiter nördlich verlaufenden Trasse "ausdrücklich einverstanden".
Für Eitel sind dies alles existenzielle Fragen. Er betont die Symbiose, die Universität und Stadt verbindet. "Geht es der Wissenschaft gut, geht es Heidelberg gut." Das gelte für Wirtschaft, Handel und Tourismus, die Krankenversorgung und die Vielfalt von kulturellen und wissenschaftlichen Veranstaltungen. Mit dem Kompromiss von Stadt und Land und der Festlegung auf den Entwurf von Astoc habe man eine gute Grundlage gefunden. Daher bittet Eitel den Gemeinderat, in seiner Sitzung am 23. Juli seiner Verantwortung nachzukommen und dieser "im konstruktiven Miteinander gefundenen Linie eine Chance zu geben".