Drei Elfmeter bei der 3:2-Heimniederlage

"Nicht besser als Freiburg oder Wolfsburg" (plus Fotogalerie/Update)

Hoffenheims Trainer Alfred Schreuder findet nach dem 2:3 gegen die Autostädter deutliche Worte – Gleich dreimal Videobeweis - Drei Elfmeter in Sinsheim

15.02.2020 UPDATE: 15.02.2020 17:18 Uhr 3 Minuten, 54 Sekunden
Der dreifache Torschütze Wout Weghorst; Foto: APF​

Von Achim Wittich

Sinsheim. Jörg Schmadtke hat im Profifußball-Geschäft schon so manches erlebt. Der ehemalige Bundesliga-Torwart gibt gerne mal den Lässigen, doch am Samstagabend löste selbst der 3:2 (1:1)-Sieg seiner Wolfsburger bei der TSG Hoffenheim keine einhundertprozentigen Glücksgefühle beim Geschäftsführer Sport der "Wölfe" aus. "Ehrlich, für mich als alter Mann macht das Zuschauen so keinen Spaß mehr", sagte der gerade einmal 55-jährige Graubartträger im Stadionbauch der Sinsheimer Arena.

Was Schmadtke so gehörig auf den Nerv ging, war wieder einmal der heftig diskutierte Videobeweis. Denn in der mit offiziell 22.506 Besuchern gefüllten Arena am Technik-Museum gab es gleich drei Szenen, die von den Kellermännern aus Köln und Schiedsrichter Sören Storks (Velen) überprüft wurden – eine gefühlte Ewigkeit der Warterei bis zur Entscheidungsfindung inbegriffen.

Hintergrund

Die Einzelkritik

Baumann: Weghorst-Trauma bei seinem Comeback. Den zweiten Elfmeter darf er halten.

Posch: Ohne entscheidenden Fehler.

Hübner: Der Kapitän diesmal ohne Führungsqualität

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Die Einzelkritik

Baumann: Weghorst-Trauma bei seinem Comeback. Den zweiten Elfmeter darf er halten.

Posch: Ohne entscheidenden Fehler.

Hübner: Der Kapitän diesmal ohne Führungsqualität und Strafstoß-Verursacher. Schwacher Tag.

Bicakcic: Wieder mal am Boden. Angeknockt und deshalb zur Pause ausgewechselt.

Kaderabek: Hätte früh knipsen können. Lief viel, aber bei ihm lief nicht viel.

Skov: Besser als Kaderabek auf rechts. Seine Vorstöße blieben aber erfolglos.

Grillitsch: Sonst Denker und Lenker. Diesmal kopflos.

Rudy: Jetzt mit Andreas Beck und 216 Bundesligaspielen für "Hoffe" der Rekordmann. Aber es war nicht sein Tag. Gelbverwarnt und von Schreuder deshalb zur Pause rausgenommen.

Samasassékou: Auch dabei.

Baumgartner: Torschütze und dennoch nachher selbstkritisch. Blühte im Verlauf der Partie auf.

Kramaric: Vom kroatischen Nationalcoach beobachtet. Selbstbewusst vom Punkt und auch sonst emsig unterwegs.

Zuber: Muss mehr zeigen, um sich mit den Fans zu versöhnen.

Bruun Larsen: Fiel nicht weiter auf.

Dabbur: Er auch nicht. nb/awi

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Abseits hieß es beim vermeintlichen 0:2 des VfL durch Admir Mehmedi (40. Minute). Dann lief der gelernte Zimmerermeister Storks gleich zweimal zum Fernsehen an den Spielfeldrand und gab anschließend Elfmeter. Wolfsburgs holländischer Dreifachtorschütze Wout Weghorst verwandelte zum zwischenzeitlichen 1:2 (52.), Hoffenheims kroatischer Vizeweltmeister Andrej Kramaric ließ sich vor den Augen seines auf der Tribüne sitzenden Nationaltrainers Zlatko Dalic die Gelegenheit zum 2:2 nach einer Stunde nicht entgehen. Ein Pünktchen wäre an diesem sonnigen Nachmittag nach einer grottenschlechten ersten Halbzeit für die Kraichgauer gar nicht einmal so schlecht gewesen, was auch Alfred Schreuder fand. "Man muss lernen, wenn man nicht gewinnen kann, auch einmal unentschieden zu spielen", befand der 1899-Coach nach der erneuten Niederlage und stellte unmissverständlich klar: "Wir sind nicht besser als Freiburg oder Wolfsburg." Peng, das saß.

Eine richtige Erklärung dafür, dass Kapitän Benjamin Hübner und seine Mitstreiter vor allem vor der Pause eine gnadenlos schwache Vorstellung darboten, hatte nachher keiner wirklich. Der nach seiner Verletzungspause zurückgekehrte Stammtorwart Oliver Baumann jedenfalls konnte sich nur bedingt freuen. "Ich bin froh darüber, dass es so schnell ging", sprach Oli in der Mixed Zone und bedankte sich bei all denjenigen, die ihm ein schnelles Comeback ermöglicht hatten. Dann fügte er hinzu: "Das Ergebnis ist leider nicht so geil." Beim zweiten Strafstoß von Weghorst, in die Mitte des Tores gedroschen, hatte er Pech und ärgerte sich. "Zu diesem Zeitpunkt hätte ich die Mannschaft mitnehmen können." Tat er nicht, aber seine Kollegen waren auch selbst schuld an der bereits sechsten Heimpleite in dieser Saison. "Die erste Halbzeit war sehr schwach, wir waren mit dem Ball viel zu langsam", tadelte Schreuder. Damit lag er goldrichtig. Weghorst hatte nach einem Rudy-Handspiel in der 18. Minute ebenfalls per Elfer für die Autostädter getroffen und dem Dorfklub in der 71. Minute mit seinem Treffer zum 2:3 den Garaus gemacht. Fatal in dieser entscheidenden Szene: Nach einem eigenen Eckball wurde die TSG wie eine Schülermannschaft ausgekontert.

