Neckargemünd

Die Burg auf dem Dilsberg wird zur Baustelle

Umfangreiche Sanierung dauert über zwei Jahre - Turm, Brücke und Ringmauer werden erneuert

07.02.2020 UPDATE: 08.02.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 42 Sekunden
Das Gerüst am „Schneckenturm“ ist nur der Anfang: Ab Sommer werden an mehreren Stellen der Burg Steine und Mörtel ausgetauscht. Foto: Katzenberger-Ruf

Von Christoph Moll

Neckargemünd-Dilsberg. Auch wenn die Besucherzahlen einst höher waren: Die Dilsberger Bergfeste mit ihrer hochmittelalterlichen Burg (siehe Hintergrund) ist nach wie vor ein großer Magnet in der Region für Touristen und Ausflügler. Jene stellten in den vergangenen Wochen fest, dass sich auf der Burg etwas tut. Denn der sogenannte Schneckenturm – also der Treppenturm mit dem Aufgang zur Ringmauer – ist von einem Gerüst umgeben. Dieses ist aber nur der Auftakt zu umfangreichen Arbeiten: Die Burg wird nämlich ab diesem Sommer für über ein Jahr zur Baustelle.

Der Mann, bei dem in dieser Zeit die Fäden zusammenlaufen, ist Peter Egel. Der Leiter Bezirksbau des Amtes Mannheim/Heidelberg von "Vermögen und Bau Baden-Württemberg" ist nicht nur für die Dilsberger Burg zuständig, sondern zum Beispiel auch für die Schlösser in Heidelberg und Schwetzingen sowie für klassische Verwaltungsgebäude wie Finanzämter und Justizgebäude in der Region. "Auf dem Dilsberg sanieren wir den Schneckenturm und erneuern die Brücke, die den Turm mit der Ringmauer verbindet", erklärt er.

Hintergrund

Die Burg Dilsberg befindet sich innerhalb der etwa 300 Meter hoch gelegenen Bergfeste und galt als uneinnehmbar. Deren Vorgängerbau entstand zwischen den Jahren 1150 und 1200, also im Hochmittelalter. Erstmals erwähnt wurde die im Besitz der Grafen von Lauffen befindliche

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Die Burg Dilsberg befindet sich innerhalb der etwa 300 Meter hoch gelegenen Bergfeste und galt als uneinnehmbar. Deren Vorgängerbau entstand zwischen den Jahren 1150 und 1200, also im Hochmittelalter. Erstmals erwähnt wurde die im Besitz der Grafen von Lauffen befindliche Burg im Jahr 1208. Um 1300 ging die Burg in das Eigentum der Kurpfalz über. Im Dreißigjährigen Krieg gehörte der Dilsberg zu den am meisten umkämpften Festungen. Dem Feldherrn Tilly gelang es im Jahr 1622 nach langer Belagerung, sie zu besetzen. Im Jahr 1803 fiel die Feste an das Land Baden und diente fortan als Staatsgefängnis. Die Burg überstand alle Kämpfe fast unbeschadet. Es waren die Dilsberger selbst, die sie zur Ruine machten: Im Jahr 1822 wurde die Burg zum Abriss freigegeben, damit die arme Bevölkerung Baumaterial für Häuser hatte. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich die Bergfeste zu einem Ziel für Touristen. Die Burg wurde saniert und teilweise rekonstruiert. Von ihr aus haben Besucher einen wunderschönen Blick ins Neckartal. Große Bekanntheit erlangte sie durch den amerikanischen Schriftsteller Mark Twain, der die Burg in seinem Buch "A tramp abroad" erwähnte. Große Besonderheiten stellen der 35 Meter tiefe Burgbrunnen und der unterirdische, rund 80 Meter lange Brunnenstollen dar, der 1896 vom Deutsch-Amerikaner Fritz von Briesen wiederentdeckt und 1926 freigelegt wurde. Die Burganlage ist von April bis Oktober täglich außer montags geöffnet, von Mai bis Oktober finden immer sonntags Führungen statt. Für die Burg zuständig sind heute die "Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg". (cm)

