"Fridays for Future" sammelte Müll auf dem Fohlenmarkt
Junge Aktivisten nutzen Brückentag - Nächster Schritt: ein Klimaschutzpapier an die Stadtverwaltung

Banner, Greifer und orange Warnwesten: Die Müllsammelaktion begann auf dem Burgplatz beim Fohlenmarkt. Fotos: Berthold Jürriens
Von Berthold Jürriens
Sinsheim. "Zeigen wir, dass wir auch am Nachmittag viele sind." So warb die "Fridays For Future"-Ortsgruppe Sinsheim in den sozialen Netzwerken für ihre Müllsammelaktion, die am Freitagnachmittag im Stadtkern rund um den Fohlenmarkt stattfand. "Professionell ausgestattet" und somit klar zu erkennen als "Fridays For Future"-Anhänger, war eine Vorgabe, die die rund 30 Teilnehmer fast alle einhielten. Bemalte T-Shirts, Aufkleber, beschriftete Warnwesten und Pappschilder sorgten für die notwendige Aufmerksamkeit.
Auch ein "FFF" hatte sich eine Teilnehmerin in den Nacken malen lassen. Mit der Müllsammelaktion wollte man ein Zeichen für das Umweltbewusstsein setzten, hieß es von den Organisatoren. Die waren mit der Teilnehmerzahl zufrieden, schließlich war der Freitag ein Brückentag. Ein Ziel sei es auch, zu zeigen, dass es den Aktivisten nicht ums Schulschwänzen gehe, so die Jugendlichen. Man wolle weg vom ewig diskutierten Schulzeit-Thema und den Blick auf das Wesentliche richten, den Klima- und Umweltschutz.

Greifer und orange Warnwesten. Foto: Berthold Jürriens
"Wenn jemand nicht zur Schule möchte, macht er auf krank, das ist das Einfachste", wissen Amelie Müller, Farah Maktoul, Emilia Escalante und Paul Fuhr. Dafür müsse man keine Protestaktionen besuchen, die im Übrigen aus ihrer eigenen Erfahrung anstrengend sein können: "Jeder, der an der Aktion teilnimmt, macht sich auch irgendwelche Gedanken dazu", glaubt Farah, die das Wilhelmi-Gymnasium besucht und von "50 Prozent der Lehrer" Zustimmung erfahre.
Einig seien sie sich bei den Klausuren: "Da würden wir nicht unbedingt fehlen." Auch Bernhard Kähny unterstützt die Aktivisten. "Das ist doch wohl logisch", sagt er. Der Rollstuhlfahrer sorgte nicht nur für die Warnwesten und Müllgreifer vom Nabu Sinsheim, sondern lieferte auch gleich den Hänger für den gesammelten Müll "Die Mülltüten gab es ganz unkompliziert vom Sinsheimer Bauhof", berichtet Paul, der auch die gute Vernetzung der "Fridays For Future"-Ortsgruppen lobt.
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Während des Sammelns von Papier, kaputten Flaschen und zig Zigarettenstummeln gibt es immer wieder positive Reaktionen. "Ich finde das toll, was ihr hier macht", sagt eine ältere Dame, die gerade mit ihrem Hund Gassi geht. Solche aufmunternden Worte seien immer wieder motivierend, sagen Amelie, Farouk, Emilia und Paul. Sie erzählen von den kommenden Plänen. "Wir planen ein Mal im Monat eine größere Protestaktion und an den anderen Freitagen andere Aktionen - wie zum Beispiel Müll einsammeln."

Foto: Berthold Jürriens
Sie glauben, dass in Sinsheim mit einer wöchentlichen Aktion das Interesse abnehmen könnte. "Ein echtes Event soll es dann werden. Das haben wir auch in einer Abstimmung so beschlossen." Nur zu Beginn musste die Gruppe eine kurze Erklärung ihrer Aktion einer Dame der Polizeibehörde auf dem Fohlenmarkt abgeben. Dabei ging es um eine nicht angemeldete "Gruppengröße" und "Fluchtwege". Aber da sind die Aktivisten trotz ihres Alters schon routiniert und konnten Aufschluss geben.
Was kommt als nächstes? "Wir werden ein Papier mit Anregungen für den Klimaschutz hier in Sinsheim erarbeiten und es dann der Stadtverwaltung und dem Oberbürgermeister vorlegen."