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Hoffenheims Jungspund Christoph Baumgartner (19) jedenfalls erging es ähnlich wie Baumann bei seinem Wiedereinstieg. Auch der Österreicher konnte sich über sein zwischenzeitliches 1:1 kurz vor dem Halbzeitpfiff (45.) nicht wirklich freuen, zumal er kritisch eingestand, es in der 68. Minute nicht hätte per Hacke tun sollen ("Das war die falsche Entscheidung").

Allein, und das bleibt Woche für Woche bestehen: Hoffenheims Konstanz ist die Inkonstanz. "Wir sind in einem großen Prozess, der Weg geht niemals gerade", erklärte Schreuder.

Oliver Baumann brachte es derweil vor den drei nächsten Herkulesaufgaben am kommenden Samstag (15.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach, eine Woche darauf zu Hause gegen die Bayern und am 7. März auf Schalke kurz und bündig auf den Punkt. "Wir müssen erst einmal besser spielen." Stimmt.

Update: 20.50 Uhr, 16. Februar 2020


Sinsheim. (pami/dpa) Wout Weghorst mit drei Toren und die Videoassistenten haben in der Bundesliga-Partie zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und dem VfL Wolfsburg für viel Aufregung gesorgt. Beim 3:2 (1:1)-Sieg der Gäste am Samstag in der Fußball-Bundesliga erzielte der niederländische Torjäger das zwischenzeitliche 2:1 nach einem zweifelhaften Foulelfmeter (52. Minute.). Kurz darauf ermöglichten Schiedsrichter Sören Storks und seine VAR Deniz Aytekin und Eduard Beitinger im Kölner Keller auch den Ausgleich durch Andrej Kramaric (60.) - weil Weghorst ein Handspiel begangen hatte. Vor 22 506 Zuschauern in Sinsheim gab es noch einen dritten Strafstoß.

Keine Diskussionen kamen beim Siegtor zum 3:2 durch Weghorst in der 71. Minute auf. Vor dem ersten K.o.-Spiel in der Europa League am Donnerstag gegen Malmö FF sorgte die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner so für einen Stimmungsaufheller. Hoffenheim hat im Kampf um einen der internationalen Plätze einen weiteren Rückschlag erlitten.

Bei den Kraichgauern gab Stammkeeper Oliver Bauman nach überstandener Meniskus-Verletzung sein Debüt 2020 und verdrängte Philipp Pentke wieder auf die Bank. Der 29-Jährige bekam als erste Bewährungsprobe gleich einen Strafstoß präsentiert: Weghorst verwandelte sicher zur Führung. Vorausgegangen war ein klares Handspiel von Sebastian Rudy, als dieser versuchte, den Ball von Xaver Schlager abzublocken.

So begann eine besondere Partie des Nationalspieler äußerst unglücklich: Rudy zog am Samstag mit Rekordspieler Andreas Beck gleich, der 216 Mal für Hoffenheim gespielt hat. Er und Kramaric hatten zuvor die Hoffenheimer nach vorne getrieben. Der kroatische WM-Zweite hatte allen Grund, auf sich aufmerksam zu machen: Auf der Tribüne saß sein Nationaltrainer Zlatko Dalic.

Nach Weghorsts Führungstor drückten die Gäste immer mehr ihr Spiel durch. Und in der 40. Minute jubelten sie erneut: Der 1,97-Meter-Mann hatte sich im Kopfball-Duell gegen TSG-Kapitän Benjamin Hübner durchgesetzt, Admir Mehmedi drückte den Ball über die Linie. Doch Referee Storks nahm den Treffer nach Rücksprache mit den Videoassistenten zurecht zurück - Mehmedi stand im Abseits.

Nur fünf Minute später schauten die Wolfsburger wieder entsetzt: Baumgartner köpfte zum 1:1 (45.) ein - auf Flanke des umtriebigen Kramaric. Viel Hektik und Unverständnis herrschte nach einer erneuten VAR-Entscheidung: Wolfsburgs Kevin Mbabu blieb im gegnerischen Strafraum im Rasen hängen und wurde erst danach von TSG-Kapitän Benjamin Hübner getroffen. Dennoch zeigte Storks auf den Elfmeterpunkt - und Weghorst verwandelte zum 2:1.

Nach einem Freistoß von Robert Skov kam abermals der Videoassistent zum Einsatz: Der Ball, getreten von Robert Skov, landete an der Hand Weghorsts - wieder Strafstoß. Kramaric ließ sich die Chance nicht nehmen und glich zum 2:2 aus. Weghorst mit seinem zehnten Saisontreffer sorgte dann für den Sieg der Gäste in einem nicht hochklassigen, aber immer wieder aufregenden Spiel.

So spielte die TSG: Baumann, Posch, Bicakcic (46. Zuber), Hübner, Grillitsch (74. Dabbur), Kaderabek, Skov, Rudy (46. Bruun Larsen), Samassekou, Kramaric, Baumgartner

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