Lamers Nachfolge

Bei der CDU tritt Ulf Martini gegen Alexander Föhr an

Hohensachsener Christdemokrat bewirbt sich um Nachfolge von Karl A. Lamers - Entscheidung am 25. Juli

25.06.2020 UPDATE: 26.06.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden
Wird man ihn bald öfter sehen? Ulf Martini will für den Bundestag kandidieren. F.: Kreutzer

Von Philipp Weber

Weinheim/Heidelberg. In der CDU bewirbt sich ein zweiter Interessent um die Nachfolge von Karl A. Lamers, der bei der Bundestagswahl 2021 nicht mehr antritt. Wenn die Delegierten aus den CDU-Verbänden des Wahlkreises Heidelberg am Samstag, 25. Juli, in der Dossenheimer Jahnhalle zusammentreten, kämpft neben dem Heidelberger Alexander Föhr der Weinheimer Ulf Martini um Stimmen. Der Sieger kandidiert nächstes Jahr um einen Sitz im Berliner Parlament.

Während der zweifache Familienvater Martini in der politischen Szene als Überraschungskandidat wahrgenommen wird, ist er unter Juristen kein unbeschriebenes Blatt. "Ich habe mich 2004 selbstständig gemacht", erzählt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Seither hat er eine Kanzlei in der Mannheimer Innenstadt, die sich vorwiegend mit Insolvenzangelegenheiten befasst, seit 2019 als Partnerschaftsgesellschaft. Als Branchenvertreter im Verband der Insolvenzverwalter Deutschlands ist er bereits mit der Bundespolitik in Berührung gekommen.

Seit acht Jahren lebt Martini in Weinheim, seit 2013 setzt er sich für den CDU-Ortsverband seines Ortsteils Hohensachsen sein. Im CDU-Stadtverband Weinheim hatte er unter anderem das Amt des Schatzmeisters inne. "Als Familienvater und Unternehmer habe ich mich gefragt, welche Partei unsere Interessen vertritt", erklärt er. Bei der CDU sah er die größten Schnittmengen. Mit dieser "Parteibiografie" ist er Quereinsteiger – auch wenn er das ausdrücklich nicht wertend verstanden wissen will.

Wer Martini sprechen hört, ahnt es: Seine Wurzeln liegen nicht an der Bergstraße. Er erblickte 1969 in Bremen das Licht der Welt, bis heute hält er dem SV Werder die Treue. Da sein Vater als Handelsvertreter öfter umziehen musste, lernte der junge Ulf Martini mehrere deutsche Städte kennen, unter anderem Heilbronn. Nach dem Abitur und zwei Jahren in der Deutschen Marine zog es ihn in die Welt hinaus. "Ich habe einige Monate lang auf einer Schaf-Farm in Neuseeland gearbeitet", berichtet er und lacht: "Als ich dann durch Australien reiste, telefonierte mir mein Vater hinterher, weil ein Studienplatz in Jura frei geworden war."

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Auch während der Ausbildung hielt es ihn nicht in einer Stadt: Nach dem Studium in Freiburg und Heidelberg, dem Zweiten Staatsexamen in Düsseldorf und der Promotion in Speyer heuerte er bei einer bekannten Heidelberger Kanzlei an. Nach weiteren Stationen in Mannheim und Berlin folgte der Schritt in die Selbstständigkeit.

Warum nun die Kandidatur? Da sei zunächst seine persönliche Situation, sagt er: "Ich bin als Familienmensch und Unternehmer angekommen, habe Einblicke in die Berufswelt und viele Unternehmenskulturen bekommen. Ich bin unabhängig. Das halte ich für ganz wichtig." Wichtig ist ihm auch, dass die Delegierten am 25. Juli eine echte Wahl haben: "Sowohl die CDU als auch Alexander Föhr haben es verdient, dass es eine gute Gegenkandidatur gibt", sagt Martini. Er und sein Heidelberger Konkurrent hätten einander einen fairen Kampf um Stimmen versprochen, bereits am gestrigen Donnerstag traten sie vor zwei Heidelberger CDU-Verbänden auf.

Sollte er tatsächlich Bundestagsabgeordneter werden, will Martini seine Berufserfahrung einbringen. "Gerade jetzt ist es an der Zeit, das Sanierungs- und Insolvenzrecht zu modernisieren", sagt er. Zwar bewahrt die Coronahilfe derzeit viele Firmen vor diesem Schritt, doch aus Martinis Sicht braucht es langfristig eine Kultur des Scheiterns: "Eine Insolvenz darf nicht mit Makel behaftet sein, Betroffene dürfen nicht vor dem Nichts stehen", sagt er. Aber auch aus anderen Grünen interessiert er sich für den Rechtsausschuss: "Dieser ist eines der wichtigsten Gremien des Bundestags." Ganz ohne Außenpolitik will er es – als möglicher Lamers-Nachfolger – aber nicht machen: Er sieht in der welt- und europapolitischen Architektur große Herausforderungen, wobei sein Metier auch hier neue Perspektiven eröffnet. "Es gibt nur drei Gläubigerstaaten auf der Welt, alle anderen sind verschuldet", erläutert er. Es berge Risiken, wenn neben der Schweiz und Norwegen nur China große Finanzmittel zu vergeben hat.

Ein anderes großes Thema sieht er in der Digitalisierung: "Es kann doch nicht sein, dass Länder wie Litauen inzwischen besser vernetzt sind als wir", mahnt er – vor allem im Hinblick auf Schulen und Universitäten. Überhaupt, die junge Generation: Er wolle dafür arbeiten, dass die Jungen heute gut ausgebildet werden und morgen nicht vor Schuldenbergen stehen.

Jetzt muss er auf die Delegierten hoffen, die mit je einem großen Block aus Weinheim und Heidelberg anreisen. Die Frage laute am Ende jedoch, wen die Wähler 2021 eher unterstützen – nicht, wer innerhalb der CDU die größte Anhängerschaft hat. Denn eines bleibt Voraussetzung, um von Heidelberg aus in den Bundestag einzuziehen: das Direktmandat.

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