In den Ferien gibt’s keine Proteste
Was die Bewegung anbelangt, gibt es unterschiedliche Ansichten im Gemeinderat

Foto: Berthold Jürriens
Von Christian Beck
Sinsheim. Die CDU hat die elf Forderungen der "Fridays for Future"-Bewegung hinterfragt. Was sagen die anderen Fraktionen und der Oberbürgermeister dazu? Und gibt es etwas Neues von den jungen Klima-Aktivisten? Die RNZ fragte nach.
Bei den Freien Wählern zeigte sich Sprecher Harald Gmelin aufgebracht: Die Präsentation der Forderungen sei für ihn "nahe an einer Beleidigung" gewesen, schließlich lebten er und weitere Räte seit längerer Zeit klimabewusst. Das Engagement der Jugendlichen rechne er hoch an, man müsse "aber auch Wissen mitbringen". Was er nicht verstehen kann: Seit Jahren würden Mädchen und Jungen gesucht, die sich in einer Art Jugendgemeinderat engagieren. Doch die Rückmeldung sei gleich null.
Sowohl Gmelin als auch SPD-Sprecher Michael Czink sowie Aktiven-Sprecher Alexander Hertel halten es für problematisch, dass teilweise recht kleine Kinder die Forderungen verlesen haben, sie sprechen von Instrumentalisierung. Auch Czink betont, dass der Gemeinderat für viele Punkte gar nicht zuständig ist. Er wundert sich, dass offenbar viele nicht wissen, was in dem Gremium besprochen und entschieden wird. Er glaubt jedoch, dass Themen rund um den Klimaschutz "in Zukunft verstärkt auf die Agenda kommen". "Dann werden wir sehen, was möglich ist."
Dieser Ansicht ist auch Hertel. Er denkt, dass sich grundsätzlich einiges ändern müsse: "Die autogerechte Stadt ist ein Auslaufmodell", findet er. Dementsprechend müsse man den Verkehr reduzieren sowie Fußgänger und Radfahrer stärken. Er glaubt, dass diese Themen und weitere umweltschonende Aktionen einen Schub erfahren werden, zum einen aufgrund des Wahlergebnisses, zum anderen aber auch aufgrund des Engagements der Klima-Aktivisten. Denn auch im Gemeinderat müsse sich etwas ändern: "Viele Vorschläge verlaufen im Sand", sagt Hertel.
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Grünen-Rat Alex Riederer bringt neue Aspekte in die Diskussion ein. So versteht er nicht, warum den Kindern und Jugendlichen vorgeworfen wird, sich mit Angelegenheiten an den Gemeinderat gewandt zu haben, für die das Gremium nicht zuständig sei. Schließlich könnten die Räte ja manches weitergeben, beispielsweise an Landtags- oder Bundestagsabgeordnete. Riederer findet: "Am besten kommt man mit den jungen Leuten mal ins Gespräch." Er regt an, dass sich alle Fraktionen an diesem Treffen beteiligen sollten.
Diese Idee gefalle vielen, die in der Sinsheimer "Fridays for Future"-Bewegung aktiv sind, sehr gut, erklärt Sophie Tsantilis. Von den Grünen liege ihr eine Rückmeldung vor, ansonsten keine weiteren. Auch die von ihr erhoffte Einladung von Oberbürgermeister Jörg Albrecht blieb bislang aus. "Sie kriegt bei mir jederzeit einen Termin. So wie jeder andere auch", erklärt Albrecht auf Nachfrage. Dazu müsse sie schlicht anfragen. Der OB wünscht sich eine "sachliche Auseinandersetzung" mit fundiertem Hintergrund. Auf die elf Forderungen angesprochen, hält er das, was umsetzbar ist, für erledigt. Was alles weitere anbelangt, zeigt er sich skeptisch: "Klimaschutz ist auf kommunaler Ebene nur sehr eingeschränkt möglich."
Sophie Tsantilis will nun zusammen mit anderen Aktivisten auf Albrecht zugehen. Was Aktionen anbelangt, ist es in den Pfingstferien ruhig: Am vergangenen Freitag habe nichts stattgefunden, für den kommenden Freitag ist in Sinsheim ebenfalls nichts geplant. Denn dann, erklärt Tsantilis, führen einige Sinsheimer zur Großdemonstration nach Aachen. Dass angesichts fehlender Veranstaltungen in den Ferien wieder das Schulschwänz-Argument hervorgeholt werde, sei ein Vorwurf, den man nicht von der Hand weisen könne, sagt die Studentin.