"Fridays for Future"-Bewegung stellt Forderungen im Gemeinderat vor
Die Kinder und Jugendlichen "wollten provozieren" und auf sich aufmerksam machen – Die RNZ hakte nach

Sieben Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene der "Fridays for Future"-Bewegung verlasen im Rahmen der aktuellen Viertelstunde der Gemeinderatssitzung Forderungen und sorgten mit ihrem forschen Auftritt teilweise für Verwunderung. Foto: Tim Kegel
Von Christian Beck
Sinsheim. Mit Demonstrationen für den Klimaschutz hat die "Fridays for Future"-Bewegung auch in Sinsheim auf sich aufmerksam gemacht. Mehrere der dort engagierten Kinder und Jugendlichen stellten am Dienstagabend in der Gemeinderatssitzung ihre Forderungen vor. Die RNZ sprach im Nachgang mit der 18-jährigen Studentin Sophie Tsantilis, einer der zwei Delegierten der Bewegung in Sinsheim.
In Ihrer Rede sprachen Sie unter anderem davon, dass Sie den Stadträten "auf die Sprünge helfen" wollen. Einige empfanden Ihren Auftritt als sehr forsch.
Das war beabsichtigt. Wir wollten provozieren und die Lokalpolitiker in Zugzwang bringen.
Denken Sie, dass Sie damit etwas bewegen können?
Auch interessant
Kurzfristig nicht. Ich hoffe aber, dass wir zu einem Gespräch eingeladen werden, in dem über unsere Forderungen gesprochen wird. Ich nehme an, dass der Oberbürgermeister auf uns zukommt.
Glauben Sie, dass der provokante Auftritt dieser Sache dienlich war?
Das werden wir sehen. Ich fand die Reaktion des Oberbürgermeisters aber auch nicht gerade souverän.
Hintergrund
Kurzübersicht der Forderungen
Die elf Forderungen der "Fridays for Future"-Gruppe Sinsheim lauten:
Die Stadt soll die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens, also das Ziel, die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, offiziell
Kurzübersicht der Forderungen
Die elf Forderungen der "Fridays for Future"-Gruppe Sinsheim lauten:
Die Stadt soll die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens, also das Ziel, die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, offiziell und verbindlich anerkennen.
Ein Klimaschutzrat soll gebildet werden, der ein Veto gegen Entscheidungen des Gemeinderats einlegen kann, falls diese nachweislich dem Klima und zukünftigen Generationen schaden.
Der ÖPNV in und um Sinsheim soll subventioniert und ausgebaut werden.
Die Frequenz der Fahrten soll erhöht, der Ticket-Preis verringert werden.
Radwege sollen verbessert und vermehrt angelegt werden, ein Leihfahrradsystem soll eingeführt werden.
Bis auf Busse und Taxis soll die Hauptstraße autofrei sein, für die Autobahn im städtischen Bereich soll ein Tempolimit gelten.
Eine kommunale Steuer für Einweg-Produkte wie Pappbecher und Plastiktüten in Bäckereien und Einkaufsmärkten soll eingeführt werden.
Ökologisch nachhaltige und unverpackte Produkte sollen subventioniert werden, das sogenannte "Containern" soll legalisiert werden.
Der Energiebedarf von städtischen Einrichtungen soll durch erneuerbare Energieträger gedeckt werden. Kontrollen sollen verhindern, dass Betriebe ungestraft Chemikalien oder Schmutzstoffe in Kanalisation oder Gewässer leiten.
Steinflächen und kahle Straßenränder sollen begrünt werden, Wildblumenwiesen Lebensraum für gefährdete Insekten bieten.
Energetische Sanierungen sollen forciert werden, Baugenehmigungen und Bebauungspläne durch den Klimarat überprüft werden. Innerstädtische Verdichtung muss Vorrang genießen.
Sie war sachlich richtig: Die aktuelle Viertelstunde bietet Raum für Fragen, nicht für Forderungen.
Sein Einwand war berechtigt. Ich empfand seine Unterbrechung aber als unverschämt.
Kommen wir zu den Forderungen: Bei einigen sind Gemeinderat und Stadtverwaltung die falschen Ansprechpartner.
Das kann sein. Wir sind ja aber keine Spezialisten, wir haben nur Vorschläge geäußert. Wenn man uns den richtigen Ansprechpartner nennt, wenden wir uns an diesen.
Gab es schon Reaktionen?
Ja. Manche Stadträte haben uns bekräftigt.
Das anschließende Gemurmel unter den Räten war aber nicht nur positiv zu deuten.
Das durchschnittliche Stimmungsbild war wohl eher negativ. Aber damit haben wir gerechnet.
Was erhoffen Sie sich mittel- und langfristig?
Wir hoffen auf Gespräche. Und dass wir eine Veränderung bewirken können.
Was plant die "Fridays for Future-Bewegung" noch?
Wir planen einmal im Monat eine Demonstration während der Schulzeit. Wir wollen da am Ball bleiben.
Und darüber hinaus?
Die drei restlichen Freitage im Monat planen wir Aktionen am Nachmittag. Diese Woche soll voraussichtlich um 16 Uhr am "Wächter" ein Infostand organisiert werden. Darüber hinaus sind aber auch Mahnwachen, Fahrradtouren oder ein Workshop über vegane Ernährung vorstellbar.
Was ist der Hintergrund der Aktionen am Nachmittag?
Wir erhoffen uns, dass mehr Leute kommen. Und dass die Schulen weniger Widerstand leisten. Häufig wird uns vorgeworfen, dass Kinder und Jugendliche nur die Schule schwänzen würden. Aber darum geht es nicht. Und die Bewegung soll nicht von der Diskussion über diesen einen Punkt erdrückt werden.