Fridays for Future

Knapp 500 waren fürs Klima in Sinsheim auf der Straße

"Fridays for Future"-Sinsheim hatten am globalen "Klimastreik"-Freitag ihren bis dato wirkungsvollsten Auftritt

20.09.2019 UPDATE: 21.09.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden

Von Tim Kegel

Sinsheim. Sehen so "globale" Dimensionen in Sinsheim aus? Jedenfalls haben Macher und Sympathisanten von "Fridays for Future"-Sinsheim und ihres "Parents"-Ablegers am gestrigen Freitag ihren mit Abstand größten Erfolg seit Beginn der Proteste erzielt: Hunderte Menschen - überwiegend Jugendliche, aber auch Erwachsene - schlossen sich einem rund zweistündigen Protestzug durch die City an. Geschäftsinhaber, die von den Aktivisten zum "Globalen Klimastreik" aufgerufen waren, hängten zwar Plakate in rund 20 Sinsheimer Läden auf, beließen es aber bei Sympathiebekundungen. Man könne es sich schlicht "nicht erlauben", Läden kurzzeitig zu schließen.

Rund 500 Teilnehmer hatte der Zug - laut und friedlich - zum Höhepunkt. Teil der Aktion war eine symbolische Sitzblockade in der Rosengasse. Für Kerstin Beckmann und Christiane Winkler von "Tines Optikum", einem Optik-Fachgeschäft, "ein Gänsehautmoment". Buchhändler Klaus Gaude klang da etwas nüchterner: Er habe vom Aufruf an die Geschäftswelt nichts gewusst; er empfiehlt für künftig, "beim Arbeitskreis Handel anzufragen", dem Gaude vorsteht.

Ein Eindruck war nicht von der Hand zu weisen: Nicht wenige Sinsheimer halten zwar Klimaschutz für wichtig, bisweilen auch für sträflich vernachlässigt. Der Bewegung und deren Forderungen stehen manche dennoch skeptisch gegenüber.

"Mir ist das zu sektenhaft", sagte ein älterer Mann aus Hoffenheim; ein langjähriges CDU-Mitglied und Kirchengemeinderat fand, "die Jugend wird benutzt". Die "Berliner Politik" verhalte sich "wie Lemminge". Kritik an der Umweltbilanz von Elektroantrieben, an den Kosten von Energiewende und CO2-Steuer und dass im Wesentlichen "der kleine Mann zur Kasse gebeten" werde, "ohne dass man weiß, ob es einen Effekt hat": Solche Bedenken hörte man am gestrigen Freitag öfter unter Nichtbeteiligten. Und wer sich so äußerte - es waren nicht wenige in Sinsheim - der legte Wert darauf, namenlos zu bleiben.

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Doch da war auch Kai Zimmermann von der "Zenaga"-Stiftung, seit 20 Jahren glühender Verfechter der Energiewende - und Konservativer. Er sagt: "Man muss anfangen." Die Deutschen stünden sich "mit ihrem Perfektionismus" selbst im Weg. Neue Energien böten Chancen "Geld zu sparen", glaubt Zimmermann. Heute lebe er "klimaneutral" - "ein Prozess von 20 Jahren" sei das gewesen. Auch Dr. Axel Derks demonstrierte mit: Der streitbare Angelbachtaler Ex-Gemeinderat nennt Kritiker der Jugendlichen "Schwachmaten". Früher CDU-Mitglied, sei er nun "den Grünen beigetreten", erzählt Derks.

Und was erzählen die Protagonisten? "Ich höre immer: eine Plastiktüte macht keinen Unterschied", ruft eine Schülerin, "aber zwei Milliarden Tüten - die machen einen Unterschied". Sprecher am Mikrofon sagen, sie hätten "riesige Angst, bis nachts vor der Katastrophe", andere stecken hohe Ziele: "den Planeten retten".

"Ich esse Fleisch, ich fahre Auto, ich bin in Urlaub geflogen": Abiturient Paul Fuhr, einer der örtlichen Köpfe der Bewegung, ging es ums Maß und einen vernünftigen Umgang. Zwei Mal Fleisch pro Woche aus artgerechter Haltung genüge ihm inzwischen; Inlandsflüge halte er für sinnlos, ins Ausland, das gehe "schon mal". Der Mensch sei "nun mal nicht perfekt" - doch man könne "viel erreichen, ohne dass man kompletten Verzicht lebt".

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