Zwei Taubenküken ihrem Schicksal überlassen
Jungtiere hilflos bei Kleintierzüchtern abgestellt - "Eine Riesen-Sauerei" - Auch Pfauentaube abgegeben

Meckesheim. (bmi) Nackt, hilflos, verängstigt. Noch ohne Gefieder, ohne Futter, ohne Wasser. So sind vor ein paar Tagen zwei Taubenküken auf dem Gelände des Kleintierzuchtvereins in einem Eimer aufgefunden worden. Bereits wenige Tage zuvor wurde dort eine schwarz-weiße Pfauentaube ausgesetzt. Vom Besitzer gibt es jeweils keine Spur. Die Vereinsvertreter stehen vor einem Rätsel.
"Tiere abzustellen, ohne Bescheid zu geben, sie einfach ihrem Schicksal überlassen – das ist einfach eine Riesen-Sauerei!" Mike Herrmann ist immer noch stinksauer. Der Erster Vorsitzende des Kleintierzuchtvereins Meckesheim reagiert beim Anruf der RNZ emotional. Dass die beiden Taubenküken noch leben, sei pures Glück gewesen. Ein Vereinsmitglied habe sie abends zufällig in einem Eimer, mit einem Handtuch abgedeckt, auf dem Vereinsgelände gefunden – an einer abgelegenen Tür des Vereinsheims, die eigentlich nicht genutzt werde.
"Nachts hätte sie ein Marder oder Fuchs gefressen oder noch schlimmer: Am nächstem Tag wären sie in der prallen Sonne qualvoll gestorben", malt Herrmann das aus, was man sich eigentlich nicht ausmalen möchte.

Beide Küken haben aber zum Glück überlebt. Sie haben bereits ein neues Zuhause gefunden und ihr Wohlergehen liegt nun in professionellen Händen. "Wir haben sie in Absprache mit einer örtlichen Tierärztin noch am selben Tag einem Taubenzüchter übergeben", so Herrmann. Die Tiere waren zum Zeitpunkt ihrer Tortur etwa anderthalb Wochen alt. "In so einem frühen Stadium brauchen die Küken rund um die Uhr Futter", weiß Herrmann, auch wenn er auf die Zucht von Hühnern spezialisiert ist. "Den Taubenküken geht es soweit gut, sie werden liebevoll aufgepäppelt", ist der 45-Jährige über die positive Rückmeldung erleichtert.
Die abgegebene Pfauentaube ist dagegen immer noch in der Obhut der Meckesheimer Kleintierzüchter, die eigentlich keine Tauben großziehen. "Eines unserer Mitglieder hält aber hobbymäßig ein paar Tauben. Er hat sich ihrer angenommen und sie zu seinen Tieren gesteckt, damit sie nicht die ganze Zeit allein ist", so Herrmann. Die Pfauentaube war ebenfalls "ohne Futter, Wasser oder Zettel" in einem Ausstellungskäfig am Eingang des Vereinsheims hinterlassen worden. "Wir haben sie verängstigt und von der fremdem Umgebung verstört aufgefunden", schildert der Mönchzeller. Für ihn sei es ein "No-Go, ein Tier einfach auszusetzen, nur weil es einem nicht mehr in den Kram passt."
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Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen? Herrmann geht davon aus, "auch wenn wir es nicht beweisen können." Spuren vom Besitzer gibt es keine, auch sei bei den Tieren kein Züchterring als Erkennung vorhanden. In der Vergangenheit haben die Kleintierzüchter immer mal wieder Anfragen bekommen, ob sie etwa Kaninchen oder Meerschweinchen aufnehmen würden. Diese seien abgelehnt, aber bei der Vermittlung geholfen worden. Der 45-Jährige betont: "Aber das ein Tier einfach zu uns abgeschoben wird, sowas ist uns noch nicht passiert".
Und so etwas soll auch nicht mehr passieren. Der Verein habe laut Herrmann Anzeige erstattet, damit die ganze Sache wieder aufhöre. Und er ist weiterhin auf der Suche nach neuem Zuhause für die Pfauentaube.