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Bereits im vergangenen September haben die Vorarbeiten am Turm begonnen. Zunächst galt es nämlich, für das Denkmalschutzamt den Zustand des Bauwerks zu dokumentieren. "Wir haben jeden einzelnen Stein begutachtet", sagt Egel. Das Ergebnis: Etwa 30 Prozent der Außenwand weist schadhafte Stellen auf. Für Firmen wurde nun ein "Riesenplan" erstellt mit genauen Anweisungen, was zu tun ist. "Wir müssen noch die Ausschreibungsergebnisse abwarten, aber im Juni soll es losgehen", sagt Egel. "Die Arbeiten dauern bis Ende Oktober 2021." Danach ist aber noch nicht Feierabend: Dann wird in einem zweiten Bauabschnitt die Ringmauer saniert.

Was wird genau gemacht? Der Schneckenturm besteht aus einer Tragkonstruktion aus großen Sandsteinblöcken und gemauerten kleineren Sandsteinen, die mit Mörtel verputzt sind. Dieser Putz hat über die Jahre Hohlstellen bekommen. "Wir versuchen, diese neu zu verputzen und somit zu verfestigen", erklärt Egel. "Ganz lose Teile werden entfernt und erneuert – das ist alles mit dem Denkmalamt abgesprochen." So soll die zusammenhängende Putzfläche gerettet werden.

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Ein weiteres Problem ist, dass die großen Sandsteine durch die Witterung an tragenden Teilen abgeplatzt sind. "Wir ersetzen diese Teile punktuell durch neue Sandsteine", so der Fachmann. Gearbeitet wird außerdem an der Spindeltreppe im Innern des Turmes. Die Sandsteinstufen seien über viele Jahre durch Besucher "ausgetreten" worden, sodass Kuhlen entstanden. Sie werden ausgetauscht. Und zu guter Letzt wird an der Turmspitze gearbeitet. "Diese ist statisch nicht mehr standsicher", berichtet Egel. "Deshalb gibt es auch seit mindestens fünf Jahren keine Beflaggung mehr." Zu groß war die Gefahr, dass bei starkem Wind etwas passiert.

Der zweite Schwerpunkt der Arbeiten liegt auf der Brücke, die den Turm mit der Ringmauer verbindet. "Die Holzkonstruktion stammt von Anfang der 1980er Jahre und ist abgängig", erklärt Egel. Sie werde durch eine "filigrane Stahlbrücke" ersetzt, womit auch das Denkmalamt einverstanden sei. "Das ist sehr gut kombinierbar", meint Egel. "Wir wissen außerdem ja gar nicht, wie die Konstruktion früher aussah."

Während der Arbeiten am Turm muss dieser voll gesperrt werden. Besucher gelangen aber weiter auf die Ringmauer – und zwar über ein Gerüst, das extra aufgebaut wird. Nach den Arbeiten an der Brücke geht es ab Ende nächsten Jahres an der begehbaren Ringmauer weiter. Auf dieser sind die Brüstungsbereiche durchnässt und müssen erneuert werden. Außerdem gibt es offene Fugen, die geschlossen werden müssen. Ende 2022 sollen dann die Bauarbeiter abziehen.

"Es ist ein umfangreiches Projekt", sagt Peter Egel. "Das hat mit Bauunterhalt nichts mehr zu tun." Bei den regelmäßigen Bauschauen, die alle zwei Jahre stattfinden, sei erkannt worden, dass die Schäden nun zu groß sind und eine große Sanierung erfolgen muss. "Es handelt sich um ein uraltes Denkmal, dessen Konstruktion vergleichbar ist mit jener des Heidelberger Schlosses ", so Egel, der die Kosten für die Arbeiten an Turm und Brücke auf rund 350.000 Euro beziffert. An der Mauer werden anschließend 300.000 Euro investiert. "Wir arbeiten mit speziellem Mörtel und Putzarten ohne Chemie", erklärt der Bezirksbauleiter. Die lange Dauer der Arbeiten liege auch daran, dass diese nur bei bestimmten Temperaturen und wenig Nässe möglich seien: "Im Winter geht nichts." Außerdem seien es Handarbeiten, wenn zum Beispiel Steine passgenau zurechtgeschliffen werden müssen. "Danach ist für 30 bis 40 Jahre gut", sagt Egel. "Und die Burg steht auch noch in 100 Jahren."

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