Anwohner baggert auf eigene Faust - ganze Straße einsturzgefährdet
Gutachter schlug Alarm - Baustelle war nicht beantragt

Neckargemünd. (cm) Die Baustelle in der Peter-Schnellbach-Straße in Kleingemünd nimmt immer größere Ausmaße an: "Wir können nicht ausschließen, dass die Straße einstürzt", betont Stadtsprecherin Petra Polte. "Die Sicherheit ist nicht gegeben." Das sei das Ergebnis einer Begutachtung durch einen Sachverständigen.
Deshalb gilt die Sperrung der Straße nun nicht mehr nur für Autos, Lastwagen und Busse, sondern auch für Fußgänger und Radfahrer. "Die Straße bleibt mindestens bis Ende nächster Woche gesperrt", sagt Polte. Sie appelliert an Fußgänger, nicht irgendwie durch die Baustelle zu laufen.
Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen: Ein Anwohner hatte sich wegen eines verstopften Abflussrohrs seines Hauses einen Bagger gemietet und auf eigene Faust angefangen zu graben. Doch bis er das Rohr fand, dauerte es zweieinhalb Tage und der ganze Vorgarten war am Ende umgegraben. Doch noch viel problematischer war, dass sich die defekte Stelle des Rohrs an der Grundstücksgrenze befand.
Um an diese zu gelangen, grub er so viel Erde ab, dass der städtische Gehweg auf einer Länge von anderthalb Metern nachgab und einstürzte. Es ging also schief, was schiefgehen konnte. Als die Stadt das mitbekam, sperrte sie aus Sicherheitsgründen umgehend die Straße und ließ einen Gutachter kommen. Sie befürchtete, dass die Fahrbahn "nachrutschen" könnte.
"Der Gehweg und die Straße müssen nun erst einmal wieder fachgerecht aufgebaut werden", sagt Stadtsprecherin Polte. Außerdem müssten die Leitungen – beim Baggern wurde ein Stromkabel beschädigt – wieder fachgerecht im Gehweg verlegt werden. Und natürlich müsse auch noch das durch das Einwachsen von Wurzeln beschädigte Abwasserrohr repariert werden. Das darf nun aber nicht mehr der Anwohner selbst tun. "Wir kümmern uns jetzt um die Baustelle", betont Polte.
"Dazu braucht es einen gewissen Sachverstand und es geht schneller." Wenn das Gutachten fertig sei, könnten die Arbeiten beginnen. Dies sei voraussichtlich in der kommenden Woche der Fall. Bis zum Ende der Baustelle werden auch die Busse der Linien 735, 736 und 753 umgeleitet.
Die Kritik des baggernden Anwohners kann Polte nicht nachvollziehen. Dieser hatte beklagt, dass er von der Stadt keine Unterstützung erhalten habe. Zwar seien Grundstückseigentümer grundsätzlich inzwischen bis zum Kanal für ihr Abwasserrohr zuständig – auch wenn dieses schon im Bereich der städtischen Straße verlaufe. "Für die Reparatur hätte aber gleich eine Fachfirma beauftragt werden sollen", sagt Polte. "Das ist nichts zum Selbermachen."
Und selbstverständlich komme von der Stadt niemand, um auf einer privaten Baustelle zu helfen – vor allem nicht am Wochenende. Ob nach dem Gehwegeinsturz wirklich acht städtische Mitarbeiter vier Stunden lang auf der Baustelle waren, wie der Anwohner behauptete, konnte Polte nicht bestätigen: "Es waren aber viele." Sie betont, dass die Baustelle auch nicht beantragt wurde. Nur durch einen Hinweis aus der Bevölkerung sei die Stadt auf diese aufmerksam geworden.