Neckar-Odenwald-Kreis

Mittagessen gibt es in Corona-Zeiten nur noch "to go"

Die Restaurants in der Region setzen auf (noch vorhandene) Lücken

20.03.2020 UPDATE: 21.03.2020 06:00 Uhr 3 Minuten, 15 Sekunden
Einige Gasthäuser – wie der „Reichsadler“ in Buchen – bieten Essen zum Abholen an. Dies ist seit gestern die einzig rechtlich mögliche Vertriebsform geblieben. Fotos: Matthias Miltz

Neckar-Odenwald-Kreis. (mami) Das Coronavirus hält uns weiterhin in Atem. Das gilt für die Branche, die wir heute in den Fokus rücken in ganz besonderem Maße, denn die Gastronomie ist eine der Branchen, die unter den Folgen des Coronavirus am stärksten zu leiden hat.

Und das war schon in den letzten Tagen spürbar. Schon bevor Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag ankündigte, dass viele Geschäfte und Läden für eine gewisse Zeit schließen müssen, durften Restaurants und Gaststätten nur noch unter strengen Auflagen öffnen. Bis zum gestrigen Freitag galt, dass sie lediglich bis 18 Uhr öffnen dürfen, die Betreiber mussten schriftlich festhalten, wer als Gast da war und für den empfohlenen Mindestabstand von eineinhalb Metern zwischen den Gästen sorgen.

Aber dann kam gestern Nachmittag in Form der neuen Verordnung von Ministerpräsident Kretschmann das komplette Aus. Ab dem heutigen Samstag müssen alle Gaststätten und Restaurants ganztägig geschlossen bleiben. Ausnahmen gelten nur für Drive-In- und To-Go-Restaurants sowie Speise-Lieferungen.

Die RNZ schaute sich in den letzten Tagen in Restaurants und Gaststätten in der Region um und fragte nach, wie die Gastronomen auf die fast täglich wechselnde Rechtslage reagieren.

Fakt ist, dass die Kunden nach Corona, aber schon vor dem generellen Verbot in Scharen ausblieben, weil die Zeit für einen Besuch in einer Gastwirtschaft nun einmal der Abend ist. Der Mittagstisch hat längst nicht diese Bedeutung und ist auch wirtschaftlich zu vernachlässigen. Und so verzeichneten viele Restaurantbetreiber in nur wenigen Tagen ein Minus von 80 oder gar 90 Prozent. Die Lage ist für alle prekär!

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Auch wenn die Maßnahmen für alle nachvollziehbar und logisch sind, stecken die Gastronomen in einer Zwickmühle. Durch die Schließung entstehen große Lücken beim Umsatz, unter denen nicht nur die Eigentümer des Schankbetriebs leiden, sondern natürlich auch die zahlreichen Angestellten.

Das „Santorini“ in Buchen hat schon vor Tagen geschlossen und stellt die bange Frage, wie lange das so noch so sein wird ...

Wir haben uns gezielt bei Restaurants und Gaststätten in der Region umgehört und wollten wissen, wie sie mit der neuen und ungewohnten Situation umgehen.

> Sabine Münster ("Wohlfahrtsmühe, Hardheim"): "Wir haben uns dazu entschieden, die nächsten 14 Tage zu schließen und abzuwarten, wie sich die Situation weiter entwickelt. Wir haben in den letzten Tagen nur noch Stornierungen bekommen, teilweise haben Urlaubsgäste schon für den Juni abgesagt. Außerdem geht es auch um die Sicherheit und den Schutz von unserem Personal, unserer Gäste und eben auch von uns selbst."

> Ralf Felzmann ("Heidersbacher Mühle"): "Wir hatten über das Wochenende noch einen Mittagstisch bis 18 Uhr. Den hatten wir aber nur, um zu schauen, wie er angenommen wird. Wir hätten auch ohne die gestrige Verordnung jetzt für eine gewisse Zeit geschlossen. Wir haben schon im Vorfeld alle Veranstaltungen, auch die Kommunionen und Konfirmationen, abgesagt. Wir hatten in den letzten Jahren phantastische Jahre. Das dreht sich jetzt etwas, aber auch das werden wir überstehen, und ändern können wir es jetzt sowieso nicht. Ich verstehe jeden, der bei uns seine Reservierung absagt. Wir müssen uns solidarisch zeigen und ruhig bleiben. Jeder kann seinen Teil dazu beitragen, dass diese Phase so schnell wie möglich vorübergeht."

> Christian Reinhardt ("Reichsadler, Buchen"): "Natürlich ist die aktuelle Situation schlecht für uns. Unsere Hauptbeschäftigung ist momentan, die ganzen Stornierungen zu bestätigen. Auch deshalb haben wir uns früh dazu entschieden, das Restaurant zu schließen. Wir haben aber eine extra Karte, von der auf Vorbestellung und zur Abholung bestellt werden kann. Damit machen wir jetzt unsere ersten Erfahrungen und müssen schauen, wie das angenommen wird. Es ist sehr schwer einzuschätzen, wie sich die Lage weiter entwickelt. Kurzarbeit wäre für uns und unser Team keine Lösung, denn wir haben zum Teil auch alleinerziehende Mütter, die nur halbtags arbeiten und da würde in der Kurzarbeit am Ende des Monats schlicht und ergreifend zu wenig hängen bleiben. Auch deshalb versuchen wir den Außer-Haus-Service so gut wie möglich zu nutzen, um unsere Angestellten weiter zu beschäftigen."

> Gregor Gutekunst ("Seeterasse", Eberstadt): "Wir hatten unser Restaurant bis gestern geöffnet, also bis zum letzten Tag, an dem es erlaubt war. Jetzt können die Kunden ihr Essen bei uns vorbestellen, und es dann für zu Hause abholen. Insgesamt muss man sagen, es ist schon eine knackige Zeit und das Jahr ist vermutlich weitestgehend gelaufen. Ich rechne mit knapp 95 Prozent an Einbußen. Dennoch ist unsere Devise, dass wir durchhalten und kämpfen werden – auch im Sinne unserer Mitarbeiter."

> Norbert Kilian ("Beuchertsmühle" Walldürn): "Wir hatten an zwei Tagen in der Woche und am Wochenende einen Mittagstisch. Künftig werden wir Essen auf Bestellung und zur Abholung zubereiten. Die angeordnete Komplettschließung trifft uns hat. Wir hätten viele Feste wie Kommunionen, Konfirmationen, Hochzeiten und Geburtstage bei uns gehabt ..."

> Frank Heilig ("Zum Löwen" Großeicholzheim): "Wir hatten so lange geöffnet, wie es erlaubt war, und haben uns dabei natürlich an die vorgegeben Maßnahmen gehalten. Jetzt werden wir verstärkt einen Abholservice anbieten, bei dem das Essen nach telefonischer Vorbestellung bei uns abgeholt werden kann."

> Gasthaus "Schwanen" Buchen: Auf seinem Anrufbeantworter teilte das Gasthaus mit, dass es seine Türen bis auf Weiteres geschlossen bleiben, gefolgt von einem Gesundheits-Wunsch an alle Mitbürger ...

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